Essen. . Vor 10037 Fans siegte Rot-Weiss Essen im Regionalliga-Derby mit 2:1 gegen Rot-Weiß Oberhausen. Auch, weil der erst 18-jährige Hendrik Bonmann, für gewöhnlich Torwart der Essener A-Jugend, bei seinem Debüt überzeugte. Am kommenden Sonntag geht es für die Essener in Velbert weiter.

Ein paar Rätsel des Lebens, das muss man akzeptieren, bleiben ungelöst. Die Frage, wer der Weihnachtsmann ist, lässt sich seit Hunderten von Jahren nicht klären. Also versuchten es am Samstag ein paar Hauptdarsteller des Fußball-Klassikers zwischen den Rot-Weissen aus Essen und den Rot-Weißen aus Oberhausen mal anders. „Ich bin nicht der Weihnachtsmann“, sagte Essens Trainer Waldemar Wrobel nach dem 2:1 (1:0)-Sieg seiner Elf mit fester Stimme, und sein Oberhausener Kollege Peter Kunkel strich sich ebenfalls von der Liste der Verdächtigen: „Ich auch nicht.“ Dabei war das Derby ein Tag der Geschenke.

Ein 2:2 war drin für RWO

Dieses Spiel, RWE gegen RWO, hat schon bessere Zeiten gesehen. Vor vierzig Jahren füllten 30 000 Zuschauer die Ränge, damals standen sich beide Vereine als Bundesligisten gegenüber. Die Spieler hießen Willi Lippens oder Lothar Kobluhn, aber das ist lange her. Man hat sich, stets verbunden in inniger Ablehnung, in der Zweit- und Drittklassigkeit wiedergesehen, und nun hat es beide Vereine bis in die viertklassige Regionalliga verschlagen.

Trotzdem kamen 10 037 Fans ins neue Essener Stadion, das war das erste Geschenk, es ging an den Schatzmeister. Zehntausend wollten zuletzt zwei Ligen höher weder Duisburg noch Bochum sehen. Die Zahl hat sicherlich auch etwas mit der Bedeutung beider Vereine für ihre Fans zu tun, die sich aus der Geschichte speist. An der Hafenstraße sieht’s ja immer noch ein bisschen so aus, als sei die Zeit stehen geblieben, die Reste des alten Georg-Melches-Stadions stehen etwas verloren im Nichts, und wenn nicht die weißen Tribünen des neuen Stadions in den Himmel ragten, würde an diesem Ort wenig in die Zukunft weisen.

RWO fehlte die Kaltschnäuzigkeit

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Wie diese Zukunft aussehen könnte, ist für beide Vereine auch nach dem Spiel ungewiss. „Ihr seid besser als der RWE“, sangen die Oberhausener nach dem 1:2 trotzig, „wir steigen auf und ihr steigt ab“, übertönte sie der Essener Anhang. Beides stimmte nicht. Tatsächlich trennte die Mannschaften an diesem Tag wenig, Oberhausen hätte mit etwas mehr Kaltschnäuzigkeit ein 2:2 erreichen können. Die Elf, das war ihr Geschenk an Peter Kunkel, wies genug Substanz nach, um sich trotz sechs Absteigern in der Liga halten zu können. Der Oberhausener Trainer ärgerte sich trotzdem mächtig, ein anderes Geschenk hatte ihm die Laune verhagelt, das vorentscheidende 0:2 handelte sich RWO durch einen Bock von Dominik Borutzki ein. Das war der Moment, in dem sich Kunkel vorkam wie der Weihnachtsmann.

Andererseits: Wenn dieses Spiel einen Sieger haben konnte, dann Essen. Trotzdem wird es mit dem Aufstieg wohl nichts werden, denn Fortuna und Viktoria Köln sind die großen Favoriten. Und dann hat der DFB seinen Viertligisten noch ein Danaergeschenk unter den Baum gelegt: Die fünf Meister der fünf Regionalligen steigen nicht automatisch auf, höchstens drei werden nach einer Playoff-Runde den Sprung in die 3. Liga schaffen.

Der Satz vom Weihnachtsmann

Dass es für Essen trotzdem nicht schlecht aussehen muss, verdankt der Verein dem nächsten Geschenk: Jemand hat dem A-Jugend-Torwart Hendrik Bonmann großes Talent in die Wiege gelegt. Bonmann gab im Derby ein abgeklärtes und starkes Regionalliga-Debüt, jeder konnte sehen, warum der 18-Jährige bei mehreren Erstligisten auf dem Zettel steht. Wie man hört, liegt Dortmund im Rennen vorn.

Essens Trainer Waldemar Wrobel ging das nach Spielschluss alles zu weit. Er bemühte sich, Bonmanns Debüt zu relativieren. Da kam ihm die Frage, ob der Junge die Nummer eins bleibe, gerade recht. Wrobel knurrte seinen Satz vom Weihnachtsmann. Das beantwortete zwar die Frage nicht, aber man wird ja sehen, und zwar am Sonntag in Velbert. Es sei denn, der Weihnachtsmann schenkt uns bis dahin noch ein bisschen Schnee.