Essen. Rot-Weiss Essen trifft an diesem Samstag in der Regionalliga auf den Liga-Favoriten Viktoria Köln. Dessen Trainer Claus-Dieter Wollitz begreift seine Arbeit als langfristiges Projekt, wie er uns im Interview vor dem Topspiel verraten hat.

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    Die Rot-Weißen treffen an diesem Samstag auf den Liga-Favoriten Viktoria Köln an (14 Uhr, Sportpark Höhenberg, live in unserem Ticker), der nach zwei Niederlagen (Fortuna Köln und SC Verl) sowie einem Unentschieden (SV Lippstadt) in der Tabelle auf Rang vier abgerutscht ist – neun Punkte hinter Spitzenreiter Fortuna Köln. Vor dem Spiel sprachen wir mit Viktorias-Trainer Claus-Dieter Wollitz (48), der zu dieser Saison in Köln angeheuert hat, um mit dem Klub aufzusteigen.

    Herr Wollitz, sind sind wohl der bekannteste Trainer derzeit in der Regionalliga. Sie haben in der 2.Bundesliga gearbeitet und zuletzt mit Osnabrück in der 3. Liga gespielt. Was hat sie an dem Viertligisten Viktoria Köln gereizt?

    Claus-Dieter Wollitz: Das Projekt. Es ist vergleichbar mit dem vom FC Augsburg, der sich gerade in der Bundesliga etabliert. Gemeinsam mit dem Investor Franz-Josef Wernze haben wir das Ziel, nach oben zu kommen. Wir wollen den Verein Stück für Stück professioneller aufstellen. Und ich bin überzeugt, dass wir das auch hinbekommen. Meine Eindrücke bisher haben das zu 100 Prozent bestätigt.

    Sie zählen zu den Titelanwärtern in dieser Saison. Die Ergebnisse zuletzt waren aber alles andere als gut. Woran liegt das?

    Wollitz: Bei uns sind zwischenzeitlich einige Top-Spieler ausgefallen. Dass Timo Staffeldt drei, vier Monate fehlt, ist schon ein Brett. Dazu kommen hoch motivierte Gegner. Und natürlich haben wir auch nicht gut gespielt.

    Stehen Sie und ihre Mannschaft dadurch bereits unter erhöhtem Erfolgsdruck?

    Wollitz: Druck hat man immer im Fußball. Doch ich habe zu Beginn meiner Arbeit klar gesagt, welche Ziele ich habe und dass es auch schwierig werden kann, ein Team auf die Beine zu stellen, das den Namen Top-Favorit verdient. Deshalb habe ich hier 1000prozentige Rückendeckung. Ich habe am 24.Juli angefangen und konnte an der Mannschaft nur noch kleine Korrekturen vornehmen. Aber wir haben einen Zwei-Jahres-Plan. Wir werden eine Mannschaft aufbauen, die mit ihrer Erfahrung und Qualität zurecht Favorit ist und dieser Rolle auch gerecht wird. Aber das ist ein Prozess.

    Der auch mal etwas zäher verlaufen kann.


    Wollitz: Fehler werden immer und überall gemacht. Aber wir brauchen Spieler, die meine Vorstellungen umsetzen können. Ich will attraktiv spielen und dominant auftreten. Die Jungs müssen mit Druck umgehen können, müssen stabil sein, denn negative Erlebnisse gehören nun mal zum Alltag. Spätestens in der kommenden Saison werden wir dazu verdammt sein, jedes Spiel gewinnen zu müssen


    Gleichwohl wird die Viktoria angesichts des Kaders schon jetzt als Top-Favorit gesehen?

    Wollitz: Ich kann das nur zum Teil verstehen. Mich stört, dass die Beurteilungen von außen manchmal sehr oberflächlich ist. Da wird von Zweitliga-Spielern in unserem Kader geredet. Aber wer ist denn zweitliga-erfahren? Timo Staffeldt oder Andreas Schäfer, okay, die sind es. Aber die hat Lotte und Fortuna Köln auch. Für mich hat jemand erst Zweitliga-Erfahrung, wenn er dort 100 Spiele gemacht hat und nicht nur ein paar Einsätze hatte. Aber sollten wir in der Winterpause noch einige kleine Korrekturen hinkriegen, dann würden wir zurecht als Top-Favorit gehandelt. Und in der nächsten Saison werden wir auf jeden Fall Erster.

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    Aber das wollen sie doch auch jetzt schon.

    Wollitz: Es kann nicht immer gleich alles funktionieren. Außerdem müssen wir auch die Voraussetzungen für den Aufstieg schaffen, die Strukturen entwickeln. Viktoria Köln gibt es doch erst seit drei Jahren, ohne Herrn Wernze würde es diesen Verein gar nicht geben. Der Klub hat sich neu definiert und muss sich jetzt entwickeln. Man kann nicht gestern entstehen und heute gleich aufsteigen. So einfach ist das nicht.

    Sie haben in der 2. und 3.Liga trainiert. Nun ist es die vierte. Hat sich die Arbeit geändert?

    Wollitz: Nein, der täglichen Ablauf hat sich überhaupt nicht geändert. Wir sind ja ebenfalls absolute Vollprofis.

    Sie haben mal gesagt, dass es eine Herausforderung sei, eine Mannschaft wie Viktoria Köln als Trainer zu begleiten. Worin sehen Sie die Herausforderung?

    Wollitz: Ich will meine Aufgabe hier verantwortungsvoll auch gegenüber Herrn Wernze erfüllen. Ich will hier etwas Vernünftiges umsetzen. Der Verein hat den Anspruch, in der 3.Liga zu spielen, und das muss nicht das Ende sein. Jetzt bin ich da. Und wenn wir scheitern, auch gleich wieder weg. Nein, so sehe ich meine Arbeit hier ganz bestimmt nicht.