Gelsenkirchen. . Torwart und Taktik greifen daneben: Schalke 04 kassiert gegen Werder Bremen in der Nachspielzeit das 1:1 durch Wellenreuthers einzigen Fehler.
Als die Spieler des FC Schalke 04 klatschend auf die Nordkurve zugingen, wo sie dann auch beklatscht wurden, sahen sie reichlich bedröppelt aus. Der Zuspruch von den Fans tat ihnen gut, denn sie hatten gerade ein frustrierendes Erlebnis hinter sich. Man glaubt, der Wagen sei schon sicher eingeparkt, und tickt dann doch noch gegen einen übersehenen Blumenkübel. Extrem ärgerlich.
Es lief bereits die 92. Minute, die Schalker hatten sich darauf eingerichtet, im fünften Rückrundenspiel schon den dritten 1:0-Sieg einfahren zu können. Dann schlug Werder Bremens Filigrantechniker Zlatko Junuzovic einen Freistoß mit Schnitt vor das Schalker Tor, der erst in der 85. Minute eingewechselte Sebastian Prödl stieg hoch – und der Ball flog zum 1:1 ins Netz. Für Schalke fühlte sich dieses Tor an wie ein Tiefschlag in die Magengrube.
Auch Wolf patzt bei Meyers 1:0
„Es ist ärgerlich, weil wir um unseren Lohn gebracht wurden“, sagte Manager Horst Heldt. Aber kein Schalker machte Torwart Timon Wellenreuther einen Vorwurf. Der erst 19-Jährige, eigentlich dritter Mann hinter den derzeit verletzten Ralf Fährmann und Fabian Giefer, hatte eine ordentliche Leistung geboten – bis zu dieser Szene: Er verließ die Linie, riss die Fäuste nach oben und verpasste den Ball. Ein krasser Fehler im Fünfmeterraum, dem Königreich eines Torhüters.
„Wenn einer den Ball wegköpft, sagt kein Mensch etwas“, sagte Tranquillo Barnetta. Ja, dann hätte Schalke 04 dieses Spiel trotz wenig Inspiration und noch weniger Durchschlagskraft tatsächlich gewonnen. Das 1:0 durch Max Meyers Linksschuss in der 61. Minute verdankten die Schalker einem Aussetzer des Bremer Torhüters Raphael Wolf, der den Ball unter seinem Körper hindurchflutschen ließ.
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Ohne schnelle Konter
Es wird langsam schwierig für Trainer Roberto Di Matteo, seine Strategie zu rechtfertigen, den Laden hinten dicht zu machen und vorne auf besondere Momente zu hoffen. Bei den Blau-Weißen lässt sich nicht einmal ein schnelles Umschaltspiel registrieren. Ein erneuter 1:0-Erfolg hätte die Mängel übertüncht, nun aber bleibt festzustellen: in Frankfurt 0:1, gegen Bremen 1:1, ein Punkt aus zwei Partien, die man auch trotz der vielen Ausfälle von Stammkräften hätte gewinnen können – Schalke braucht definitiv mehr Power, um im Kampf um die Champions-League-Plätze langfristig zu bestehen.
Joel Matip verletzt
„Es hätte keiner etwas sagen können, wenn wir 1:0 gewonnen hätten“, meinte Trainer Di Matteo. Sollte er das ernst gemeint haben, belügt er sich selbst. Die Rechnung, dass schon ein eigener Treffer zum Sieg reichen wird, ging gegen Bremen nicht mehr auf. Die Schalker hätten zwar auf 2:0 erhöhen können, zwingend waren ihre Chancen aber nicht. Roman Neustädter traf den wunden Punkt: „Wir müssen wieder geiler auf Tore werden“, sagte der defensive Mittelfeldspieler, der in der Schlussviertelstunde in die Innenverteidigung rücken musste. Denn Joel Matip hatte den Platz humpelnd verlassen, er fasste sich dabei mehrmals an den Oberschenkel.
Kampfansage vor dem Derby
Noch ein Ausfall mehr vor dem Revierderby am Samstag in Dortmund (15.30 Uhr/live in unserem Ticker). Matip selbst wollte zunächst keine Diagnose verraten („Die wird noch weitergegeben“), Manager Heldt gab sich besorgt („Es ist auf keinen Fall beruhigend, hinten im Muskel ist irgendetwas passiert“), während Mannschaftsarzt Andreas Falarzik flötete: „Alles gut, alles gut.“ Was sollte man davon halten?
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Am Sonntag stellte sich dann heraus: Matip erlitt einen Faserriss. Er wird etwa zwei Wochen fehlen. Nun, für das Derby sehen sich die Schalker trotz allem gerüstet. Max Meyer meinte: „In Dortmund werden wir 90 Minuten lang hellwach sein und auch drei Punkte holen.“
92 Minuten Aufmerksamkeit wären manchmal auch nicht schlecht.