Gelsenkirchen. . Der italienische Top-Klub Juventus Turin ist an Julian Draxler herangetreten. Aber will der Schalker wirklich wechseln? Und wie ersetzt ihn der S04?
Julian Draxler möchte in diesem Sommer nicht viel reden. Zu oft hatte er in der Vergangenheit Fragen beantworten müssen, die sich vor allem um seine Zukunft drehten. Dass er sich damit nicht nur Freunde gemacht und es der Entwicklung vielleicht sogar geschadet hat, weiß der 21 Jahre alte Mittelfeldspieler vom Fußball-Bundesligisten Schalke 04 inzwischen selbst. In diesem Jahr möchte sich Draxler daher vor allem auf das Fußballspielen konzentrieren.
Nun aber wird sich der Weltmeister von 2014 zumindest Gedanken über den weiteren Verlauf seiner Karriere machen müssen. Denn Juventus Turin, immerhin der Champions-League-Finalist der vergangenen Saison, hat Interesse an seiner Verpflichtung angemeldet und dabei den offiziellen Weg beschritten. „Die Turiner haben seriös angefragt, ob sie sich mit dem Berater von Julian treffen können“, berichtet Schalkes Manager Horst Heldt im Gespräch mit dieser Zeitung: „Und dem haben wir zugestimmt.“ Eine andere Antwort hätte den Sachverhalt nicht verändert: Denn dann wären diese Gespräche halt im Verborgenen geführt worden. So ist die Branche.
Wunschziel Spanien oder England
Die Anfrage bedeutet freilich noch nicht, dass es Draxler tatsächlich zu Juventus Turin zieht: Schon einmal hatte er sich gegen einen lukrativen Auslandswechsel zum FC Arsenal entschieden, um noch weiter auf Schalke zu bleiben – der Vertrag des gebürtigen Gladbeckers läuft noch bis 2018. Und in diesem Frühjahr hatte Draxler einmal gesagt, dass er sich nach seiner von einer schweren Verletzung geprägten vergangenen Saison eigentlich nicht vorstellen könne, dieses Jahr den Verein zu wechseln.
Auch interessant
Draxlers Berater Roger Wittmann wollte sich am Dienstag auf Anfrage dieser Redaktion nicht äußern. Berichten aus Italien zufolge soll Juve-Sportdirektor Fabio Paratici, die rechte Hand von Generaldirektor Giuseppe Marotta, der Gesprächspartner von Wittmann sein. Laut italienischen Experten ist der Schalker bei Juventus, das zuvor bereits Sami Khedira verpflichtet hatte, allerdings nur zweite Wahl, nachdem Mario Götze eine Anfrage aus Turin abgelehnt hatte.
Bisher liegt Schalke kein Angebot vor
Die erste Entscheidung über einen Wechsel liegt nun bei Draxler, der eigentlich immer Spanien und England als seine Traumziele genannt hatte. Die zweite und endgültige Entscheidung trifft aber nur Schalke 04: Denn die Ausstiegsklausel, wonach der Klub seinen talentiertesten Spieler bei einem Angebot von 45,5 Millionen Euro gehen lassen muss, gilt in jedem Jahr nur bis zum 30. Juni. Nach diesem Datum ist die Ablösesumme frei verhandelbar – und Schalke könnte theoretisch alle Angebote abblocken.
Auch interessant
Indes ist es auch eine Frage der wirtschaftlichen Vernunft, bei welcher Summe ein Transfer sinnvoll wäre. Ganz sicher nicht bei dem, was sich Juve laut „Gazetta dello Sport“ vorstellen soll: Ein Leihgeschäft mit einer Kaufoption für 20 Millionen Euro. Selbst eine fixe Ablöse von 25 Millionen Euro wäre für Schalke keine Diskussionsgrundlage, um sich mit den Italienern überhaupt an einen Tisch zu setzen. „Bisher haben wir kein Angebot von Juventus vorliegen“, sagt Horst Heldt. Aber der erste Schritt ist von Juventus auf einem langen Weg nun offiziell gemacht worden.
Shaqiri wäre eine Option für Schalke
Schalkes Trainer André Breitenreiter hatte zuletzt im Interview mit dieser Redaktion noch versichert: „Ich plane zu 100 Prozent mit Julian.“ Doch weil Pläne im Fußball gerade in der Transferperiode mitunter nicht viel Wert sind, hat sich Schalke abgesichert: Zum Beispiel durch das Vorfühlen bei Ex-Bayern-Spieler Xherdan Shaqiri von Inter Mailand, der aber nur dann infrage kommt und finanzierbar wäre, wenn Draxler wirklich geht. Und das wird sich kaum noch in dieser Woche entscheiden.
Erst einmal soll ohnehin der Verkauf von Angreifer Jefferson Farfan zum Al-Jazira Club perfekt gemacht und dessen Nachfolger verpflichtet werden. Das Thema Draxler wird Schalke also so oder so noch länger begleiten.