Oberhausen. Regionalligist Rot-Weiß Oberhausen hätte am Dienstag aus eigenen Mitteln nicht mehr fällige Steuern und Sozialabgaben bezahlen können. Die Oberhausener Gebäudemanagement GmbH (OGM), eine 100-prozentige Tochter der Stadt, erwarb nun für 500.000 Euro die Geschäftsstelle samt VIP-Bereich.

RWO ist haarscharf an einer Insolvenz vorbeigeschrammt. Durch den Verkauf der Geschäftsstelle samt VIP-Bereich am Leistungszentrum an die Oberhausener Gebäudemanagement (OGM) ist der Verein nun in der Lage, kurzfristige Forderungen zu bedienen und mittelfristig durch die Saison zu kommen.

Am Dienstag sind Sozialbeiträge und Steuern fällig. Die hätte der Verein aus eigenen Mitteln nicht mehr leisten können, ein Insolvenzantrag wäre rechtlich zwingend gewesen. Mit der ersten Rate, die am Freitag von der OGM überwiesen wurde, kann der Verein diese Forderungen nun erfüllen und den Spielbetrieb bis Dezember gewährleisten. Die zweite Rate (Gesamtkaufpreis 500.000 Euro) soll dazu dienen, den Rest der Saison abzudecken.

Sommers ist jetzt sehr dankbar

RWO-Chef Hajo Sommers: „Wir sind der OGM sehr dankbar. Jetzt versuchen wir, bis Saisonende den Laden so auf Vordermann zu bringen, dass wir zwei Jahre Ruhe haben.“ Dazu gehöre auch, dass der sportliche Erfolg bei sieben Punkten Rückstand auf den Tabellenführer noch immer machbar wäre.

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Das Problem in dieser Saison entstand, weil der Verein bei der Kaderzusammenstellung bis an seine Grenzen gegangen war. Doch Sponsorenpool und Zuschauerzuspruch fielen zu klein aus, um den Ligabetrieb so zu finanzieren wie geplant. Seit Jahren hatte RWO dies durch Vorgriff auf den Etat der kommenden Saison ausgeglichen. Dies sollte in der aktuellen Spielzeit unbedingt vermieden werden, um den Negativkreislauf zu durchbrechen. Der Abstieg von der Zweiten in die Dritte und von dort in die Vierte Liga hatte ein Minus von 900.000 Euro aufgetürmt, das der Verein zwar in den Griff bekommen hat, das aber dazu führte, dass im Tagesgeschäft alles extrem auf Kante genäht wurde.

Sommers: „Wir haben schon so viel abgetragen, dass die Insolvenz für uns kein Thema war. Wir wollen unbedingt weitermachen, weil wir glauben, dass es klappen kann.“ Die Regionalliga sei eine „übelste Hobbyliga mit unglaublichem Kostenapparat, um dort heraus zu kommen.“ Wer oben mitspielen wolle, könne dies wie bei Viktoria Köln nur über externe Sponsoren im hohen sechsstelligen Bereich erreichen. Und die hat RWO nicht, sondern mit einem Kreis von nur fünf Spendern eine sehr überschaubare Zahl an Menschen, die bei kurzfristigen Forderungen mit Privatvermögen einsprangen und -springen.

Ganz schnelle Lösung

Vor drei Wochen rief RWO-Aufsichtsratschef Hartmut Gieske OGM-Geschäftsführer Hartmut Schmidt an und berichtete, dass sich auf der kurzfristigen Seite mal wieder Probleme auftun würden. Die langfristigen Schulden habe RWO im Griff und steht laut Hausbank bilanziell eigentlich gut da. Schmidt schlug den Vereinsgremien zunächst drei Modelle der Übernahme der Geschäftsstelle vor, die jedoch verworfen wurden.

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Doch in einem Gespräch eine Woche darauf drängte Gieske auf eine schnelle Lösung, da er ansonsten bis Ende Oktober Insolvenz anmelden müsse – wegen verhältnismäßig geringer Beträge zwar, aber zwingend. Schmidt schlug in Rücksprache mit dem Bereich Sport der Stadt den Kauf der Geschäftsstelle und folgende Vermietung an RWO für 25 Jahre vor. Die Kosten für RWO blieben damit gleich. Bislang zahlte der Verein Miete an den RWO-Finanzvorstand und Unternehmer Herbert Jöring, der das Gebäude am Leistungszentrum privat und über seine Firma erbaut hatte. Schmidt: „Der Bau ist neu, die Container sind werthaltig. Wir würden bei diesem Geschäft nur Geld verlieren, wenn RWO in die Insolvenz ginge.“

Die OGM schaffte in einem Eilbeschluss des „sehr wohlwollenden Aufsichtsrates“ (Zitat Schmidt) die rechtlichen Grundlagen. In den nächsten Sitzungen des Sportausschusses und Rates der Stadt soll der Nutzungsvertrag zwischen Stadt und OGM statt wie bisher Verein neu formuliert werden.

Die angedachte Tribüne und der Kunstrasenplatz neben dem Stadion sind davon nicht berührt. Sie sind laut Schmidt eine Option auf mehr Perspektive für eine erfolgreichere Zukunft und Werthaltigkeit für Stadt, OGM und Verein. Von Verein und seinen Mitgliedern sei zu prüfen, ob eine Trennung von Profis und Jugend/Amateuren Sinn mache, um die Unwägbarkeiten des Fußballgeschäfts für den Gesamtverein auszuklammern. Der RWO-Vorstand will dies im Dezember auf einer Versammlung mit dem Mitgliedern erörtern.