Essen. Das mit Spannung erwartete Stadtderby zwischen dem FC Kray und RWE endete 0:0. Während der Aufsteiger aus Kray aus dem Häuschen war, machte der rot-weiße Tross lange Gesichter. Doch viel Zeit für die Frustbewältigung bleibt nicht, bereits an diesem Dienstag geht es für RWE nach Düsseldorf.

Nein, es war wirklich keine frohe Botschaft, die RWE da seinen Fans am Karsamstagabend verkündet, dargeboten, vorgelebt hatte. 0:0 im Stadtderby gegen den FC Kray, gegen den kleinen Klub von der Buderusstraße. Gegen den Tabellenletzten der Fußball-Regionalliga. Entsprechend deutlich war die Quittung der Rot-Weiss-Fans ausgefallen, die beim Auswärtsspiel ihrer Mannschaft an der heimischen Hafenstraße natürlich die übergroße Mehrheit der 7350 Zuschauer gebildet hatten. Schon zur Pause hatte es Pfiffe gegeben, nach dem Schlusspfiff von Schiedsrichter Thorben Siewer schwoll diese Missfallensbekundung zu einem eindrucksvollen, weil lautstarken Konzert an. Und der rot-weiße Tross stand auf dem Rasen und machte lange Gesichter. Es stellte sich nicht die Frage, warum dieses Derby, dieses Duell David gegen Goliath, torlos endete. „Über 90 Minuten waren wir nicht gut“, pointierte denn auch Trainer Waldemar Wrobel ehrlich. „Wir sind enttäuscht über das Resultat und die Leistung. Das kann nicht unser Anspruch sein und das ist nicht unser Anspruch.“

Es stellte sich die Frage nach dem Warum. Nicht nur, dass RWE offensichtlich nicht den besten Tag erwischt hatte. Vielmehr vermittelte die Mannschaft über 90 Minuten nicht den Eindruck, sich mit unbedingtem Willen in die Partie kämpfen zu wollen. Einer schwachen ersten Halbzeit folgte ein schwacher Wiederbeginn, einzig zwischen der 55. und 70. Minute war was drin für den Favoriten, der in dieser Phase den Pfosten traf und durch Benedikt Koep vom Elfmeterpunkt scheiterte (68.). Kray reagierte, stellte defensiv um, und bekam die Sache wieder in den Griff.

RWE ließ Emotionalität vermissen

Warum wirkte Rot-Weiss also so saftlos? War die Luft nach der 0:1-Niederlage wenige Tage zuvor gegen Fortuna Köln, die die ohnehin sehr zarten Aufstiegshoffnungen geplättet hatte, doch raus? „Das kann ich komplett verneinen“, betonte Wrobel. Er räumte aber ein, das Gefühl gehabt zu haben, dieses Thema vor dem Kray-Spiel ansprechen zu müssen. „Wir haben genau das thematisiert. Wir wollten Emotionalität und Willen zeigen. Das ist uns nicht gelungen. Das ist schade und nicht zu verstehen.“ Es war also ein ungemütliches Osterfest an der Hafenstraße – und ein arbeitsames. Bereits an diesem Dienstagabend muss die Mannschaft wieder ran, es geht in Düsseldorf gegen die Fortuna U23 (19.30 Uhr, Paul-Janes-Stadion).

„Toll!“ Genau das war Lars Krüger, Co-Trainer des FC Kray, durch den Kopf gegangen, als der Schlusspfiff ertönte. Das 0:0, dieser hart erkämpfte und völlig verdiente Punkt tatsächlich verbucht werden durfte. Wenige Minuten später in den Katakomben des Stadions Essen grinste er: „Den Jungs muss man ein riesiges Kompliment machen. Wir haben gegen einen Gegner, der unter Profibedingungen trainiert, kaum etwas zugelassen.“

FC Kray mit Defiziten im Offensivspiel

Das war genau so. Und hätte sich der FC Kray bei seinen Kontersituationen ein bisschen cleverer angestellt, man hätte die rot-weiße Vollkatastrophe perfekt machen können. Aber das Offensivspiel bleibt das große Defizit der Krayer, die gegen RWE kaum etwas Konstruktives im Spiel nach vorne zuwege brachten, sich mit Abwehraufgaben voll und ganz ausgelastet fühlten – und irgendwie natürlich auch fühlen durften. „Es tut uns leid, aber wir sahen uns nicht in der Pflicht, zum ästhetischen Gelingen dieses Fußballabends beizutragen“, formulierte es Kray-Trainer Dirk Wißel süffisant. „Wir haben in einer Phase Mitte der zweiten Halbzeit auch Glück gehabt. Aber wir dürfen sehr zufrieden sein. Es nicht zu sein mit einem Punkt gegen RWE, wäre auch falsch.“

Mittelfeldmotor Kevin Barra gab sich da, beseelt von einem „großartigen Erlebnis“, forscher: „Es war ein total verdienter Punkt, mit ein bisschen Glück nehmen wir sogar drei mit“, jubelte er. „Auch Dank Omar Allouche, der richtig stark gehalten hat.“

Allouche war der Mann des Abends

Hatte der Torhüter tatsächlich, Omar Allouche war der „Held des Abends“, wenn man so will: Er entschärfte die wenigen rot-weißen Gelegenheiten und parierte auch den Koep-Strafstoß. Gegen Wuppertal, als der FCK ähnlich stark auftrumpfte, hatte er in der Nachspielzeit danebengegriffen, sein FCK verlor das Spiel. Damals der „Depp“ – heute der Mann des Abends. „So schnell kann das gehen im Fußball“, meinte auch Dirk Wißel, der Allouche damals deutlichst kritisiert hatte. „Heute kriegt er kiloweise den Puderzucker irgendwo hingeblasen. Von der Mannschaft, von den Medien, aber natürlich auch von mir.“

0:0 gegen RWE – ein Erlebnis, an das man sich an der Buderusstraße immer erinnern wird. Ein Punkt, der im Abstiegskampf kaum weiterhilft. Aber dieses Spiel taugte vorher schon dazu, die Tabellenkonstellation in den Hintergrund zu rücken. Nach dem Schlusspfiff erst recht. Lars Krüger fand es „einfach toll!“