Gelsenkirchen. Turbulentes Wochenende bei Schalke 04: Die Königsblauen holten Franco Di Santo aus Bremen. Doch Juventus Turin verstärkt das Werben um Julian Draxler.

Eine richtig gute Nachricht verkündete der FC Schalke 04 am Samstagvormittag. Leroy Sané, ein Top-Talent mit prächtiger Perspektive, hat seinen ursprünglich bis 2017 datierten Vertrag vorzeitig bis 2019 verlängert. Das Wechsel-Angebot eines englischen Klubs für eine Ablöse im zweistelligen Millionenbereich ignorierten die Königsblauen. Denn sie wissen: Sollte der 19-jährige Offensivspieler in seiner bisher erstaunlichen Entwicklung nicht dramatisch zurückfallen, dürften sie noch viel Freude an ihm haben.

Werder ist verärgert über Schalke-Zugang Di Santo

Ebenfalls am Samstagvormittag ließ sich Franco Di Santo ein letztes Mal bei Werder Bremen blicken. Er nahm nicht mehr am Training teil, sondern er war gekommen, um sich zu verabschieden: Denn am selben Tag stand für ihn der medizinische Check bei Schalke 04 an, die letzte Hürde vor einem Wechsel, auf den sich der Spieler und sein neuer Verein längst geeinigt hatten. Am Abend gab Schalke den Transfer des argentinischen Angreifers, der auch einen italienischen Pass besitzt, offiziell bekannt: Der 26-Jährige unterschrieb einen Vierjahresvertrag.

Das ist Franco Di Santo

Franco Di Santo (26) stürmte in Europa bisher für den FC Chelsea (2008/2009, 8 Spiele/0 Tore), die Blackburn Rovers (2009/2010, 22/1) und Wigan Athletic (2010 bis 2013, 91/14) in der Premier League. 2013 wechselte er nach Deutschland und traf für Werder in 49 Bundesligaspielen 17-mal. Werder verpflichtete Di Santo ablösefrei.

Damit wurde die Vertragsverlängerung mit Leroy Sané zur Nebensache degradiert. Denn dass die Schalker den in der vergangenen Saison mit 13 Treffern erfolgreichsten Bremer Torschützen abwerben konnten, war ein spektakulärer Vorgang, der bei Werder für Verärgerung auf Di Santo und dessen Berater sorgte. „Es war vereinbart, dass uns früh signalisiert wird, ob er bleiben möchte oder nicht“, klagte Geschäftsführer Thomas Eichin. „Jetzt ist alles sehr kurzfristig. Von diesem Verhalten bin ich nicht begeistert.“

Werder hatte sich mächtig gestreckt und Di Santo ein Angebot zur Vertragsverlängerung mit drei Millionen Euro Jahresverdienst unterbreitet, der Torjäger aber machte von seiner Ausstiegsklausel Gebrauch: Für sechs Millionen Euro Ablöse konnte er wechseln, auf Schalke soll der dreimalige argentinische Nationalspieler vier Millionen Euro pro Saison verdienen.

Am Sonntag fuhr Di Santo mit seinen neuen Kollegen zu einem viertägigen, nicht öffentlichen Kurztrainingslager ins westfälische Halle, an diesem Montag könnte er im Testspiel ab 18 Uhr gegen den FC Porto in Gütersloh bereits erstmals für die Blau-Weißen auflaufen. „Wir sind sehr froh, dass sich Franco für uns entschieden hat“, sagt Schalkes Manager Horst Heldt. „Er ist genau der Spielertyp, den wir für den Angriff gesucht haben.“

Schalke und Juve - es geht um die Höhe der Ablöse

Alles rosig also auf Schalke? Nun ja, nicht ganz. Denn es ist nicht unwahrscheinlich, dass Julian Draxler, ein Junge mit Schalker Stallgeruch, noch vor dem Saisonstart zu Juventus Turin wechseln wird. Italienische Medien verkündeten am Wochenende bereits einen Vollzug – verfrüht. „Es gibt keine Einigung“, betont Draxlers Berater Roger Wittmann. „Wenn der Julian sich das vorstellen könnte, dann müssten sich noch alle Parteien einig werden.“

Dass der 21-jährige Nationalspieler einen Wechsel zu einem europäischen Top-Klub anstrebt, ist kein Geheimnis mehr. Nach der aus verschiedenen Gründen schwachen letzten Saison wäre der seit geraumer Zeit stagnierende Hochbegabte Schalke eigentlich mal ein komplett gutes Spieljahr schuldig, doch Juve wird seine Zusage längst haben. Ein Indiz dafür ist, dass die Italiener beim Schalker Manager um einen Termin gebeten haben. „Ich mache mit denen aber keinen Termin, bevor ich nicht ein Angebot habe“, erklärt Horst Heldt im Gespräch mit dieser Zeitung. „Erst wenn ich das gesehen habe, entscheide ich mich, ob ich mich mit denen an einen Tisch setze oder nicht.“

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Heldt ist der entscheidende Mann in diesem Gerangel. „Dass wir Jule nicht abgeben wollen, ist doch selbstverständlich“, betont er zwar. Die Frage aber wird sein, ab welcher Höhe der angebotenen Ablösesumme Heldt schwach wird – oder schwach werden muss. Denn nach wie vor ist Schalke 04 trotz des erkennbar eingeschlagenen Konsolidierungskurses hoch verschuldet, zudem fehlen in der kommenden Saison Champions-League-Einnahmen. Sollte der italienische Meister mehr als 30 Millionen Euro bieten, dürfte er daher gute Chancen besitzen, seinen Wunschspieler verpflichten zu können.

In diesem Fall würde Schalke voraussichtlich doch noch die Angel nach dem Schweizer Xherdan Shaqiri von Inter Mailand auswerfen, der frühere Münchener soll für rund 15 Millionen Euro zu haben sein. Auf jeden Fall wollen es die Schalker verhindern, dass ein Verlust von Julian Draxler die auch durch den neuen Trainer André Breitenreiter entfachte Aufbruchstimmung dämpfen könnte.