Essen. Fußball-Regionalligist Rot-Weiss Essen trennte sich in einem hitzigen Traitionsduell im eigenen Stadion mit 1:1 von Alemannia Aachen - das zweite Unentschieden im zweiten Heimspiel für die Essener. RWE ist ungeschlagen, aber es hätte besser laufen können.

Tim Hermes schlurfte durch den Stadiongang. Müde war der junge Mann, spürte jeden Muskel. Und der Linksverteidiger sah nicht unbedingt glücklich und zufrieden aus, 1:1 gegen Alemannia Aachen im eigenen Stadion. Das zweite Unentschieden im zweiten Heimspiel. RWE ist ungeschlagen, aber es hätte besser laufen können für die Rot-Weißen, die ja den Anspruch haben, oben in der Tabelle mitzumischen. Und um diesem Anspruch gerecht zu werden, ist normalerweise vor allem auch Heimstärke gefragt.

Hitziges Duell gegen Alemannia Aachen

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    Die zeigten die Gastgeber in der Anfangsphase eindrucksvoll. „Sensationell“, fand RWE-Trainer Marc Fascher die ersten Minuten seiner Mannschaft. Sie agierte druckvoll, hatte Biss im Zweikampf und ließ dem Gegner kaum Zeit, Luft zu holen. Das Stadion kochte und brodelte, als sich mal wieder ein Spieler am Boden krümmte. Von Beginn an ging es hitzig und hektisch zu auf dem Rasen, es war eine Partie mit vielen Emotionen, mit ständigen Nickeligkeiten in den Zweikämpfen. Höhepunkt war die unfreiwillig komische Schaueinlage von Dominik Ernst Mitte der zweiten Halbzeit, als er sich Kopf an Kopf mit Tim Hermes plötzlich fallen ließ, wälzte und schließlich zur Seitenlinie torkelte. Schiedsrichter Rott blieb unbeeindruckt und ließ einfach weiterspielen.

    Die Essener Angriffe rollten zu Beginn. Tim Hermes setzte den Ball per Freistoß an den Pfosten. Und dann folgte die wohl entscheidende Szene: Nach einem Foul an Sven Kreyer, sprang dieser auf und geriet mit Michael Lejan aneinander. Als Schiedsrichter Daniel Rott das Rudel wieder auseinander getrieben hatte, zeigte er Lejan Gelb und Kreyer Rot. Keiner hatte genau gesehen, warum. Es wurde spekuliert und diskutiert. Doch Fakt war: RWE musste in Unterzahl weitermachen.

    Risikospiel mit friedlichen Fans

    Die Aachener Fans hatten nicht nur zwei Punkte im Stadion liegen gelassen: Auf den Betonstufen des verwaisten Gästeblocks waren nach dem Schlusspfiff überall schwarz-gelbe Fähnchen verteilt. Wohl an die 300 Stück, die von den rund 2500 Aachenern zurückgelassen wurden. Damit hatten die Gäste vor dem Anpfiff freundlich gewedelt.

    Das war ihre Choreographie zum Spiel. Und Harald Hagen, Leiter der zuständigen Polizei-Inspektion Nord, hatte es ihnen erlaubt. Im Gegenzug verlangte er von den Gästefans, sich ordentlich zu benehmen. „Ich habe ihnen einfach mehr Verantwortung übertragen. Sie haben sich an die Absprache gehalten, es hat super geklappt“, lobte Hagen. Alles sei ruhig geblieben. Und das Polizeiaufgebot war nicht so präsent wie damals beim Niederheinpokalfinale gegen den MSV.

    „Beim RWO-Spiel wollen wir ein ähnliches Konzept fahren“, sagt Hagen zufrieden. Vielleicht könne Essen ja noch Vorbild werden: engagiert, euphorisch, aber zivilisiert.

    Nun kam Aachen und zeigte, dass diese Mannschaft tatsächlich reifer und stabiler ist als noch in der vergangenen Saison. Doch das Tor machte Tim Hermes. Nach einem Freistoß flog der Ball in den Aachener Strafraum, tupfte auf und sprang unberührt ins Netz zum 1:0.

    Nakowitsch vertrat den kranken Mario Neunaber

    Doch Aachen war nicht beeindruckt, sondern versuchte in Ruhe, die Lücke in der gegnerischen Deckung zu finden, wo Kai Nakowitsch den kranken Mario Neunaber (Magen-Darm) vertrat. Mag sein, dass diese Umstellung die Abstimmung beeinträchtigt hat. In einigen Szenen offenbarte die Essener Abwehr Schwächen, doch Aachen war nicht konsequent genug oder zu nachlässig im Abschluss. Die besten Möglichkeiten besaßen Dominik Ernst (41.), Kevin Behrens (66.) und Rafael Garcia (69.), der aus 20 Metern nur die Latte traf.

    Aachen glich schließlich doch noch aus durch den eingewechselten Sahin Dagistan (70.). Verdient, obwohl es gerade so schien, als könnte Rot-Weiss den Vorsprung über die Zeit retten. „Die Jungs haben gekämpft wie die Löwen“, lobte Marc Fascher trotzdem. „Ich bin echt stolz auf die Truppe.“