Essen. Fußball-Regionalligist Rot-Weiss Essen feierte mit dem 2:1-Erfolg über den 1. FC Köln U21 den dritten Sieg in Folge. Doch die Essener mussten am Ende einräumen, dass nicht alles nach Wunsch verlaufen war.

Die Rot-Weißen haben den nächsten Dreier eingefahren. Nach den Erfolgen gegen Verl und in Lippstadt war es der dritte Liga-Sieg in Folge. Und dieser „Hattrick“, wie sich die Spieler salopp ausdrückten, war auch das Ziel an diesem Tag. Hat ja auch erst einmal in dieser Saison im Dezember 2013 geklappt.

Also Aufgabe erfüllt und alles in Butter? Im Prinzip schon, aber selbst die Gastgeber mussten einräumen, dass bei weitem nicht alles nach Wunsch gelaufen und eine gehörige Portion Dusel erforderlich war, um den formstarken und technisch versierten Gegner zu bezwingen. „Die Jungs haben gekämpft und sind endlich auch einmal dafür belohnt worden“, hob RWE-Sportvorstand Uwe Harttgen das Positive heraus. Und Erfolgserlebnisse, das weiß der Psychologe, wirken ja oft wie ein Lebenselixier.

Testlauf für die Zukunft

Die Saison ist für RWE zwar gelaufen, aber selbstverständlich ist man es sich und vor allem dem Anhang schuldig, bis zum Halali der Punktejagd alles und mit allen Mitteln zu versuchen, erfolgreich zu sein. Schließlich muss man die letzten Saisonspiele quasi als Testlauf für die Zukunft betrachten. Für den einen oder anderen Spieler geht es um einen Vertrag, und der Trainer will natürlich sehen, was funktioniert und was nicht. Unter diesem Aspekt wurde auch gegen Köln klar, dass sich vieles verbessern muss, damit die nächste Spielzeit eine erfolgreichere wird.

So haben sie gespielt

RWE: Schwabke – Hermes, Laltin, Rodenberg, Guirino – Lemke (64. Arenz), Wingerter, Fring, Grund (46. Koep) – Limbasan (73. Pires-Rodrigues), Platzek.

Köln: Schuhen – Müller, Binder, Nikolaou, Bumdimbu – Engels (82. Scepanik), Wiebe (85. Przybylko) – Poß (45. Laux), Hörnig, Thiel – Jesic.

Schiedsrichter: Brüggemann (Rheine).

Zuschauer: 6235.

Tore: 0:1 Binder (45.), 1:1 Platzek (67.), 2:1 Fring (81.).

Vor allem in Hälfte eins hatte der Gastgeber wie so oft Probleme. „Wir wollten die extrem spielstarken Kölner nicht ins Spiel kommen lassen, das ist uns nicht gelungen“, analysierte RWE-Trainer Marc Fascher offenherzig. „Im Gegenteil: Wir haben überhaupt nicht ins Spiel gefunden.“ Seine Spieler bemühten sich, aber den Gegner bekamen sie nicht zu packen. Die Kölner, die zuvor sechs von sieben Spielen gewonnen hatten, wirkten selbstbewusst und kombinierten phasenweise ansehnlich. Was ihnen fehlte war die Zielstrebigkeit, der bedingungslose Erfolgswille, der später RWE in die Spur brachte. Schönes Wetter, schöner Fußball – aber was zählt, sind nun mal Tore. „Wir haben richtig gut Fußball gespielt, mit hoher Laufbereitschaft und einem guten Rhythmus“, lobte Kölns Trainer Stephan Engels, der seinem Team ein „richtig gutes Auswärtsspiel“ attestierte.

Dennoch plätscherte in Hälfte eins die Partie dahin ohne Höhepunkte. Bis zur 41.Minute: Nach einem Schuss von Benjamin Wingerter sprang der abgefälschte Ball Konstantin Fring direkt vor die Füße, der frei stehend die Kugel am langen Pfosten vorbeischob. Da war sie die Chance, es musste die Führung sein. Aber den Treffer setzte Köln. Nach einem Freistoß schliefen auch die langen Kerle in der RWE-Deckung, Torhüter Daniel Schwabke klebte auf der Linie, so dass Leon Binder, einer der Besten im FC-Team, per Kopf zum 1:0 traf. RWE war angeknockt. „Wenn man merkt, es funktioniert nicht so, wie man sich das vorgestellt hat, muss man sich mit 0:0 in die Halbzeit retten“, meinte Fascher. Doch die Kölner Führung war verdient.

In der Kabine zog Fascher seinen Jungs erst einmal die Ohren lang. „Ich habe sie bei der Ehre gepackt“, beschrieb der Trainer. Allerdings dauerte es, bis sich der gewünschte Effekt einstellte und die Gäste für ihren mangelhaften Tordrang bestraft wurden.

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Fascher hatte in Limbasan, Platzek und den eingewechselten Koep drei Stürmer auf dem Platz. Nach gut einer Stunde kam auch noch Lukas Arenz. Mehr Offensive geht nicht. Aber was nutzt all die Power, wenn der Motor ruckelt und die Versorgung stockt. Von hinten heraus kam kaum etwas Konstruktives: Weder Kevin Grund, der zur Pause raus musste, noch Wingerter, Fring oder der eingewechselte Pires-Rodrigues brachten Linie ins Spiel. Die Einstellung stimmte, aber die Aktionen blieben alles in allem ziemlich ungefährlich. „RWE hat in der zweiten Halbzeit richtig Druck gemacht“, fand Engels trotzdem, erkannte aber auch: „Sie haben mit viel Kampfkraft, mit vielen langen Bällen alles versucht. Kombinationsspiel haben wir aber kaum zugelassen.“

Platzeks 15. Saisontor

Glück und Zufall mussten also letztlich mithelfen. Der aufgerückte Rodenberg lenkte den Ball zurück in den Kölner Strafraum, Platzek war da und köpfte das 1:1 – sein 15. Saisontor. Beim 2:1 bereitete erneut Rodenberg vor, Torjäger Platzek traf den Innenpfosten, und Fring stand goldrichtig und allein vor dem leeren Tor. „Ein Riesenkompliment, wie sich meine Mannschaft in der zweiten Halbzeit ins Spiel reingebissen hat“, sagte Marc Fascher. „Es war ein Sieg des Wollens – auch wenn er glücklich war.“