Oberhausen. .

Das West-Duell zwischen Rot-Weiß Oberhausen und Fortuna Düsseldorf steht am Samstag unter ganz verschiedenen Vorzeichen. Ex-Fortune Fabian Hergesell und Ex-Kleeblatt Jens Langeneke erzählen, wie sie ihre ehemaligen Vereine einschätzen.

Zwei Spieler, zwei ganz verschiedene Ausgangspositionen und jede Menge Schnittmengen: Von 2007 bis 2010 schnürte Defensiv-Mann Fabian Hergesell noch bei Fortuna Düsseldorf die Fußballschuhe, heute steckt er mit Rot-Weiß Oberhausen mitten im Abstiegskampf der 2. Fußball-Bundesliga. Jens Langeneke bestritt zwischen 2000 und 2003 insgesamt 60 Spiele für RWO, erzielte zwei Treffer. Seit 2006 steht der in Lippstadt geborene Langeneke im Fortuna-Trikot auf dem Platz. Drei Jahre waren sie Mannschaftskameraden. Am Samstag treffen sie beim West-Duell im Stadion Niederrhein (13 Uhr live im Ticker auf DerWesten) aufeinander.

Rot-Weiß Oberhausen gegen Fortuna Düsseldorf. Welche persönlichen Gefühle spielen bei diesem speziellen Duell bei Ihnen eine Rolle?

Langeneke: Ein spezielles Spiel ist es schon. Ich war bei den vergangenen beiden Begegnungen im Stadion Niederrhein gesperrt. Darum bin ich endlich mal gegen meinen alten Verein mit dabei. Etwas Besonderes ist es aber eigentlich nicht. Obwohl ich in Oberhausen mein erstes Spiel in der 2. Bundesliga überhaupt bestritten habe. Daraus sind mittlerweile mehr als 200 Spiele geworden.

Hergesell: Das Hinspiel ist jetzt ein halbes Jahr her, die Partie ist für mich nicht gut gelaufen (Gelb-Rote-Karte, Anm. d. Red.). Die Partie gegen die Fortuna ist daher schon eine besondere Begegnung, aber das muss man komplett ausblenden. Wir müssen uns am Samstag voll und ganz auf das Spiel konzentrieren.

Verfolgen Sie die Entwicklung Ihrer Ex-Vereine?

Langeneke: Klar! Ich interessiere mich für die Liga und schaue dabei natürlich verstärkt auf die Vereine, bei denen ich gespielt habe. Das sind Oberhausen und Osnabrück. Auch wenn es für sie nicht gut aussieht – ich wünsche mir, dass beide drin bleiben.

Hergesell: Auf jeden Fall! Das ist, denke ich, ganz normal. Ich kenne noch einige Spieler dort. Die Fortuna ist schlecht gestartet – und hatte danach einen positiven Lauf. Gerade in den Heimspielen hat der Verein seine Stärken voll ausspielen können.

Was unterscheidet Oberhausen von Düsseldorf?

Langeneke: Oberhausen und Düsseldorf kann man gar nicht vergleichen. Das fängt damit schon damit an, wie die Vereine geführt werden. Es setzt sich mit der Größe des Stadions, dem Zuschauerinteresse und Medienaufkommen fort. Grundsätzlich wird Fortuna in der 2. Liga wie in ein Erstligist geführt. Das ist bei RWO sicher nicht so, aber das ist auch nicht das Ziel des Vereins. Der Club wird solide geführt und das ist aller Ehren wert.

Hergesell: Düsseldorf ist nun mal eine größere Stadt. Höhere Zuschauerzahlen und mehr Sponsoren erleichtern es dem Verein, neue hochklassige Spieler einzukaufen. In Oberhausen ist alles eine Nummer kleiner.

Haben Sie Ihre Wechsel jemals bereut?

Langeneke: Nein, auf keinen Fall. Allerdings muss man dazu sagen, dass mich RWO damals auch nicht mehr wollte. Ich habe bei den Planungen von Jörn Andersen wohl keine Rolle gespielt – wurde nicht gefragt. Der Wechsel später von Ahlen nach Düsseldorf war einfach nur ein Glücksgriff.

Hergesell: Ich habe den Wechsel nie bereut! In Düsseldorf hatte ich keine Perspektive mehr zu spielen. In Oberhausen habe ich die Gelegenheit dazu bekommen. Mein Ziel ist es, immer auf dem Platz zu stehen und meine Leistung abzurufen.

Während die Fortuna im Mittelfeld rangiert, geht es für RWO ums nackte Überleben in der Liga. Ist der Druck vor der Partie am Samstag sehr einseitig verteilt?

Langeneke: Auf den ersten Blick, könnte man das so sehen. Wir können nichts mehr gewinnen und nichts mehr verlieren. Für RWO geht es um alles. Aber: Wir spielen nicht um die goldene Ananas. Wir wollen das Spiel unbedingt gewinnen. Darum müssen wir den Druck bei uns selber aufbauen.

Hergesell: Wir stehen unten drin. Natürlich ist in unserer Situation bei uns der größere Druck vorhanden. Aber Fortuna ist ein Verein, der sich für jedes Spiel motivieren kann. Mit der Partie am Samstag kann Düsseldorf die 40-Punkte-Marke knacken. Das ist immer eine psychologische Marke - und ein Ziel. Wir wollen als Mannschaft auftreten. Wir denken von Spiel zu Spiel.

Wie lief in Ihren Vereinen die Vorbereitung auf die Partie am Samstag?

Langeneke: Entspannt. Wir haben alle Mann an Bord. Außerdem sind wir nach der Begegnung gegen Aue selbstbewusst genug. Wir fahren mit breiter Brust nach Oberhausen. Wir wissen aber auch, wie schwierig die Partie wird. Da bauen wir auch auf die Unterstützung der Fans. Es ist unglaublich, wie viele uns immer wieder auch zu den Auswärtsspielen begleiten. Bisher haben wir auswärts noch nicht so überzeugt. Das wollen wir am Samstag ändern.

Hergesell: Wir haben jeweils um 13 Uhr zur Anstoßzeit trainiert, um ein Gefühl für diese Zeit zu bekommen – zusätzlich waren wir im Stadion Niederrhein. Die Defensive stand bei uns im letzten Spiel ordentlich. Jetzt wollen wir mehr Druck nach vorne ausüben.

Herr Hergesell, RWO ist gut gestartet und steckt jetzt in einer unsäglichen Negativ-Serie. Wie ist die Stimmung in der Mannschaft? Wie kann das Ruder aus Ihrer Sicht noch rumgerissen werden?

Hergesell: Es hilft nicht, jetzt jeden Tag auf die Statistik und die Tabelle zu schauen. Wir bereiten uns intensiv auf jedes Spiel vor. Es ist noch lange nicht vorbei. Wir haben uns nicht aufgegeben – und hoffen natürlich auch auf Unterstützung von den Rängen.

Herr Langeneke, in Düsseldorf hat die Saison denkbar schlecht begonnen. Aus den ersten sechs Spielen wurde kein einziger Punkt geholt. Danach folgte der Sprung ins Mittelfeld. Wo sehen Sie die Fortuna in absehbarer Zeit?

Langeneke: Wir wollen jetzt erst mal die letzten sechs Begegnungen spielen und so viele Punkte wie möglich holen. Über die neue Saison reden wir noch nicht. Nach sechs Spieltagen standen wir auf dem letzten Platz und RWO war oben mit dabei. Jetzt hat sich das geändert. Der Fußball hat immer seine besonderen Phasen.

Wie endet die Partie am Samstag im Stadion Niederrhein?

Langeneke: Ich möchte da gar kein Hellseher sein. Ich erwarte ein interessantes Spiel. Am Ende wird die Tagesform entscheiden.

Hergesell: Es wird ein heißer Fight – den wir am Ende mit 1:0 gewinnen.

Das Gespräch führte Dirk Hein