Gelsenkirchen. Schalkes U19-Trainer hat die Fragen unserer Leser beantwortet. Er hat auch verraten, ob er Ambitionen hat, Trainer einer Profimannschaft zu werden.

Vier aktuelle Weltmeister sind durch die hohe Fußballschule von Norbert Elgert gegangen. Benedikt Höwedes, Julian Draxler, Mesut Özil und Manuel Neuer wissen, was sie ihrem U19-Trainer auf Schalke zu verdanken haben. Die vier Nationalspieler sind nicht die einzigen Profifußballer, die von der Ausbildung des 58-Jährigen profitiert haben. Am Donnerstag haben wir einem der weltbesten Ausbilder die Fragen vorgelegt, die Sie, liebe WAZ-Leser, an Norbert Elgert hatten. Heute veröffentlichen wir die Antworten.

„Hallo Norbert, trägt der Sportkomplexumbau auf Schalke positive Folgen speziell für die Jugendmannschaften bei?“ (Bastian Garz)

Norbert Elgert: „Was wir mit unseren bescheidenen Möglichkeiten im Vergleich zu anderen in den letzten Jahren erreicht haben, ist eigentlich unglaublich und keineswegs selbstverständlich. An diesen Erfolgen haben vor allen Dingen auch Horst Heldt, Gerhard Zuber und Oliver Ruhnert einen sehr großen Anteil. Um aber auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu sein und weiterhin zu den Besten zu gehören, brauchen wir unter anderem auch unbedingt die geplanten neuen Trainingsplätze und das Knappenstadion.“

„Sie haben bereits erwähnt, dass Sie nicht abgeneigt sind, sich mal auf der ganz großen Bühne zu behaupten. Bleibt das nur eine Option?“ (Oliver Hellmons)

Elgert: „Ausbilder zu sein, Sinn in seiner Arbeit zu finden und etwas bewegen zu können, macht mich nach wie vor sehr glücklich. Profitrainer zu sein, war und ist gedanklich immer eine Option. Aber ist das wirklich toll, nach Siegen der König und nach Niederlagen der Volltrottel der Nation zu sein? Bei mir weiß man nie. Aber nur, um im Himmel mal angeben zu können, ‘hey Leute, ich war mal Bundesligatrainer da unten auf der Erde’, mache ich das nicht. Mein Lebensglück hängt nicht davon ab. Aber ich habe den allergrößten Respekt vor der Arbeit und den Leistungen eines Bundesligatrainers.“

Elgert war ein Jahr Co-Trainer im S04-Bundesliga-Team

Norbert Elgert (58) ist seit 1996 Trainer der Schalker A-Junioren – mit einer einjährigen Ausnahme: In der Saison 2002/2003 war er bei den Profis der Assistent des damaligen Schalker Cheftrainers Frank Neubarth. Danach übernahm Elgert wieder die A-Jugend.

Seine Erfolgsliste ist so lang wie die Liste der Spieler, die er zu Profis formte. Zweimal (2006 und 2012) führte er Schalke zur Deutschen A-Jugend-Meisterschaft, zweimal (2002 und 2005) zum DFB-Pokalsieg. 2014 kürte der DFB Elgert zum „Trainer des Jahres“.

„Muss der Verein nicht eingreifen, wenn sich 18-Jährige ein Luxusauto für weit über 100 000 Euro kaufen?“ (Martin Klemsenhuber)

Elgert: „Wir versuchen schon, unsere Talente davon zu überzeugen, dass es aus vielerlei Gründen in ihrem Alter Schwachsinn ist, mit 400 PS durch Gelsenkirchen zu röhren.“

„Woran liegt es, dass Toptalente wie Meyer, Ayhan, Goretzka und andere es so schwer haben, sich bei den Profis auf Dauer durchzusetzen?“ (Helmut Feilgenhauer)

Elgert: „Zunächst einmal glaube ich, dass unser Klub ideale Bedingungen bietet, um als Talent den Sprung in den Profikader zu schaffen. Das zeigen viele Beispiele. Ein Superstar wirst du aber nicht von heute auf morgen. Ein Xavi, Iniesta und auch Messi haben dafür viele Jahre intensives Training benötigt. Wobei, den Begriff Superstar mag ich gar nicht. Wenn überhaupt ist ein Spieler ein Superstar, der fußballerisch und menschlich weltklasse ist und zudem noch mit beiden Beinen auf dem Teppich geblieben ist. Zudem muss er ein echter Teamplayer sein.“

„Welche sportlichen und charakterlichen Eigenschaften sollte ein guter Jugendspieler haben? (Dr. Thomas Korte)

Elgert: Sportlich: herausragende Gesamt- und Positionstechnik unter größtem Raum, Gegner und Zeitdruck, herausragende Spielübersicht und Spielverständnis, mentale Geschwindigkeit. Charakterlich: Durchsetzungsvermögen, Durchhaltevermögen, Willenskraftausdauer, mentale Stärke, Belastbarkeit und Teamfähigkeit.

„Stimmt es Sie nicht traurig, dass trotz der super Jugendarbeit immer wieder teure Spieler geholt werden?“ (Michael Schneider)

Elgert: „Ein Klub wie Schalke mit jährlichem Champions-League-Anspruch muss doppelgleisig fahren und sich mit erfahrenen Spitzenspielern ergänzen. Nur mit Spielern aus den eigenen Reihen geht es nicht. Wobei: Im aktuellen Kader sind doch jede Menge Jungs aus der Knappenschmiede. Da sind wir in Deutschland noch führend.“

„Manuel Neuer ist ein Ausnahmetorhüter. Gleichwohl fällt auf, dass die Schalker Torhüter, so stark sie auf der Linie sein mögen, in der Spieleröffnung und im Mitspielen eklatant abfallen. Wird dieses Torwartspiel nicht von der Jugend an intensiv trainiert?“ (Georg Laacks)

Elgert: „Manuel Neuer ist tatsächlich weltweit ein Ausnahmetorhüter. Seine Nachfolger ständig mit Manu zu vergleichen, ist nicht ganz fair. Unabhängig davon, ist auch Ralf Fährmann ein absoluter Bundesliga-Spitzentorwart. Ich sehe auch seine Spieleröffnung wesentlich positiver. Das Torwartspiel und Training hatten und haben auf Schalke einen großen Stellenwert.

„Wird Felix Platte den Schritt von der U19 in den Profikader meistern?“ (Philipp Hundertmark)

Elgert: „Er kann es schaffen. Als Keilstürmer bringt er einiges mit. Wie bei allen anderen Talenten ist es aber auch bei ihm noch ein weiter Weg.“

So denkt Norbert Elgert über Werte, Ziele und Tipps 

„Wie kommt ein Fußballlehrer an ein Rugby-Shirt aus Neuseeland?“ (Thorsten Ries)

Elgert:„Vor einigen Jahren war ich mit meiner Familie für einige Wochen in Neuseeland. Daher die Verbindung zu den All Blacks und zum Rugby. Rugby ist eine knallharte Teamsportart. Da wird nicht rumgejammert und der Teamgedanke steht absolut im Vordergrund. Nothing is as strong as teamspirit (nichts ist so stark wie Teamgeist) habe ich tatsächlich von den All Blacks übernommen.“

„Wie sind Ihre Ziele für die kommenden Jahre mit den Jungs aus der U19?“ (Luca Magiera)

Elgert: Weiterhin so viele Spieler wie möglich in den Profikader bringen. Und diese so auszubilden, dass sie dort mittel- bis langfristig stabil eine Rolle spielen können. Aber wir sind auch Wettkämpfer. Natürlich möchten wir auch in Zukunft in sämtlichen Wettbewerben eine gute Rolle spielen.“

„Ich bin Trainer einer D-Jugend in Niedersachsen. Ich würde meiner Mannschaft gerne einen Rat vom besten Jugendtrainer Deutschlands ausrichten, um ein toller Fußballer zu werden.“ (Michael Wulfers)

Elgert: „Danke für Ihre freundlichen Worte. Wie werde ich ein toller Fußballer? Spiele in deiner Freizeit so viel wie möglich. Vernachlässige die Schule nicht – übe fleißig und verbessere dich jeden Tag. Trainiere und spiele mit Freude und Begeisterung. Sei mutig. Habe keine Angst vor Fehlern. Fußball ist und macht Spaß. Ein gutes Team: Fußball ist kein eins gegen eins, sondern elf gegen elf. Das ,Wir’ muss immer größer und wichtiger sein als das ,Ich’. Einer alleine erreicht nichts. Gemeinsam erreicht jeder mehr.