Oberhausen. „Ich nehme das wirklich persönlich“, sagt RWO-Präsident Hajo Sommers am Tag nach dem Pokal-Debakel. „Nach dem Spiel hätte ich alle rauswerfen können. Wir haben vergangene Woche ans Team appelliert, in Erfurt und im Pokal noch einmal alles zu geben, um die Zukunft des Vereins einzuläuten. Aber was dabei heraus kam, ist eine Frechheit.“

Am Ende herrschte nur noch Fassungslosigkeit. Hatte der harte Kern der RWO-Fans noch zu Beginn der Verlängerung lautstark seinen Frust am Spielerpersonal des Drittligisten ausgelassen, betrachteten sie nach dem letzten Elfmeter von Hönnepel-Niedermörmters Fabio Forster fast regungslos den unbändigen Jubel der Gäste. Das Auftreten der meisten Oberhausener Fußballprofis gegen die Amateure aus der sechsten Liga und das damit verbundene Aus im Niederrhein-Pokal bedeutete eine kaum für möglich gehaltene Steigerung im negativen Sinne und machte vielerorten sprachlos.

„Ich nehme das wirklich persönlich“, sagt RWO-Präsident Hajo Sommers am Tag nach dem Pokal-Debakel. „Nach dem Spiel hätte ich alle rauswerfen können. Wir haben vergangene Woche ans Team appelliert, in Erfurt und im Pokal noch einmal alles zu geben, um die Zukunft des Vereins einzuläuten. Aber was dabei heraus kam, ist eine Frechheit.

Erfahrene RWO-Akteure lethargisch

Trainer Mario Basler hatte im Vorfeld angekündigt, die stärkste Elf aufzubieten, um kein Risiko einzugehen. Die „stärkste Elf“ hieß für ihn, möglichst viele „gestandene“ Profis auf den Platz zu schicken. Genau das aber ging nicht auf. Gerade die erfahrenen Akteure waren es, die geradezu lethargisch auf dem Feld umherliefen und denen es offensichtlich nur darum ging, sich nicht zu verletzen. Vermutlich waren sie in Gedanken schon bei den Verhandlungen mit anderen Fußball-Klubs. Dabei müssen sie sich allerdings sicher gewesen sein, dass von diesen niemand im Stadion war, denn ein Bewerbungsschreiben sieht anders aus.

Es war nicht einmal so etwas wie Arroganz im Kampf gegen die drei Klassen tiefer kickenden Gäste zu spüren. Von Anfang an, und daran änderte selbst das frühe 1:0 nichts, stand den RWO-Spielern die nackte Angst vor einer weiteren Blamage ins Gesicht geschrieben. Gegen eine Mannschaft, die keineswegs besser spielte als bei ihrer 1:3-Niederlage im vergangenen Herbst gegen die Oberhausener U 23, gelang so gut wie kein Zuspiel und meist waren die Basler-Schützlinge mehr mit sich als mit den lange Zeit harmlosen Gästen beschäftigt.

Kein Teamgeist bei den Oberhausenern

Mehr denn je trat zu Tage, dass es mannschaftsintern offenbar große Probleme gibt. Teamgeist war bei dem zusammengewürfelten Haufen auf dem Platz jedenfalls nicht zu erkennen. Lediglich bei den jüngeren Spielern war so etwas wie Engagement zu sehen. Die eingewechselten Florian Abel, Fatih Candan und Marvin Ellmann versuchten zumindest, miteinander zu spielen und konnten einem mitunter sogar leid tun. Bei der bestmöglichen Aufstellung hätte Basler also besser auf Charakter als auf Erfahrung geachtet.

Die Saison ist damit abrupter beendet als erwartet. Und trotz des Frusts müssen die vergangenen Wochen nun schnell aufgearbeitet werden, um den Blick wieder in die Zukunft richten zu können. Als Knackpunkt im negativen Sinn bezeichnen sowohl Sommers als auch Kontny das 0:1 gegen Bielefeld. „Da hat es bei fast allen klick gemacht und die fingen an zu überlegen, dass es woanders in Deutschland auch schön sein kann. Ich hätte 1000 Euro drauf setzen können, dass es genau so kommt wie es jetzt gekommen ist“, meint der Präsident.

Kontny gibt sich selbstkritisch

Jetzt muss ganz neu angefangen werden. Allerdings mit sportlich Verantwortlichen, die mit dem Makel des Abstiegs behaftet sind. „Als sportlicher Leiter muss ich mich da ebenso hinterfragen wie das Trainerteam“, gibt sich Frank Kontny durchaus selbstkritisch. Bei der Kaderzusammenstellung für die nächste Saison soll aus den gemachten Fehlern gelernt werden.

Schon vor der Pokal-Pleite wurde zusammen gesessen, jetzt hat sich die Lage noch einmal verschärft. Mit Aufsichtsratschef Hartmut Gieske soll besprochen werden, wie die Festangestellten des Vereins weiter beschäftigt werden können. „Wir werden entlassen müssen und wir werden bei den Gehältern kürzen“, sagt Sommers bitter. Basler kündigte im Gespräch mit den Fans einen großen Schnitt für den Sommer an. Sommers: „Wir fangen jung an.“

So dürfte sich der Verein zunächst einmal darum bemühen, die Spieler, die aus der U 23 gekommen sind und in der Ersten Stamm- oder Ergänzungsspieler geworden sind, weiter an Rot-Weiß zu binden. Das gilt etwa für Jeff Gyasi, Florian Abel, Marvin Ellmann, Alexander Scheelen, Fatih Candan, Kevin Steuke, Dominik Borutzki und Kevin Kolberg. Hinzu kommen U 19-Akteure. Aus dem Kader der Ersten haben Niklas Hartmann und Mike Terranova gute Karten.