Herne. Für die meisten Regionalligateams geht es nur noch um Ehre oder die “goldene Ananas“ - auch für Schalke 04 II und Rot-Weiss Essen. Die Essener sind charakterlich 1a, drehten im Revierderby in der Schlussphase einen 0:2-Rückstand und gewannen noch mit 3:2.
Die Fußball-Saison befindet sich in der Endphase. Drei Spieltage sind es noch in der Regionalliga, und das Finish dort wird zu einer Charakterfrage. Der Abstiegskampf fällt aus, weil es aufgrund der Liga-Neustrukturierung keinen Absteiger geben wird. Und an der Tabellenspitze streiten sich praktisch nur noch Sportfreunde Lotte und Borussia Dortmund II um Titel und Aufstieg. Der Rest der Liga spielt um Ehre oder „goldene Ananas“, was nicht bei jedem Fußballer Heißhunger auf Erfolg auslöst. Schalkes Trainer Bernhard Trares bekam die keimende Lustlosigkeit zu spüren. Nach der 1:6-Klatsche gegen Gladbach II forderte er gegen RWE mehr Engagement. Doch nach der verdienten 2:3-Niederlage im Derby ließ er seinen Frust ab: „Ich bin schwer enttäuscht, wir müssen kernigere Jungs in die Mannschaft bekommen. Einige sind mit ihren Gedanken schon woanders.“
RWE dreht 0:2-Rückstand
RWE-Trainer Waldemar Wrobel hat dieses Problem nicht. Seine Jungs kämpften schon zu NRW-Liga-Zeiten unermüdlich bis zum Abpfiff. Was ihnen manchen Punkt noch in der Schlussphase bescherte. Und das Derby in der Mondpalast-Arena zu Wanne-Eickel verdeutlichte erneut, wie kernig die Rot-Weißen sind. Charakterlich 1a.
Mit 0:2 lagen die Rot-Weißen gegen Schalke nach gut zwanzig Minuten hinten. „Wir haben desolat begonnen“, fand Wrobel. Vor allem der zweite Gegentreffer war ein Anschlag auf die Moral. Torhüter Dennis Lamczyk erlaubte sich gegen Ideal Iberdemaj ein überflüssiges Dribbling, was ihm gründlich misslang, so dass der Schalker den Ball nur noch ins leere Tor zu schieben brauchte. „Es hat die falsche Lösung gewählt“, sagte RWE-Teammanager Damian Jamro. „Aber die Mannschaft hat positiv reagiert und den Fehler wieder ausgebügelt.“
Selbstverständlich war das nicht, denn RWE hatte doch mit einigen Widrigkeiten zu kämpfen. Es fehlten doch einige Stammkräfte. Thomas Denker nahm die Partie angeschlagen auf und musste kurz vor der Pause passen. Die Schmerzen waren einfach zu groß. Roberto Guirino (20) übernahm die Rolle als Innenverteidiger, für den jungen Mann absolutes Neuland. „Er hat das sehr gut gemacht“, lobte Jamro. Konzentriert, konsequent. „Robi hat sich sehr gut entwickelt. Vor fünf Monaten hätte er wohl die Aufgabe nicht so souverän erledigt.“
Der Kapitän Timo Brauer marschierte vorbildlich vorweg und leitete maßgeblich die Wende mit ein. Obwohl er möglicherweise RWE zum Saisonende verlassen wird. Höherklassige Klubs sollen angefragt haben. Brauer aber gab trotzdem wieder alles. Er servierte den Ball Avci auf den Fuß, der dem guten Ex-Essener Keeper Robin Himmelmann mit einem Distanzschuss überwand. Nach einem Zweikampf zwischen Benedikt Koep und Frank Fahrenhorst im Schalker Strafraum gab’s Elfmeter. Eine diskussionswürdige Entscheidung. Brauer aber versenkte die Kugel vom Punkt. Und als Koep mit einem fulminanten Schuss aus 30 Metern das 3:2 erzielte, war Rot-Weiss obenauf. Lenz traf später noch mit einem Kopfball Aluminium (83.). Der Sieg war verdient, keine Frage. Und mit einem guten Gefühl können sich die Essener nun auf das Verbandspokal-Halbfinale am Mittwoch beim KFC Uerdingen vorbereiten (19.30 Uhr, Grotenburg).
FC Schalke 04 II - Rot-Weiss Essen 2:3 (2:2)
RWE: Lamczyk - Brauer, Denker (40.Guirino), Jasmund, Lehmann - Grummel, Avci - Lemke (86. Enzmann), Koep (80. Lenz), Grund - Kaya.
Schiedsrichter: Florian Heft (Neuenkirchen).
Zuschauer: 2400.
Tore: 1:0 Wiegel (17.), 2:0 Iberdemaj (21.), 2:1 Avci (23.), 2:2 Brauer (42., FE), 2:3 Koep (65.).