Gelsenkirchen. Schalkes Nachwuchschef hat viel zu tun: ein Interview über die zurückliegende Saison der U23, Erwartungen für die Zukunft - und ein anstehendes Derby.
Die Regionalliga West pausiert seit drei Wochen, Spieler wie Trainer sind im Urlaub. Nur Oliver Ruhnert weiß vor lauter Arbeit nicht, was er zuerst machen soll. Der Direktor der „Knappenschmiede“ muss von der U23 bis zur U17 die nächste Saison planen und ist natürlich auch für den Gesamtvorstand der Königsblauen ein gefragter Ansprechpartner. Zum Gespräch erscheint der 45-Jährige daher ziemlich müde, aber in Sachen Zukunftsgestaltung auf Schalke dennoch hellwach.
Oliver Ruhnert, die U23 des FC Schalke hat eine sehr wechselhafte Saison hinter sich und war lange vom Abstieg in die Oberliga bedroht. Welche Gründe gab es dafür, dass die Mannschaft von Trainer Jürgen Luginger unter den Erwartungen geblieben ist?
Oliver Ruhnert: Man muss festhalten, dass von Anfang an viele Dinge zusammen gekommen sind. Die Jungs, die aus der U19 hochgerückt sind, hatten kaum Urlaub beziehungsweise keine richtige Vorbereitung. Außerdem hatten wir von Beginn an viele Ausfälle durch Verletzungen, sowohl oben als auch in der U23, wodurch oft kein unserem Anspruch entsprechender Trainingsbetrieb möglich war. Hinzu kam die radikale Verjüngung des Kaders, wodurch sich die Mannschaft erst einmal finden musste.
Auch interessant
Warum stand der Coach nie in Frage, als es so schlecht lief?
Ruhnert: Weil Jürgen Luginger und sein Team am wenigsten für diese Entwicklung, wie ich sie hier zuvor skizziert habe, konnten. Dennoch haben wir intern besprochen, an welchen Stellschrauben wir drehen könnten, um die Situation zum Positiven zu verändern. Wir hatten den Eindruck, dass das Training gut ist und die Mannschaft in der Zusammensetzung in der Hinrunde vielleicht auch keine bessere Leistung abliefern konnte. Letztlich haben sich dann erst ab dem Frühjahr, als die personellen Voraussetzungen nach und nach besser wurden, auch die Ergebnisse eingestellt.
Wie groß ist der Anteil von Ex-Proficoach Roberto Di Matteo an der zwischenzeitlichen Talfahrt der U23? Er hat ja eher wenig Wert auf den Unterbau gelegt und sogar Spieler wie zum Beispiel Marvin Friedrich in einer Phase, als der U23 das Wasser bis zum Hals stand, lieber bei sich trainieren statt in der Regionalliga spielen zu lassen.
Ruhnert: Es wäre falsch, die Ursache darin zu suchen, welcher Profitrainer welche Prioritäten im Zusammenspiel zwischen Lizenz- und U-Bereich hat, denn schon der Saisonstart ging ja in die Hose. Wir müssen in der Planung für die Zukunft noch mehr darauf achten, dass der Kader den Anforderungen in dieser sehr starken Regionalliga West gerecht wird. Für Schalke 04 ist es wichtig, eine autarke U23-Mannschaft zu haben.
Was will der Verein daher mit Blick auf die nächste Saison ändern?
Ruhnert: Wenn man nur die letzten zehn Spiele der abgelaufenen Saison betrachtet, sind wir Meister geworden. Daher kann das Potenzial der Mannschaft nicht so schlecht sein. Spieler wie Lance Mickels, Florian Pick, Pascale Talarski, die in der Hinrunde verletzt waren, oder die im Winter verpflichteten Thomas Rathgeber sowie Tanju Öztürk waren nachher Stammkräfte. Das sind Spieler, die uns ja weiterhin zur Verfügung stehen. Mit den verbliebenen Jungs, den bisher dazu geholten fünf externen Zugängen und den Aufrückern aus der U19 werden wir eine starke Mannschaft stellen.
Auch interessant
Die nicht gegen den Abstieg spielt?
Ruhnert: Das kann man nicht von vornherein ausschließen, da in der 19er-Liga fünf Mannschaften absteigen können. Unser vorrangiges Ziel ist es daher, eine entspanntere Saison als die vergangene zu spielen und den Trend, den wir in den vergangenen Wochen gesetzt haben, am besten in die neue Saison mitzunehmen.
War nicht mal die 3. Liga das Ziel?
Ruhnert: Mittelfristig bleibt das auch unser Ziel. Wir wollen mit der U23 in die 3. Liga, spätestens wenn die Infrastruktur dafür vorhanden ist, sprich das Stadion steht und wir unsere Heimspiele hier austragen können. Darüber hinaus ist immer eine Überlegung, wohin der Weg unserer U23 generell geht.
Wollen Sie die U23 doch abschaffen?
Ruhnert: Nein! Diese Diskussionen gibt es jedes Jahr, auch jetzt gibt es wieder Vereine, die ihre U23 zurückgezogen haben. Wir haben das nicht vor, denn für uns ist die U23 wichtig.
Mit der U23 können Sie doch nächstes Jahr schöne Derbys gegen Dortmund spielen!
Ruhnert: Das ist ein zusätzlicher Anreiz und sicher eine weitere Aufwertung für die Regionalliga West.
Auch interessant
Welcher Spieler aus der U23 spielt denn nächstes Jahr in der Bundesliga – Lance Mickels?
Ruhnert: Ich möchte nicht gerne einzelne Spieler nennen, aber einige durften sich ja schon oben im Training präsentieren. Der von Ihnen angesprochene Lance Mickels hat dort zum Beispiel ein positives Feedback erhalten. Generell ist es bei uns ja so, dass sich Spieler aus dem eigenen Nachwuchs immer wieder oben zeigen können und eine gute Chance auf den Sprung in den Profibereich haben.
Und wann hat der ältere Schalker Nachwuchs endlich eine eigene Heimat, die kleine Arena auf dem Gelände des Parkstadions?
Ruhnert: Die Planungen sind bereits weit vorangeschritten und wir hoffen, dass wir bald dort auflaufen können.