Augsburg. Ein Platz in der Europa League ist für Schalke nun das Maß aller Dinge. Es ist grob fahrlässig, dass die Bosse immer noch nach oben schielen. Ein Kommentar.

Natürlich wählten die Chefs des FC Schalke 04 nach dem mageren 0:0 beim FC Augsburg am Ostersonntag Durchhalteparolen. "Am Ende wird abgerechnet", sagte Trainer Roberto Di Matteo. Manager Horst Heldt erklärte: "Es ist falsche Zeitpunkt, um alles hinzuschmeißen." Die Realität ist aber hart: Die Champions-League-Qualifikation kann Schalke vergessen. Es geht nur noch darum, den GAU zu verhindern. Denn nicht einmal ein Platz in der Europa League ist sicher.

Noch sind die Schalker Tabellenfünfter. Dass sie aber immer noch mit einem Auge nach oben schielen, ist grob fahrlässig. Bayer Leverkusen steht mit acht Punkten Vorsprung auf Platz vier, der Dritte Borussia Mönchengladbach hat sogar zehn Punkte mehr als S04. Beide Mannschaften spielen schön und konstant - trotz Doppelbelastung.

Königsblauer Fußball - derzeit selten schön anzuschauen

Und die Schalker? Drei Punkte stehen sie nur noch vor dem Tabellensiebten 1899 Hoffenheim. In der Rückrundentabelle sind sie Zehnter, haben in zehn Spielen nur neun Treffer (!) erzielt. Im Sturm herrscht Flaute: Klaas-Jan Huntelaar und Eric Maxim Choupo-Moting warten noch auf ihr erstes Rückrundentor. Der königsblaue Fußball ist nur selten schön anzuschauen, das formidable 4:3 in Madrid hat etwas die Sinne vernebelt. Denn das war ein Champions-League-Spiel.

Die Schalker sollten nicht mehr von der Königsklasse reden. Auch in der Europa League könnten sie eine zweistellige Millionensumme verdienen, wenn sie die Gruppenphase überstehen. Verpassen Sie aber das internationale Geschäft, wären die Einschnitte schmerzhaft. Stars wie Sami Khedira könnte Schalke vergessen - und Leistungsträger wie Benedikt Höwedes würden darüber nachdenken, ihre Ausstiegsklausel zu ziehen. Schalke stünde vor einem schmerzhaften Neuaufbau. Und ihren "Joker" hätten sie schon früh verspielt. Anfang 2013 sagte Finanzchef Peter Peters, Schalke könnte trotz des hohen Schuldenstands bis 2020 ein Jahr ohne internationales Geschäft verkraften. Ab der kommenden Saison hieße das: Schalke muss immer mindestens Sechster werden!

Doch selbst wenn die Königsblauen die sieben verbleibenden Spiele alle gewinnen, können sie die Punktzahl der vergangenen Saison nicht mehr erreichen. Das ist für Roberto Di Matteo keine gute Nachricht. Schon jetzt steht fest: Die Bilanz seines ersten Schalke-Jahres ist durchwachsen - so gut der Endspurt auch sein mag. Verbessert hat sich seit dem Trainerwechsel wenig.