Essen. Die Rot-Weißen können mit einem Sieg am Montagabend in Gelsenkirchen die Tabellenführung in der Regionalliga-West übernehmen. Die fans fiebern dem Derby entgegen und wollen das Spiel in ein Heimspiel verwandeln - mit einer Rekordkulisse für die vierte Liga.
Um die Motivation seiner Mannschaft braucht sich RWE-Teamchef Thomas Strunz wohl kaum zu sorgen. Die Spieler wissen nur allzu gut, was von ihnen in Essen erwartet wird. Und das ist nichts Geringeres als der Gewinn des Titels. RWE beschließt an diesem Montag beim FC Schalke 04 II den zweiten Spieltag in der Regionalliga West (19.30 Uhr, Veltins-Arena). Und mit einem Sieg beim Nachbarn würden sich die Gäste direkt an die Tabellenspitze setzen. Die Aussagekraft der Rangfolge ist zwar nach wie vor sehr dürftig, aber es wäre immerhin ein Signal an die Konkurrenz.
Konkurrenz hat Probleme
Die nämlich hat offenbar Probleme, in die Saison zu kommen. Preußen Münster beispielsweise, neben RWE der zweite große Titelfavorit, musste nun schon die zweite Pleite verkraften. 0:1 verloren die Preußen beim 1. FC Kaiserslautern II, der bekanntlich zum Auftakt an der Hafenstraße mit 0:2 unterlag. Münster ist nun Vorletzter, aber wie gesagt, das bedeutet gar nichts.
Die RWE-Fans wissen das nur allzu gut. Im Vorjahr war ihre Mannschaft mit zwei Siegen gestartet: 4:1 in Lotte und 4:0 daheim gegen eben jenen FC Schalke 04 II. Doch was für die Euphorischen schon nach Durchmarsch aussah, entpuppte sich spätestens in der Rückrunde als zähes Ringen, das auf einem enttäuschenden Rang sieben endete.
S04 ist Außenseiter
„Zwar sind wir Außenseiter im eigenen Stadion, aber wir sind nicht chancenlos”, sagt S04-Trainer Oliver Ruhnert. Und dass die Nachwuchsteams der Bundesligisten in dieser Liga unberechenbar sind, das wissen sie inzwischen alle. Der FSV Mainz 05 II hat gezeigt, dass ein Ausrutscher jederzeit möglich ist. Sie überraschten mit einem 2:1 in Münster und erlebten nun zu Hause ein Debakel: 1:7 gegen die Sporfreunde Lotte – das schmerzt.
„Es ist eine ausgeglichene Liga”, betont Strunz, der in dieser Spielzeit zwar klare Vorstellungen hat, wohin er will, dies aber ein wenig moderater formuliert als noch in der Vorsaison. Nichts geht von selbst, man müsse sich den Erfolg von Spieltag zu Spieltag stets aufs Neue erarbeiten. Eine Art Malocher-Philosophie, wie sie beim Nachbarn RW Oberhausen seit langem (und erfolgreich) gelebt wird.
Gegen Lautern auf Sicherheit gesetzt
Auf Sicherheit hatte Strunz auch gegen den FCK gesetzt. Er hatte in Denny Herzig und Sergej Neubauer zwei „Sechser” vor der Abwehr aufgeboten, um ein größtmögliches Maß an Kompaktheit im Mittelfeld zu erzielen. „In der Vorsaison haben wir im zentralen Bereich in fast jedem Spiel eine 1:1-Situation zwischen gegnerischem Stürmer und Torwart zugelassen. Das war diesmal nicht der Fall”, betont Strunz. Dass sich mal über Außen jemand durchspiele, so wie gegen die Pfälzer geschehen, das sei völlig normal. „Da muss man auch die Qualität des Gegners respektieren.”
Spielerisch war der Auftritt gegen die Pfälzer zwar noch keine Offenbarung, aber einiges deutete darauf hin, dass RWE qualitativ zugelegt hat. Und die Besetzung auf der „Bank” offenbarte zum Auftakt einigen Spielraum. Während dort in der vergangenen Serie hauptsächlich liga-unerfahrene Ergänzungsspieler aus der eigenen U 23 hockten, waren es gegen Kaiserslautern unter anderem gestandene Kräfte wie Markus Kurth, Markus Neumayr und Dirk Heinzmann.
Zweimal hat Rot-Weiß die Schalker und deren System beobachtete für die heutige Aufgabe. Überraschungen lassen sich dennoch nicht ausschließen. Denn der eine oder andere Bundesliga-Profi könnte ja noch hinzukommen. „Aber das können wir sowieso nicht beeinflussen”, sagt Thomas Strunz. „Wir müssen da ganz auf uns schauen und unser Ding durchziehen.”
Info:
Die Schalker als Gastgeber sind durchaus zuversichtlich, dass sie heute Abend an den Zuschauerrekord für die 4. Liga (14 020) herankommen können. Bislang haben die Gastgeber 5000 Eintrittskarten zusätzlich verkauft. Die Dauerkarteninhaber des Klubs haben ohnehin freien Eintritt. Zur Orientierung: Im Februar dieses Jahres wurden vor dem Regionalliga-Spiel gegen RWE nur 2000 Tickets abgesetzt.