Oberhausen. Das 3:3 in Bielefeld liegt schwer im Magen, doch Samstag steht für RWO mit dem Heimspiel gegen Karlsruhe die nächste Chance ins Haus.
„Wenn man unten steht, hat man kein Glück mehr“ – Ronny König kennt sich aus mit Abstiegskampf.
„In Wehen hatten wir das gleiche Problem, da klebt einem die Seuche am Stiefel.“ König kommt am Montag gerade vom Arzt: genähte Augenbraue, blaues Auge und Schulterprellung. Doch das 3:3 in Bielefeld war für ihn nicht nur körperlich eine anstrengende Angelegenheit. „Wir müssen jetzt auch auf die anderen schauen, um den Klassenerhalt noch zu schaffen.“ Die anderen sind in diesem Fall Osnabrück und Karlsruhe: Gestern Abend spielte Augsburg in Karlsruhe, Donnerstag empfängt Osnabrück den FSV Frankfurt und Samstag gastiert der KSC im Stadion Niederrhein. Das Querrechnen hat begonnen, RWO kann nicht mehr nur allein auf sich schauen.
Schock verarbeiten
Am Tag nach der gefühlten 3:3-Niederlage durch den Bielefelder Ausgleich in letzter Sekunde versuchen Spieler und Trainer wieder zum Alltag überzugehen. Der Schock über den Verlust des sicher geglaubten Sieges sitzt aber noch tief. Trainer Theo Schneider: „Ich weiß nicht, wann ich zuletzt solch einen Tiefschlag erlebt habe. Wenn man sich unseren Verlauf anschaut und dann in der allerletzten Situation so schwer getroffen wird, ist das schon mächtig hart.“
Zur Szene, die zum Ausgleich führte, hätte es gar nicht mehr kommen müssen. „Wir hatten ja Ballbesitz. Sören hätte weit nach außen spielen müssen. Er aber schlug zentral ab, der Ball war sofort beim Gegner und kam zurück.“
RWO-Torschütze Kaya war oft zu langsam
Lang und schlaflos war die Nacht von Pirson, sagt er. Er habe sich in Gedanken einen Merkzettel gemacht und „26 Möglichkeiten“ aufgelistet, auf den langen Ball zu reagieren, der Sekunden vor dem Abpfiff auf ihn zukam: „Ich war mir völlig sicher, ihn zu erreichen, aber wusste eine Sekunde später schon, dass es nicht klappen würde.“ Zer-knirscht war der Keeper gestern auch wegen des ersten Gegentreffers, vor dem er eine Flanke unterlaufen hatte: „Meine Saisonleistung insgesamt ist nicht so schlecht, aber diese beiden Dinger. . .“
Kein Vorwurf
Gegenüber Sören Pirson habe es keinen Vorwurf aus der Mannschaft gegeben, sagt Kapitän Benjamin Reichert. „Ich werfe mir vor, vor dem 1:1 nicht den Heidinger bis zum Schluss verfolgt zu haben. Aber ich war mir sicher, dass Sören die Flanke abfängt.“ Fehler haben auch andere gemacht. Tim Kruse spielte viel zu nervös, um vor der Abwehr die wichtigen Zweikämpfe zu gewinnen. Oliver Petersch war offensiv zwar stark, fehlte dafür aber in der Rückwärtsbewegung in einigen Szenen.
Seine Äußerung „Das hat mit Profifußball nichts mehr zu tun“ wurde Markus Kaya Montag vor dem Training offenbar von Teilen der Mannschaft vorgehalten. „Ich habe damit niemanden persönlich ansprechen wollen“, stellte Kaya in der Kabine klar und sagte dieser Zeitung: „Ich wollte damit ausdrücken, dass wir Tore kassieren als Ergebnis einer Anhäufung individueller Fehler, wie man das bei Profis normalerweise nicht sieht.“
Doch alles Lamentieren hilft nicht weiter, das Augenmerk richtet sich auf die Partie gegen den KSC. König sollte trotz seiner Schulterprellung dabei sein, gleiches gilt für Mario Klinger. Bei dessen Knieprellung wurden keine Bänder beschädigt, die Schwellung muss nur abklingen. Mit von der Partie dürfte nach seiner Rotsperre auch Dimi Pappas auf der rechten Verteidigerposition sein.
Und dann kommt der Trainer doch noch mal zum Bielefeld-Spiel zurück und lobt Mike Terranova: „Sein Optimismus direkt nach dem Abpfiff war genau richtig. Wir haben ein Heimspiel gegen Karlsruhe und danach noch drei Möglichkeiten, die Punkte zu holen. Es wäre verfrüht, jetzt den Kopf in den Sand zu stecken.“ Meint auch Reichert: „Aufgeben gibt’s nicht. „Sicher, wir sind jetzt auf fremde Hilfe angewiesen, haben aber auch gesehen, dass wir’s noch können.“