Gelsenkirchen. Die Fans des FC Schalke 04 äußerten beim enttäuschenden 0:0 gegen den SC Freiburg lautstark ihren Unmut. Wir haben die Stimmen zum Spiel gesammelt.
Sie feuerten ihre Mannschaft 85 Minuten lang an, so langweilig das Spiel auch war. Dann hatten die Fans des FC Schalke 04 aber genug gesehen. Als im Spiel gegen den SC Freiburg eigentlich eine feurige Schlussphase hätte folgen müssen, riefen sie laut: "Wir wollen Euch kämpfen sehen!!!" Doch sie konnten ihre Mannschaft nicht mehr entscheidend nach vorne peitschen, am Ende stand es 0:0. Als die Spieler sind für die Unterstützung bedankten, gab es laute Pfiffe.
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Der eingewechselte Julian Draxler fand das nicht schlimm: "Wir wissen, dass alle Fans nur das Beste für den FC Schalke 04 wollen und dass es nicht böse gemeint ist. Die Fans haben das gute Recht, ihren Unmut zu äußern." Auch Manager Horst Heldt zeigte großes Verständnis für die Unzufriedenheit der Zuschauer und fand gleichzeitig lobende Worte: „Die Fans haben auch heute versucht, die Mannschaft nach vorn zu pushen." Trainer Roberto Di Matteo ergänzte: "Natürlich können wir nachvollziehen, dass unsere Zuschauer nicht glücklich sind."
Was Schalke-Kapitän Benedikt Höwedes störte
Kapitän Benedikt Höwedes störte ein wenig, dass einige Fans den Spielern offenbar den Kampfgeist absprachen: „Wir haben nicht viel kreiert, aber wir haben uns bemüht. So etwas lässt sich leicht sagen, wenn wir gegen den SC Freiburg nicht viele Torchancen kreieren und wenig Spielfreude zeigen, Aber jeder hat seine eigene Sichtweise auf so ein Spiel.“ Auch Joel Matip fand die kämpferische Leistung seines Teams okay: „Von außen kann man das vielleicht verstehen. Wenn man auf dem Platz steht, will ich keinem die Bemühungen absprechen. Klar wirkt es von außen nicht ganz so motiviert, wenn man nicht so schnell nach vorn spielt. Aber daran hat es nicht gelegen.“ Manager Heldt hingegen wunderte sich nicht über den Sprechchor der Fans: "Wenn die Enttäuschung da ist, habe ich absolutes Verständnis für so einen Gesang.“
Wir haben die Stimmen zum Spiel gesammelt.
Roberto Di Matteo (Trainer FC Schalke 04): „Ich glaube, dass wir in der ersten Halbzeit zu langsam gespielt haben. Es war nicht genügend Bewegung in unserem Spiel, um die Räume zu schaffen, um den Gegner zu verschieben. Freiburg hat mit allen Spielern hinter dem Ball gestanden. Da ist es schwierig, Räume zu schaffen, wenn man nicht viel Bewegung im Spiel hat. Wir hatten ein paar Chancen in der ersten Halbzeit, aber ich glaube, nicht zwingende. In der zweiten Halbzeit haben wir viel besser angefangen, mehr Druck gemacht, sind ein bisschen Risiko gegangen. Bürki hat nach einem Schuss von Meyer und einem Kopfball von Choupo-Moting zwei super Paraden gemacht. Am Schluss hatten wir 21 Torschüsse, aber nur sechs gingen aufs Tor. Um das Spiel zu gewinnen, müssen wir mehr zwingende Chancen herausspielen, um ein Tor zu machen.
Di Matteo über das Foul an Max Meyer in der 26. Minute: "Wenn man einen Elfmeter für Freiburg gibt, war es dieselbe Situation an Meyer. Da hätte man auch Elfmeter geben können.“
Di Matteo über die zuletzt lange verletzten Spieler: „Es ist ein positives Signal, dass sie wieder zur Verfügung stehen. Natürlich brauchen sie jetzt ein paar Spiele, um in den Rhythmus zu kommen. Aber das gibt Konkurrenzkampf in der Mannschaft, und für mich als Trainer Optionen. Es war zum Beispiel gut zu sehen, dass Julian Draxler wieder dabei ist. Jefferson Farfan hat fast das ganze Spiel absolviert, Sead Kolasinac das ganze.“
Di Matteo über Bankdrücker Kevin-Prince Boateng: „Wir sind in der zweiten Halbzeit ein bisschen mehr Risiko eingegangen, haben dem Gegner mehr Raum gelassen. Wir hatten genügend offensive Spieler auf dem Platz, um ein Tor zu schießen. Am Schluss wollte ich das Spiel aber nicht noch verlieren."
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Horst Heldt (Manager FC Schalke 04): „Die Enttäuschung ist maßlos. Wir waren in der ersten Halbzeit zu statisch. Wir haben zu pomadig von hinten rausgespielt, haben zu lange dafür gebraucht, die erste Verteidigungslinie der Freiburger mit den beiden Stürmern zu überspielen. Wir waren nicht flexibel genug. Die Spieler haben keine Positionswechsel gemacht, was man machen muss, wenn ein Gegner gut steht wie Freiburg. Wir haben uns zu wenig bewegt und deshalb zu wenig Chancen kreiert. Das wurde zwar in der zweiten Halbzeit ein bisschen besser, aber es hat nicht gereicht, um als Sieger vom Platz gehen. Berechtigterweise.“
Heldt über die fehlende Bewegung im Spiel: "Ich kann nicht in jeden Kopf hineinschauen, warum in einer bestimmten Situation das ein Spieler nicht macht. Man kann es auch nicht an einem einzelnen Spieler festmachen. Man muss Positionen tauschen, muss mal woanders auftauchen, um den Gegner zu verwirren. Macht man es nicht, ist das für den Gegner einfach zu verteidigen. Deshalb kreiert man nicht genügend Chancen, um am Ende etwas daraus zu machen. In der zweiten Halbzeit hatten wir sicherlich die eine oder andere Möglichkeit. Bürki hat er zweimal super pariert, trotzdem ist es zu wenig.“
Benedikt Höwedes (Kapitän FC Schalke 04): „Wir haben über weite Teile des Spiels vieles vermissen lassen, haben nicht die Spielfreude entwickeln, nicht die Torchancen herausspielen können, wie wir uns das vorgestellt haben. Uns fehlte die Leichtigkeit im Spiel, haben nicht die Bälle gefordert, um Situationen zu kreieren, die gefährlich sind. Die letzte Flanke, die kommen muss, der letzte Laufweg, dass man riechen muss, wo der Ball runterkommt. Das sind Kleinigkeiten, die entscheiden, ob du so ein Spiel gewinnst. Zu Hause gegen Freiburg muss viel mehr passieren. Wir brauchten einen Hallo-wach-Effekt nach dem verschossenen Elfmeter, um noch einmal Druck aufzubauen. Dann fehlte uns aber die letzte Konsequenz, das Tor zu machen. Wir hatten Glück, dass Freiburg den Elfmeter nicht verwandelt hat. Außerdem hat es Freiburg defensiv sehr ordentlich gemacht und richtig gut gegen den Ball gearbeitet. Damit haben sie uns nicht viele Möglichkeiten gegeben, zur Entfaltung zu kommen.“
Höwedes über die Rückkehrer: „Natürlich freuen wir uns, dass ein paar Spieler zurückkommen, auch Spieler mit großer Qualität. Aber sie brauchen Zeit. Man kann nicht von 0 auf 100 sofort große Spiele machen. Wir müssen den Spielern Zeit geben, ihren Rhythmus zu finden."
Höwedes über die eigene Vertragssituation: „Ich bleibe bei dem, was ich gesagt habe. Ich gucke, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Im Moment mache ich mir keinen Kopf.“
Julian Draxler fit für "15, 20 Minuten Vollgas" auf Schalke
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Julian Draxler (FC Schalke 04): „Für mich persönlich war das Spiel ein Erfolgserlebnis, ich hatte keine Schmerzen mehr. Ich hatte dem Trainer angedeutet, dass ich fit für 15 bis 20 Minuten Vollgas bin. Jetzt muss ich schauen, wie der Körper reagiert, wie ich nächste Woche drauf sein werde. Natürlich wurde der Tag getrübt von der Punkteteilung mit Freiburg. Das hatten wir uns anders vorgestellt. Deshalb bin ich bedingt zufrieden. Ich glaube nicht, dass wir so überlegen waren, dass wir hätten gewinnen müssen. Im Endeffekt hat sich Freiburg den Punkt verdient.“
Draxler über die Gründe für die sportliche Krise: „Schwer zu sagen. Ich habe dreimal mit der Mannschaft trainiert, dazu kommt heute der Einsatz. Ich bin da noch ein bisschen weit weg, um darüber urteilen zu können. Fakt ist, dass wir auf dem Platz zu wenig Kreativität zeigen, zu wenig Aktionen haben, um vorne aktiv zu werden. Das müssen wir schnellstens in den Griff kriegen.“
Draxler über die persönliche Perspektive: „Bei Schalke zu spielen, ist immer attraktiv (lacht) .“
Draxler über die eigene Leistung: „Ich war glücklich, dass ich wieder gespielt habe. Klar, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Aber ich habe die Arbeit auf meiner Seite verrichtet, wie es ein gesunder Spieler tut. Darüber bin ich erstmal froh. Von meiner Topform bin ich noch ein gutes Stück entfernt."
Draxler über seine Rolle als Hoffnungsträger: „Die Hoffnung, dass ich reinkomme und zwei Tore mache, hatte ich selber nicht wirklich. Ich freue mich, dass die Fans große Hoffnungen in mich setzen, aber ich muss betonen, dass ich lange nicht da bin, wo ich hin will und die Hoffnung dämpfen muss.“
Joel Matip (FC Schalke 04): „Wir hatten uns alle mehr erhofft. Natürlich wollen wir alle schnell nach vorn spielen. Woran es gelegen hat, werden wir analysieren, damit wir es beim nächsten Mal besser machen können. Wir haben uns halt schwer getan. Die Freiburger haben das gut gemacht. Sie können auch Fußball spielen und verteidigen.“ (aufgezeichnet von Andreas Ernst)
Schwache Schalker bei 0:0
So analysieren die Freiburger das 0:0 auf Schalke
Christian Streich (Trainer SC Freiburg): „Natürlich hätten wir den Elfmeter gerne reingemacht. Dann glaube ich, dass wir das Spiel mit ein bisschen Glück hätten gewinnen können. Aber ich bin zufrieden mit dem Punkt und sehr zufrieden mit der Mannschaft. Es ist erfreulich gewesen, dass wir die 90 Minuten so kompakt geblieben sind – im Gegensatz zu den Spielen gegen Köln und Wolfsburg, da haben wir es nur eine Halbzeit richtig gut gemacht. Schade ist, dass wir die Räume, die entstanden sind in der zweiten Halbzeit, zwar gut genutzt, aber das Tor nicht gemacht haben."
Streich über die Leichtigkeit, den Punkt zu holen: „Es ist uns heute nicht leicht gefallen und nicht leicht gemacht worden. Wir haben es nie leicht in einem Bundesligaspiel."
Streich über die Verbesserungsansätze für die kommenden Wochen: „Der Ansatz ist, dass du die Leistung über 90 Minuten stabilisierst. Das ist uns heute gelungen - in einer guten Art und Weise. Man muss sehen, dass wir einen riesigen läuferischen Aufwand betreiben. In der 80. Minute macht Günter einen 60-Meter-Sprint, übersieht aber Admir Mehmedi, der den Ball nur noch einschieben muss. Günter war einfach schwarz vor Augen - und dann siehst du nicht mehr, dass einer nebenan freisteht. Der Ansatz muss sein, dass niemand denken darf, dass wir ohne Probleme den Klassenerhalt schaffen. Ich habe immer gesagt: Wer Paderborn abschreibt, schaut nicht genau hin. Heute haben die Paderborner gewonnen. Es wird ein gnadenloser Kampf bis zum letzten Spieltag.“
Roman Bürki (SC Freiburg): „Ein Punkt auf Schalke ist nach diesem Spiel okay. Es war wichtig für uns, dass wir kein Gegentor bekommen. Die Mannschaft macht es mir auch einfach. Zwei, drei Bälle musste ich halten – dafür bin ich aber da.“
Bürki über den Elfmeter: „Einen Elfmeter kann man auch mal verschießen. Alle wissen, dass Julian es besser kann. Aus dem Spiel heraus hatten wir ein, zwei Aktionen, die wir nicht durchspielen.“
Bürki über die Tabelle: „Wir sind noch unter Spannung. Wir müssen alles geben, sonst reicht es nicht.“
Julian Schuster (SC Freiburg): „Schade! Wenn ich den Elfmeter verwandle, holen wir hier drei Punkte. Ich nehme das auf meine Kappe und habe mich bei der Mannschaft entschuldigt. Wir habe eine tolle Leistung gezeigt, hätten uns aber dafür belohnen müssen. Wir standen relativ stabil. Es ist klar, dass eine Mannschaft mit dieser Offensivqualität wie sie Schalke hat auch mal ein, zwei Chancen bekommt.“
Schuster über den Elfmeter: „Ich wollte ihn nach rechts unten schießen.“