Gelsenkirchen. Nur vier Tage nach dem 0:5-Desaster im Champions-League-Spiel gegen Chelsea schoss der FC Schalke 04 in der Bundesliga den FSV Mainz 05 mit 4:1 (2:1) aus der Arena. Trainer Roberto Di Matteo war zum 3-5-2-System zurückgekehrt - das erfreute vor allem Christian Fuchs und Klaas-Jan Huntelaar.
Der FC Schalke 04 verwirrt die Fans! Nur vier Tage nach der 0:5-Demütigung in der Champions League gegen den FC Chelsea schickten die nur auf zwei Positionen veränderten Königsblauen in der Bundesliga den FSV Mainz 05 mit einer 4:1 (2:1)-Packung nach Hause. Die Königsblauen spielten diesmal erstaunlich souverän - doch woran lag das?
Trainer Roberto Di Matteo setzte wie schon beim 3:2 gegen den VfL Wolfsburg vor einer Woche auf das 3-5-2-System. Am Dienstag hatte der Coach sein Team noch umgebaut. Ein Fehler? "Gute Frage", stichelte Christian Fuchs. "Der Trainer hatte seine Vorstellungen. Das hat nicht funktioniert. Daraus kann man auch nur lernen. Wir fühlen uns im 3-5-2-System sehr wohl." Fuchs war durch Di Matteos Taktik-Rotation am Dienstag aus der Startelf geflogen, hockte 90 Minuten auf der Bank. Nun kehrte er zurück - und spielte ordentlich. "Du ziehst dich an dem hoch, was du am Wochenende davor geleistet hast", sagte Fuchs. "Und es war auch für uns ein Faktor, dass wir wussten, dass wir gut in dem System auftreten können, dass wir die Top-Mannschaften in Deutschland schlagen können."
Dass Schalke wieder mit zwei Spitzen begann, gefiel besonders dem Dreifach-Torschützen Klaas-Jan Huntelaar. Er richtete einen Offensiv-Appell an Di Matteo. "Wir haben immer die Qualität, um Tore zu schießen. Doch dann müssen wir auch nach vorn kommen", sagte der "Hunter" dem ZDF.
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Wir haben die Stimmen zum Spiel gesammelt.
Roberto Di Matteo (Trainer FC Schalke 04): "Wir haben heute eine sehr gute Mannschaftsleistung gezeigt und verdient gewonnen. Wir haben an die Leistung vom letzten Wochenende gegen Wolfsburg anknüpfen können. Das war unsere Idee. Es war ein Sieg der Gruppe, die Reaktion, die man nach dem Spiel am Dienstag erwarten konnte. Wir haben in der ersten Halbzeit sehr guten Fußball gespielt und hatten Torchancen. Wir mussten in der zweiten Halbzeit etwas umstellen, weil Jan Kirchhoff nicht weiterspielen konnte. Das hat die Mannschaft sehr gut umgesetzt. Wir haben gut verteidigt, aber trotzdem nach vorn etwas machen können."
Di Matteo über Klaas-Jan Huntelaar: "Mir ist es egal, wer die Tore schießt. Hauptsache wir schießen Tore. Letzte Woche hatte Choupo-Moting zwei, heute Huntelaar drei. Es ist eine Gemeinschaftsaufgabe zu verteidigen und anzugreifen. Wenn unser Torwart ein Tor schießt, ist mir das auch recht."
Di Matteo über den Unterschied zum Chelsea-Spiel: "Am Dienstag haben gegen eine der besten Mannschaften Europas gespielt. Chelsea zeigt das in der Premier League, dass sie viele Mannschaften dominieren. Wir haben nicht das Spiel gemacht, das wir uns erhofft haben. Drei Tage vorher haben wir eine sehr gute Leistung gegen den Tabellenzweiten gezeigt, daran müssen wir anknüpfen. Das haben wir gemacht."
Clemens Tönnies (Aufsichtsratsvorsitzender des FC Schalke 04): "Ich habe in der Kabine alle abgeklatscht. Das war eine super Reaktion nach dem Spiel am Dienstag. Das habe ich auch erwartet. Ich hoffe, dass wir jetzt den Hebel umgelegt haben. Wenn noch einer am Charakter der Mannschaft zweifelt, muss er sich mal die Reservebank ansehen."
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Eric Maxim Choupo-Moting (FC Schalke 04): "Dass wir am Dienstag in der Art und Weise nicht verlieren durften, wissen wir alle. Man hat mal schlechte Spiele, aber da geht man nicht so unter. Das hat man in den Tagen danach in unseren Gesichtern gesehen. Am Dienstag sind Dinge schief gelaufen, die sonst nicht schief laufen. Deshalb haben wir versucht, das Spiel schnell abzuhaken. Der Trainer hat uns auch noch einmal gesagt, dass wir Schalke 04 sind, dass wir guten Fußball spielen können und Spaß auf dem Platz haben wollen. Den hatten wir heute."
Choupo-Moting über das Spiel in Stuttgart in einer Woche: "Es sollte Ansporn genug sein, dass wir auswärts wenig geholt haben in dieser Saison. Es wird wieder Zeit für einen Auswärtssieg. Jetzt genießen wir erst einmal ein bisschen diesen Sieg."
Christian Fuchs (FC Schalke 04): "Ich denke, dass der Sieg auch in der Höhe verdient ist. Wir wollten nach dem Spiel am Dienstag eine Reaktion zeigen. Das ist uns in der ersten Halbzeit geglückt. Die Mainzer haben sich wahrscheinlich gefreut, dass sie hierher kommen und gegen einen angeschlagenen FC Schalke spielen. Doch wir haben in der letzten Bundesligabegegnung auch gut gespielt. Das Spiel gegen Chelsea war ein Ausrutscher."
Fuchs über den zuletzt schlecht gelaunten Klaas-Jan Huntelaar: "Der Hunter ist ein Vollblutstürmer. Wenn der einmal nicht ein Tor macht, ist er angefressen. Heute hat er seine Klasse gezeigt, hat drei Tore gemacht. Er hat das verdient, auch wie Tranquillo Barnetta, der immer Vollgas gibt im Training. Er hat einen schönen Hammer ausgepackt."
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Fuchs über die Auswärtsschwäche: "Wir haben auswärts einen kleinen Anti-Lauf. Es wird Zeit, dass wir den Anti-Lauf stoppen. Stuttgart hat durch den Sieg in Freiburg Selbstvertrauen getankt. Da wird uns wieder niemand etwas zutrauen - so wie heute. Umso schöner, wenn wir dann wieder alle überraschen können."
Max Meyer (FC Schalke 04): "Wir wollten direkt das Heft in die Hand nehmen. Das ist uns in der ersten Halbzeit gut gelungen. Wir hatten viele Torchancen, haben nicht viel zugelassen. Die frühe Führung hat uns in die Karten gespielt. In der zweiten Halbzeit haben wir es souverän runtergespielt. Daran müssen wir anknüpfen. Die Mannschaft wollte es wiedergutmachen, das hat sie gemacht."
Meyer über seine Nominierung für die Startelf und seinen Kontakt zu Trainer Di Matteo: "Es hat mich sehr gefreut, dass ich spielen durfte. Der Trainer hat mit mir genügend gesprochen, als ich aus der Länderspielpause kam. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Ich wollte gut spielen, das ist mir gelungen. Ich hoffe, dass ich nächste Woche wieder spielen kann."
Huntelaar-Show auf Schalke
Meyer über seine unorthodoxe Vorlage zum 2:0: "Ich wollte den Ball einfach in die Mitte bringen. Ich wusste, dass da welche von uns stehen." (aufgezeichnet von Andreas Ernst)
So analysieren die Mainzer die 1:4-Packung auf Schalke
Kasper Hjulmand (Trainer FSV Mainz 05): "Ich hatte selten das Gefühl, dass wir heute etwas machen können. Wir sind enttäuscht über unsere Leistung! Dabei hatten wir vor dem Spiel nach einer guten Woche ein gutes Gefühl."
Harald Strutz (Präsident FSV Mainz 05): "Der Unterschied zwischen beiden Mannschaften bestand aus Eric Maxim Choupo-Moting und Klaas-Jan Huntelaar. Schalke hat sich heute den Chelsea-Frust von der Seele geschossen."
Johannes Geis (Kapitän FSV Mainz 05): "Das 3:1 hat uns das Genick gebrochen - danach war der Käse gegessen. Machen wir vorher das 2:2, kippt hier die Stimmung. Am Ende hat es Schalke dann gut gemacht und verdient gewonnen. Individuelle Tore vor Gegentoren passieren - vor vier Wochen haben wir aber noch konzentrierter gespielt. Da müssen wir wieder hinkommen."
Philipp Wollscheid (FSV Mainz 05): "Es ist nicht so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt haben. Wir haben die Zweikämpfe in den entscheidenden Bereichen verloren, Schalke war wacher. Wir kriegen die Gegentore viel zu leicht. Die Schalker haben große Qualität in der Spitze, die machen die Dinger einfach weg."