Oberhausen. Das Duell der Traditionsvereine in der Regionalliga West zwischen Rot-Weiß Oberhausen und Alemannia Aachen wurde von schweren Ausschreitungen überschattet. Fahnen von RWO wurden angezündet, Oberhausener ließen sich provozieren - RWO-Sicherheitschef Thorsten Binder im Interview mit dem “RevierSport“.
Kurz vor Spielbeginn überschlugen sich im Stadion Niederrhein die Ereignisse. Im Fanblock der Aachener wurden fünf Fahnen der Oberhausener mit Pyrotechnik angezündet. Einige Chaoten der Rot-Weißen ließen sich davon provozieren und stürmten den Platz. Dank des Einschreitens der Ordnungshüter konnte ein gewaltsames Aufeinandertreffen beider Fangruppen verhindert werden. Auf dem Vorplatz des Stadions und im Aachener Block ging es während des Spiels jedoch munter weiter. Unterstützung erhielten die Aachener von rund 50 bis 60 gewaltbereiten Anhängern des holländischen Klubs Roda Kerkrade. RevierSport sprach nach dem Spiel mit Oberhausens Sicherheitschef Thorsten Binder.
Thorsten Binder, vor dem Spiel wurden im Aachener Block Fahnen eines Oberhausener Fanklubs verbrannt. Wie sind diese in die Hände der Alemannia-Fans geraten?
Thorsten Binder: Diese Geschichte liegt schon fünf Jahre zurück. Damals wurde unser Fancontainer aufgebrochen und Fahnen des Fanklubs 'Flammeninferno' entwendet. Auch eine große Blockfahne wurde mitgenommen. Wir haben anschließend eruiert, dass es Aachener waren. Uns war natürlich auch klar, dass die Fahnen irgendwann bei einem direkten Aufeinandertreffen präsentiert werden. In Oberhausen hatte die ganze Sache aus Sicht der Aachener eine größere Signalwirkung. Wir waren darauf vorbereitet und haben strenge Kontrollen am Eingang durchgeführt. Allerdings hätte uns in diesem Fall wohl nur ein Nackt-Scanner geholfen, denn es gibt einfach zu viele Möglichkeiten am Körper, um kleinere Fahnen in ein Stadion zu schmuggeln.
Was genau ist anschließend passiert?
Binder: Die Aachener haben während des Einlaufens der Mannschaften massiv Pyrotechnik gezündet und die Fahnen damit in Brand gesetzt. Einige Experten von unserer Seite ließen sich davon provozieren und stürmten in Richtung der Aachener Kurve. Einige liefen über den Platz, andere über die Tartanbahn. Wir konnten die Leute im letzten Moment noch aufhalten. Mir gelang es unterdessen, den Aachenern zwei Fahnen zu entreißen. Ich bin damit sofort zu unseren Fans gelaufen, um ihnen zu signalisieren, dass sich jemand um die Angelegenheit kümmert. Es ging mir dabei einzig und allein darum, die Gemüter zu beruhigen. Unsere Fans hätten sonst komplett den Platz gestürmt und dann wäre es wohl zu ganz schlimmen Bildern gekommen. Die Maßnahme mit den Fahnen hat aber zunächst für Ruhe gezeigt.
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Die Ruhe hielt allerdings nicht lange an. Was geschah auf dem Stadionvorplatz und warum musste das Spiel in der zweiten Halbzeit unterbrochen werden?
Binder: Rund 20 Minuten nach dem Anpfiff versammelten sich rund 100 bis 120 gewaltbereite Oberhausener auf unserem Stadionvorplatz, um die Konfrontation mit den Aachenern zu suchen. Die Aufteilung in unserem Stadion lässt es aber nicht zu, dass die Fangruppen aufeinander prallen. Deshalb war die Lage in diesem Bereich nach einigen Minuten wieder beruhigt. Vom Aachener Block ging in der zweiten Halbzeit große Gefahr aus. Die Alemannia wurde für dieses Spiel von 50 bis 60 Hooligans des holländischen Vereins Roda Kerkrade unterstützt. Während der gesamten zweiten Halbzeit wurde im Gästeblock versucht, den Zaun mit massiver Gewalt aufzubrechen. Deshalb haben wir weitere Polizeikräfte angefordert. Die Lage drohte erneut zu eskalieren. Der Zaun hing am Ende des Spiels nur noch an zwei Schrauben. Hätte das Spiel zehn Minuten länger gedauert, wäre ein weiterer Platzsturm vorprogrammiert gewesen.
Welchen Konsequenzen wird es nach diesen Vorfällen geben? Konnten die Personalien einiger Randalierer aufgenommen werden?
Binder: Wir haben die Daten einiger Personen feststellen können und werden nun die üblichen Maßnahmen zusammen mit den Aachenern einleiten. Es wird eine intensive Video-Analyse stattfinden, um den Sachverhalt so gut wie möglich zu beleuchten. Es ist sehr traurig, was bei diesem Spiel passiert ist. So etwas hat beim Fußball nichts zu suchen.