Essen.

Drei Punkte, das West-Derby gewonnen und im neuen Stadion weiterhin ungeschlagen. Entspannt und zufrieden konnten die Gastgeber an diesem Tag Bilanz ziehen. Und sie meinten, dass es zwar ein recht ausgeglichenes Spiel gewesen sei, aber die drei Punkte nicht ganz unverdient an sie gegangen seien. Nun, die Oberhausener sahen sich im Vorteil. „Wir waren klar besser“, meinte RWO-Keeper Thorben Krol. Doch eindeutig war das überhaupt nicht. Die Widersacher waren gleichwertig, Kleinigkeiten an diesem Nachmittag entscheidend. Und ein bisschen Glück – wie immer.

Kein hochklassiges Fußballspiel

Es war kein hochklassiges Derby, wofür die schwierigen Bodenverhältnisse mitverantwortlich waren. Kein Geläuf für so lange Kerle wie Maik Rodenberg oder Vincent Wagner und auch kein Parkett für technische Tänzchen und filigrane Finessen. Aber die Rot-Weißen aus Essen fanden sofort den richtigen Rhythmus. Kevin Grund setzte sich auf Außen durch und seinen Pass in die Mitte verwertete Cebio Soukou per Flugkopfball zum 1:0. Soukou, der nach seiner guten Leistung in Siegen – sofern man das nach einer 1:5-Pleite überhaupt sagen darf – von Beginn an auflaufen durfte, reagierte schnell, schneller als die RWO-Innenverteidigung samt Torhüter Krol (19), der jedoch wie sein Gegenüber Hendrik Bonmann (18) fortan eine überzeugende Leistung ablieferte. So parierte Krol wenig später gegen Marvin Ellmann prächtig (13.).

Die Oberhausener allerdings erholten sich schnell und gingen im Mittelfeld mit dem nötigen Biss zu Werke. Und sie hatten Chancen. Assaeda bediente Talarski, dessen Heber erwischte Bonmann mit den Fingerspitzen und lenkte den Ball zur Ecke (32.). Der junge RWE-Keeper, der für Dennis Lamczyk spielte (siehe Zweittext), gab einen klasse Einstand. Er wirkte ruhig und sicher, fing etliche Flankenbälle ab. Auch Auge in Auge mit Mike Terranova blieb er Sieger (44.). Und hatte Glück, als der RWO-Routinier wenig später eine Hereingabe im Fallen um Zentimeter am Pfosten vorbei ins Aus schob (45.). Wie schon vor einer Woche beim 0:1 gegen den FC Kray ließen die Oberhausener Chancen liegen.

"Der Gegner war im Zentrum zu oft in Überzahl"

RWE-Trainer Waldemar Wrobel brachte nach der Pause Mittelfeldmann Suat Tokat für Stürmer Marvin Ellmann. „Der Gegner war im Zentrum zu oft in Überzahl, da waren Lücken, die wir nicht schließen konnten“, erklärte Wrobel die taktische Maßnahme. Doch mehr Kontrolle brachte es unterm Strich nicht, was für die Leistung der Gäste spricht.

Als Borutzki aber über den Ball schlug, war plötzlich der Weg frei für Kevin Grund, der zum 2:0 erhöhte. Die Entscheidung? Von wegen. Der Jubel der RWE-Fans war noch nicht verhallt, da gab es Strafstoß für RWO, weil Terranova von Rodenberg umgerissen worden war. Sebastian Mützel verwandelte sicher. Hoffnung für RWO. Es blieb spannend, aber ohne weitere Höhepunkte. Als Mützel mit der letzten Aktion des Spiels den Ball per Freistoß kläglich hinters Tor auf die Tribüne gejagt hatte, drehte sich RWO-Trainer Peter Kunkel an der Außenlinie verzweifelt ab. Der Ex-Profi war früher einmal Stürmer.

„Ich kann jede Woche das Gleiche erzählen. Ich bin natürlich enttäuscht über diese Niederlage, aber mit der Leistung und dem Spiel meiner Mannschaft bin ich zufrieden. Die Mannschaft wollte, hat gut nach vorn gespielt und sich vier, fünf Großchancen erarbeitet. Wir haben auch in der zweiten Halbzeit alles versucht, haben dreimal offensiv gewechselt. Wir sind aber an unserer mangelhaften Chancenverwertung und einem überragenden Essener Torwart gescheitert.“

Waldemar Wrobel (RWE): „RWO hat sich wie in den letzten Spielen, die wir beobachtet haben, wieder gut verkauft. Das Team hat eine gute Spielanlage und Organisation.Für uns war es ein wichtiges Spiel nach dem 1:5 in Siegen. Eine Punkteteilung wäre möglich gewesen. Es war ein glücklicher Sieg, aber nicht komplett unverdient.“

Gelungener Einstand von Bonmann

RWE-Trainer Waldemar Wrobel hat es dann doch riskiert: Er hat zum Derby gegen RWO den erfahrenen Torhüter Dennis Lamczyk, seine Nummer eins, die zuletzt unsicher wirkte und patzte, auf die Bank gesetzt und dafür den 18-jährigen A-Junioren-Keeper Hendrik Bonmann in die Start-Elf beordert. Der junge Mann machte seine Sache prima, war sicher bei Flankenbällen und hielt fest, was fest zu halten war. Souverän.

RWO-Trainer Peter Kunkel lobte gar: „Wir sind an einem überragenden Essener Torhüter gescheitert.“ Und Kollege Wrobel war natürlich ebenfalls zufrieden und sah sich wohl auch in seiner Entscheidung bestätigt. Aber sein Lob fiel ganz stilgetreu vergleichsweise moderat aus. „Ich sehe das gelassen. Aber dafür, dass er zum ersten Mal vor so großer Kulisse gespielt hat, war es eine sehr gute Leistung.“

Ob es ein Torwartwechsel auf Dauer sein wird, wollte Wrobel aber nicht bestätigen. „Es folgte nun eine Trainingswoche, dann werden wir neu entscheiden. Es wird derjenige spielen, von dem wir zu 100Prozent überzeugt sind. Und das sind wir von allen drei Torhütern - ob Bonmann, Lamczyk oder Kunz.“ Und dann noch mit einem Schmunzeln: „Und alle drei sind spielberechtigt.“

RWE: Bonmann - Dombrowka, Wagner (73. Laletin), Rodenberg , Guirino - Soukou (79.Lemke), Heppke, Avci, Grund - Koep, Ellmann (46.Tokat).

Schiedsrichter: Thorben Siewer (Drolshagen). Zuschauer: 10 037.

Tore: 1:0 Soukou (6.), 2:0 Grund (70.), 2:1 Mützel (71., Foulelfmeter).