Essen. Mit hängenden Köpfen und auf Socken schlurften einige RWE-Spieler bedröppelt in die Kabine. Sie hatten verloren. Nicht einfach nur drei Punkte im Regionalliga-Alltag gelassen, sondern es war eine Klatsche, die ein weiteres Stück an Kredit gekostet hat bei den Fans.

Rot-Weiss Essen wurden von der U23 von Borussia Mönchengladbach in der eigenen Arena vorgeführt, ja zeitweise deklassiert. Und einer bei den „Fohlen“ entpuppte sich als Dompteur und ließ RWE wie Puppen tanzen. Nicht Angreifer Marcel Platzek war’s, der in der künftig das Essener Trikot tragen wird. Auch nicht Torjäger Sven Michel, der bereits 19 Saisontreffer gesetzt hat. Sondern Guiseppe Pisano (25). Er war der überragende Spieler. Nicht nur, weil er nahezu jedes Kopfball-Duell gewann.

Schon in den ersten Szenen demonstrierten Pisano und seine Mitspieler die Entschlossenheit, die die Essener gänzlich vermissen ließen. Pisano und die Gladbacher preschten von der ersten Sekunde an nach vorn, gewannen ihre Zweikämpfe und liefen ihrem Gegner weg. Leichtfüßig, spritzig, gedankenschnell. Die Rot-Weißen hatten keinen Zugriff. Klar, auch sie hätten das eine odere andere Tor mehr machen können, aber insgesamt waren sie mit dem Ergebnis sogar noch gut bedient.

Eine „robuste Zweikampf-Führung“ und eine „disziplinierte Grundordnung“ hatte RWE-Trainer Waldemar Wrobel von seinen Jungs gefordert. Doch auf dem Rasen liefen sie vor allem neben Gegner her, völlig neben der Spur.

Die Kritik wächst

Ausgerechnet diesem nominell hochkarätigen Sturm der Gäste, musste RWE eine Notlösung entgegensetzen. In der Innenverteidigung spielten Thomas Denker (22) und Kai Nakowitsch (18), ein Jungjahrgang in der U19. Die Stammkräfte Rodenberg, Wagner und Laletin – allesamt verletzt. Wie Kapitän Markus Heppke, der als robuster Routinier ebenfalls zur Kategorie Leistungsträger zählt. Solche erfahrenen Typen fehlten, was die Darbietung nicht entschuldigt.

Natürlich wächst die Kritik mit zunehmenden Misserfolg. Natürlich stehen auch Trainer Wrobel und die Sportliche Leitung unter Beschuss. All das, was Jahre zuvor so toll funktionierte – scheinbar vergessen. Keine leichte Aufgabe wird es für Wrobel, seine Spieler auf die nächste Aufgabe am Dienstag beim VfL Bochum II vorzubereiten (19 Uhr, Lohrheidestadion). Der VfL hat am Wochenende mit 5:0 in Siegen gewonnen.

Ach ja, ein bisschen Spaß hatte das Volk im Stadion aber auch noch. Und zwar, als die Zuschauerzahl von 10 500 verkündet wurde – inklusive Dauerkarten und Einladungen, die RWE verschickt hatte. Zu diesem Zeitpunkt war höchstens noch die Hälfte im Stadion. Viele waren wohl aus lauter Frust und Ärger geflüchtet. Man kann es ihnen nicht verübeln.

Die Reaktionen

Sven Demandt (Gladbach): Es sah heute alles nach großem Sport aus: Wir sind mit dem neuen Profi-Bus angereist, kurz zuvor wurde der Rasen noch mal nass gemacht, es waren viele Zuschauer da. Den großen Sport wollten wir bieten. Wir waren heute sehr effektiv. Für RWE tut es mir leid. Trotzdem der letzten Ergebnisse, die den Eindruck trüben, finde ich dass Essen eine gute Saison spielt.
Waldemar Wrobel (RWE): Mit fällt es schwer, so kurz nach dem Spiel eine gewisse Sachlichkeit und Objektivität zu zeigen.Wir müssen uns bei den Leuten entschuldigen, die heute im Stadion waren und unsere Farben getragen haben. Wir haben sie ziemlich allein gelassen.