Gelsenkirchen. Wir haben vor dem Bundesliga-Auftakt in Bremen mit Roman Neustädter vom FC Schalke 04 über Veränderungen und Kommunikation gesprochen.
Ein Verlierer der Vorbereitung? Andre Breitenreiter, Trainer des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04, droht bei der Frage unwirsch zu werden. „Er ist kein Verlierer. Roman genießt bei uns eine hohe Wertschätzung. Er ist ein sehr guter Typ und er wird viele Spiele für uns machen“, sagt Breitenreiter und schließt einen Verkauf des 27-Jährigen aus. Der äußert sich im Interview über seine Perspektiven.
Herr Neustädter, sind Sie in der vergangenen Nacht auch extra aufgestanden, um den Sternschnuppen-Regen zu sehen?
Roman Neustädter: (schmunzelt) Ich habe davon gehört, aber ich habe im Urlaub einige gesehen, als ich zelten war. Das hat mir gereicht.
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Und was haben Sie sich gewünscht?
Neustädter: Ich wünsche mir in erster Linie viel Gesundheit für mich und meine Familie. Dass ich noch sehr viel positive Dinge erleben darf.
Sie haben keine Fußball-Wünsche?
Neustädter: (lacht) Ich nenne doch keine konkreten Wünsche. Die Wünsche, die ich habe, bleiben geheim, sonst gehen sie ja nicht in Erfüllung.
Verlief Ihre Saisonvorbereitung mit Schalke 04 nach Wunsch?
Neustädter: Ich denke, wir haben eine sehr gute Vorbereitung gespielt. Jeder einzelne Spieler ist auf gutem Niveau und wir finden als Mannschaft immer besser zueinander. Wir sind fit und haben auch durch das Spiel im DFB-Pokal gegen den MSV Duisburg Selbstvertrauen getankt. So müssen wir weitermachen.
Der Neustart auf Schalke ist also geglückt?
Neustädter: Es bringt nichts, zurück zu schauen. Man muss die Lehren aus so einer Saison ziehen - und das haben wir gemacht. Jetzt müssen wir zeigen, dass wir es besser können, dass wir uns verändert haben, dass wir viel positiver geworden sind.
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Täuscht der Eindruck oder hat sich Ihre Situation verändert: Vom gesetzten Spieler mit den meisten Einsätzen zum Reservisten? Sind Sie sogar ein Verlierer der Vorbereitung unter dem neuen Trainer?
Neustädter: Das denke ich gar nicht. Wir haben doch erst ein Spiel gespielt und einen auch in der Breite sehr guten Kader. Wir haben eine lange Saison vor uns, in der jeder Spieler gefragt sein wird. Es geht nur so, dass man als Mannschaft auftritt. Das gilt besonders für die, die in ein paar Spielen vielleicht nicht von Anfang an spielen. Es bringt nichts, wenn die ersten Elf gut drauf sind und der Rest macht negative Stimmung. Jeder Spieler wird gebraucht.
Kleben Sie an Ihrer Position im defensiven Mittelfeld?
Neustädter: Ich bin flexibel. In der Vorbereitung habe ich in der Innenverteidigung und auf der Sechs gespielt und das gut gemacht. Der Trainer redet viel mit einem, jeder hat das Gefühl, dass er dabei ist. So muss es sein.
Ist das anders als etwa unter Trainer Roberto Di Matteo?
Neustädter: Jeder Trainer hat seine eigene Philosophie. Andre Breitenreiter ist so, dass er offen ist, dass er mit Spielern darüber redet, was er vor hat und ob wir uns gut dabei fühlen. In unserer Mannschaft sind zig junge Spieler, deshalb tut uns die viele und gute Kommunikation mit dem kompletten Trainerteam gut.
Unterstützen Sie Konkurrenten um einen Position, wie Johannes Geis?
Neustädter: Natürlich, wir sitzen in der Kabine nebeneinander und ich freue mich, wenn er gut spielt. Für mich gibt es nur eins: Positiv denken! Sonst würde ich mich kaputt machen. Das habe ich früher vielleicht anders gemacht, als ich noch relativ jung war, aber die Zeit ist vorbei. (grinst)
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Fiel Ihnen das vor dem Pokalspiel in Duisburg nicht schwer, als Sie plötzlich nicht in der ersten Elf standen?
Neustädter: Gar nicht. Wenn fünf oder sechs Spieler den Kopf hängen lassen, weil sie nicht spielen, bringt das keinen weiter. Das bremst die Mannschaft in ihrer Entwicklung. Und ich bin nicht der Typ, der sein Ego nach vorne stellt. Ich will mit der Mannschaft immer Erfolg haben.
Was wäre nach 34 Spieltagen eine erfolgreiche Saison für Sie?
Neustädter: Mein Ziel ist es, dass ich morgen ein gutes Training mache, dass ich gesund bleibe und am Samstag mit nach Bremen fahre. 34 Spieltage… Ich denke gar nicht so weit, weil man zu viele Gedanken daran verschwendet und vergisst, was im Moment passiert.
Verschwenden Sie auch keine Gedanken mehr an die vergangene Saison, in der Sie zwar fast immer spielten, aber von den Fans sehr kritisch gesehen wurden?
Neustädter: Ich kann auf meiner Position kein Risiko spielen. Wenn ich sehe, dass auf der nächsten Position einer frei ist, spiele ich ihm den Ball zu. Ich spiele sachlich und versuche, meine Aufgaben bestmöglich zu erfüllen.
Bei den Fans stecken Sie offensichtlich in einer Schublade. Im Trainingslager entlud sich der Zorn Weniger auch an Ihnen. War es für Sie selbstverständlich die Pöbler am Zaun sofort zur Rede zu stellen?
Neustädter: Ich habe die Fans einfach nur gefragt, was los sei. Mit mir kann man über alles offen reden. Ich habe auch nichts gegen Kritik, ich bin sogar sehr selbstkritisch. Aber beschimpfen lassen muss ich mich nicht, nur weil ich am Ende der schnellsten Gruppe laufe.
Beschimpfungen seitens der Fans waren auch in der Rückrunde der vergangenen Saison an der Tagesordnung. Erlebt die Bundesliga ab Samstag ein neues Schalke?
Neustädter: Ja, wir wollen als Mannschaft auf jeden Fall ein neues Gesicht zeigen. Wir wollen versuchen, die Fans mitzureißen und attraktiveren Fußball zu spielen. Wir wollen mehr agieren als reagieren.
Ihr Vertrag läuft im Sommer 2016 aus – dann müsste es ja bereits erste Gespräche gegeben haben. Oder?
Neustädter: 2016… Nein, bisher noch nicht. Ich bin dem Verein deshalb aber nicht böse. Nach der vergangenen Saison gab es andere Baustellen, die wichtiger waren als einzelne Personen, bei denen der Vertrag 2016 ausläuft. Wir haben gerade in dieser Vorbereitung gelernt, dass die einzelnen Interessen im Hintergrund stehen müssen. Und über allem steht der mannschaftliche Erfolg. Es ist noch genug Zeit zu reden.