Essen. Schalke streitet um die Macht im Aufsichtsrat. Vor dem Landgericht legte der suspendierte Axel Hefer seinen SMS-Verkehr mit Clemens Tönnies offen.
Das Verfahren um die befristete Suspendierung von Axel Hefer (38) aus dem Aufsichtsrat des Fußball-Bundesligisten Schalke 04 zieht weite Kreise. Am Donnerstag trafen sich beide Parteien, wie von dieser Zeitung exklusiv berichtet, vor dem Landgericht Essen: Das Urteil von Richterin Regine Dechamps wird am Freitag verkündet. Am Donnerstag wurden aus in der Szene kundigen Juristenkreisen jedoch Vermutungen laut, dass es im Kern des Streitfalls darum gehe, in Schalkes Aufsichtsrat „die Machtverhältnisse zu ändern”.
Es geht um den Schalker Eilausschuss um Clemens Tönnies
Hefer erklärte vor Gericht, der Eilausschuss im Aufsichtsrat um den Vorsitzenden Clemens Tönnies habe im vergangenen Geschäftsjahr mit einer Ausnahme über alle Vorgänge entschieden – nicht nur über die zeitlich dringlichen. Da Hefer diesem Ausschuss, der sich auch mit Transferfragen beschäftigt, nicht angehört, fühlte er sich bei den Beschlüssen offenbar ausgeschlossen. Er ließ daher ein externes Gutachten über die Geschäftsordnung des Aufsichtsrates anfertigen und verstieß damit nach Ansicht von Schalkes Anwalt Dr. Till Wegmann gegen seine „Verschwiegenheitspflicht.” Hefer habe sich nicht so verhalten, wie es die Schalker Satzung vorschreibt – deswegen wurde er vom Ehrenrat des Klubs für drei Monate aus dem Amt suspendiert.
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Es war tatsächlich genau 9.04 Uhr, als sich am Donnerstag die Tür zum Saal 102 des Essener Landgerichts öffnete: Schalke gegen Schalke – Aufsichtsrats-Mitglied Axel Hefer (38) zog gegen die Königsblauen zur Klage wegen seiner dreimonatigen Suspendierung aus dem Amt. Hefer war mit seiner Rechtsanwältin Dr. Gabriel erschienen – Schalke ließ sich durch seinen Anwalt Dr. Wegmann vertreten. Und der fasste den S04-Aufsichtsrat a.D. nicht gerade mit Samthandschuhen an.
Es ging darum, ob Hefer die Spielregeln der Schalker Vereinssatzung eingehalten hatte, als er von einer externen Kanzlei ein Gutachten über die Geschäftsordnung des Aufsichtsrates anfertigen ließ. Hat er – argumentierte Hefers Anwältin Dr. Gabriel: „Es muss einem Aufsichtsratsmitglied möglich sein, sich Rechtsrat einzuholen.” Hat er nicht – sagte Dr. Wegmann. Durch die Weitergabe von Informationen zur Erstellung des Gutachtens könnten interne Informationen nach außen dringen.
Es gab einen Vermittlungsversuch von Schalke-Boss Tönnies
Hefer habe sich im Rahmen seiner Aufsichtsrats-Tätigkeit „sehr agil, um nicht zu sagen: aggressiv” verhalten, erklärte Professor Klaus Bernsmann, Mitglied des Schalker Ehrenrates, am Donnerstag im Gespräch mit der WAZ. Deswegen habe der Ehrenrat als Schlichtungsstelle des Vereins einen Brief an Hefer geschrieben. Inhalt laut Bernsmann: „Wir haben das Gefühl, Sie haben gegen die Satzung verstoßen.” Hefer habe darauf per Mail sinngemäß geantwortet, dass dies so sein könne. Nach Angaben von Bernsmann, der auch Professor für Strafrecht ist, hätte Hefer eine Verwarnung akzeptiert – der Ehrenrat hielt jedoch eine Sperre auf Zeit für angemessen.
Darum geht es bei dem Streit
Im Schalker Aufsichtsrat gibt es mehrere Abteilungen: So den Wirtschaftsausschuss, die Belegprüfer oder den Eilausschuss – und um den geht es vor allem.
Im Eilausschuss werden dringende Entscheidungen getroffen, ohne dass alle Mitglieder zurate gezogen werden. Axel Hefer stellt da auch die Haftungsfrage.
Unstrittig ist, dass es während der Prüfung durch den Ehrenrat einen Vermittlungsversuch von Schalkes Aufsichtsratschef Clemens Tönnies gab – Hefer zitierte dafür vor Gericht aus seinem SMS-Verkehr mit „CT”. Die Vermittlung lehnte Hefer jedoch ab, weil er keine Einflussnahme Dritter auf das Verfahren mit dem Ehrenrat haben wollte. Schalke wirft dem Hagener freilich vor, dass er nach dem Urteil des Ehrenrates das Gericht angerufen hat, anstatt sich noch einmal mit Vorstand und Aufsichtsrat in Verbindung zu setzen. Schalke-Anwalt Wegmann vor Gericht: „Die Satzung will genau das vermeiden, was hier gerade stattfindet. Nämlich, dass Interna in der Öffentlichkeit diskutiert werden.”
Unter den Zuschauern im Gerichtssaal war übrigens auch Thomas Wiese – ein weiteres Schalker Aufsichtsrats-Mitglied. Dass der mit der Prozessführung von Schalke-Anwalt Wegmann nicht konform ging, konnte man ihm deutlich anmerken.