Essen. Die massiven Vorwürfe des Westdeutschen Fußball- und Leichtathletik-Verbandes (WFLV) stoßen beim Fußball-Regionalligisten Rot-Weiss Essen auf Unverständnis. “Die Vereine sind in die TV-Vermarktung nicht eingebunden“, sagte RWE-Boss Michael Welling.

Für – gelinde gesagt – Erstaunen hat bei Rot-Weiss Essen die Antwort gesorgt, die der Fußballverband WFLV eigentlich als Anfrage der Fan- und Förderabteilung an den Verein gerichtet hat und dort die Gelegenheit ergriff, einmal „generelle Dinge“ aufzugreifen. Vorstandsvorsitzender Michael Welling: „Ich finde es erstaunlich, dass der Verband eine Anfrage der FFA zum Anlass nimmt, Dinge zu adressieren, die er dem Verein RWE durchaus direkt sagen könnte.“

Korfmacher geht auf Konfrontation

Für Verwirrung bei Rot-Weiß sorgte die Antwort des WFLV, die eigentlich an die Fan- und Förderabteilung adressiert war, sich aber dann doch zu grundsätzlichen Dingen im Traditionsklub äußerte.

So schreibt WFLV-Präsident Hermann Korfmacher: „Vor allem möchte ich den Anlass nutzen, um mit einigen Vorurteilen aufzuräumen. Leider hat der RWE-Vorsitzende Dr. Michael Welling unlängst die WFLV-Anfrage eines Gesprächstermins zur Klärung von Irritationen negativ beschieden.“

Danach geht der Verbandspräsident in seiner Antwort auf die Anfrage der FFA-Abteilung ein und erläutert die Gründe für die Spielverlegung der RWE-Partie in Rödinghausen auf einen Montagabend. Kurz gesagt: Es geht um lange fest terminierte innerstädtische Veranstaltungen im Herforder Kreis, verbunden mit der polizeilichen Auslastung.

Im letzten Absatz geht es im Verbandsschreiben um die geplatzte Fernseh-Live-Übertragung der Regionalliga-Partie RWE gegen Viktoria Köln in der kommenden Woche. Dort heißt es: „Es ist schade, dass gerade der Traditionsverein RW Essen, dem der WFLV auch in den nicht zu knappen Krisenzeiten der Vergangenheit stets die bestmögliche Unterstützung hat zukommen lassen, sich permanent dieser Solidargemeinschaft entziehen möchte. Aber das ist Sache von RW Essen. Weder der WFLV noch Sport1 sind angesichts der unerfreulichen Entwicklung vorerst daran interessiert, Heimspiele von RWE live zu übertragen.“

Und sie auch noch der Öffentlichkeit frei gibt. Natürlich ist der Verein die Antwort nicht schuldig geblieben. Der RWE-Boss hat in einem mehrseitigen Schreiben geantwortet, das vorerst aber nicht für die Öffentlichkeit bestimmt ist. Welling: „Wir haben geantwortet, werden aber nicht den öffentlichen Weg gehen. Es liegt nun an Herrn Korfmacher, ob er unsere Antwort teils oder ganz veröffentlicht, den Weg überlassen wir ihm.“

Gleichwohl nimmt Welling zu den zum Teil massiv getätigten Vorwürfen im WFLV-Antwortschreiben Stellung: „Man kann Herrn Korfmacher vielleicht zugute halten, dass er von einem seiner Mitarbeiter nicht vollständig informiert worden ist, selbst dann verbietet es aber der Anstand, einen solchen Vorwurf zu formulieren.“

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Welling zu den Gründen, warum er die Termin-Anfrage negativ beschieden habe: „Mir wurde konkret der 11. September zu einer bestimmten Uhrzeit als Gesprächstermin genannt, es gehe um VIP-Eintrittskarten und die TV-Vermarktung. Ich konnte nicht, weil ich zeitgleich den OLG-Termin in Sachen Özil in Düsseldorf wahrnehmen musste, zugleich fragte ich nach der Notwendigkeit eines Vier-Augen-Gespräches.“ RWE geht es dabei um eine vielmehr generelle Information, wie die WFLV-Regelung in Sachen TV mit den Klubs abgestimmt sei.

Im Einklang mit Vereinen wie Aachen oder Uerdingen

Befremdlich reagierte der RWE-Vorsitzende auch auf den insgeheimen Vorwurf des Verbandes, er habe die Essener in „nicht zu knappen Krisenzeiten“ immer bestmöglich unterstützt. Welling: „Erstens waren die jetzt Handelnden bei einer möglichen verbandsseitigen Hilfe noch nicht im Verein tätig. Und zweitens: Wenn dem so war, soll das jetzt gegeneinander aufgerechnet werden?“

Und der unverhohlenen Drohung am Ende des Schreibens, dass auch der betroffene TV-Sender keine große Lust mehr verspüre, Spiele mit RWE-Beteiligung zu übertragen, nimmt man auf Vereinsseite eher erleichtert zur Kenntnis. „Bei der Verlegung vom Wochenende auf einen Wochentag haben wir gravierende Erlös-Einbußen in Sachen Kartenverkauf und Catering. Dass Vereine mit weniger relevanten Zuschauerzahlen sich über eine Übertragung eher freuen, ist nachvollziehbar,“ kontert Welling.

Im übrigen sei dies kein Alleingang seitens RWE, sondern man befinde sich im Einklang mit Vereinen wie Aachen oder Uerdingen, die ebenfalls Erklärungsbedarf hätten. „Wir haben den Verband in einem Schreiben um Klärung gebeten, welche Rechte/Pflichten die Vereine bei den TV-Verträgen haben. Bisher sind wir Klubs bei dieser Thematik nicht eingebunden.“