Gelsenkirchen. . Ein Kunstschütze kommt: Die Königsblauen gewinnen das Rennen um den U-21-Nationalspieler, den auch Dortmund und Gladbach gerne geholt hätten.

Er läuft an, die Männer in der Mauer springen hoch, und als ihre Stollen wieder Rasenkontakt aufnehmen, drehen sich die Herren Abwehrspieler mit verzweifelten Blicken um – denn Johannes Geis hat den Ball gekonnt über sie hinweggezirkelt und ins Netz gesteuert. Eine solche Szene bejubelten die Fans des FSV Mainz 05 in der vergangenen Saison nicht nur einmal. In der kommenden Spielzeit aber werden sie darauf verzichten müssen: Der 21-jährige Mittelfeldspieler wird seine kunstvollen Freistöße künftig für den FC Schalke 04 schießen.

Nachdem sich eine Einigung bereits abgezeichnet hatte, gaben die Schalker am Dienstagvormittag die Verpflichtung ihres Wunschspielers bekannt. Der gebürtige Schweinfurter, derzeit für Deutschlands U-21-Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft in Tschechien am Ball, erhält einen Vierjahresvertrag bis Juni 2019. Die Ablösesumme wird bis zu zwölf Millionen Euro betragen: Zu einem Sockelbetrag in Höhe von rund neun Millionen Euro können erfolgsabhängige Zusatzprämien kommen.

Stratege im defensiven Mittelfeld

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„Wir sind sehr froh, dass sich einer der begehrtesten jungen Spieler für unseren Klub entschieden hat“, sagt Horst Heldt, und der Stolz des Schalker Managers ist berechtigt. Denn um Geis warben neben Atlético Madrid und Lazio Rom auch Borussia Dortmund und Borussia Mönchengladbach. Der defensive Mittelfeldspieler, ein Stratege mit gutem Auge und gutem Gefühl bei der Eröffnung des Spiels nach vorne, hätte verständliche Argumente gehabt, wenn er zu einer Borussia gegangen wäre: Den BVB trainiert nun sein ehemaliger Mainzer Trainer Thomas Tuchel, und mit den Gladbachern hätte er in der Champions League spielen können. Geis aber nahm das Angebot der Schalker an, die ihn nicht nur mit einem zweifelsohne guten Verdienst, sondern auch mit einer interessanten Perspektive lockten. Unter dem neuen Trainer André Breitenreiter dürfte der Neue auf der im modernen Fußball bedeutenden Sechser-Position gleich zu Saisonbeginn gesetzt sein. In Dortmund hätte sich der talentierte Profi gegen starke Konkurrenz behaupten müssen.

Überzeugende Gespräche

„Schalke hat mich fasziniert, das Stadion, die Fans“, schwärmt Geis. In der Arena wolle er „die Ärmel hochkrempeln und Gas geben“. Worte, die auf Schalke nach den vielen Enttäuschungen in diesem Jahr gerne gehört werden. „Die Gespräche mit Horst Heldt und An­dré Breitenreiter haben mich überzeugt“, erzählt Geis. „Auf Schalke kann etwas Neues entstehen, dazu möchte ich meinen Teil beitragen.“

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Komplimente erhält Geis aber auch zurück. Er sei „im zentralen defensiven Mittelfeld bereits jetzt einer der besten Profis in der Bundesliga“, meint Horst Heldt, der „seine gefährlichen Standards, sein präzises Pass-Spiel und seinen Blick für die freien Mitspieler“ hervorhebt. Dass Geis zudem sogar schon die Kapitänsrolle in Mainz übernahm, zeige, dass er schon in jungen Jahren Verantwortung übernehmen könne und wolle.

Die Schalker brauchen vor der Abwehr mehr Durchsetzungsvermögen und mehr Geschwindigkeit – die in der Rückrunde der abgelaufenen Saison zu oft formschwachen Roman Neustädter und Dennis Aogo werden sich extrem steigern müssen, wenn sie Ansprüche auf einen Platz in der ersten Elf stellen wollen. Als idealer Partner für Geis ist derzeit am ehesten Leon Goretzka vorstellbar, der mit 20 sogar noch ein Jahr jünger ist als der Neuzugang.

Die Verpflichtung von Johannes Geis bestätigt, dass es die Schalkern ernst meinen mit ihrer neu vorgegebenen Richtung. Profis mit Legionärsmentalität dürften es ab sofort schwer haben.