Essen. Güngör Kaya hat sein Selbstvertrauen wiedergefunden. Rot-Weiss Essen besiegte Fortuna Düsseldorf II mit 3:1 - Kaya erzielte zwei Tore. Nach dem ersten fiel er Trainer Waldemar Wrobel in die Arme.
Als der Ball im Netz zappelte, gab es kein Halten mehr. Güngör Kaya drehte nach seinem Treffer zum 2:0 ab, ließ seine jubelenden Mitspieler einfach stehen und spurtete unaufhaltsam in Richtung Außenlinie. Dort fielen sich der Torschütze und Trainer Waldemar Wrobel in die Arme, herzten sich wie nach einem großartigen Erfolgserlebnis. Und das war es auch, denn die Beiden hatten immer daran geglaubt, dass der Knoten bei „Günni“ irgendwann platzen würde.
Weil es so schön war, traf Kaya auch noch zum 3:1. Und gerade bei diesem Treffer war deutlich zu spüren, dass der 21-jährige Deutsch-Türke sein Selbstvertrauen wieder gefunden hat. Benedikt Koep legte präzise den Ball auf Kaya, der zog ab, hart und platziert ins kurze Eck, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt. Die Entscheidung in diesem nur phasenweise umkämpften Spiel war es aber in jedem Fall. Und die Rot-Weißen hatten diesen Sieg, den dritten in Serie, verdient. Das Ergebnis hätte durchaus noch um zwei, drei Tore höher ausfallen können, denn Chancen hatte der Gastgeber in der Schlussphase reichlich. So traf Dirk Jasmund nur den Pfosten (86.).
Wrobel musste die Skeptiker vertrösten
Lange hatte Kaya auf diesen glücklichen Moment gewartet. Zumal er ja auch erst in den vergangenen Wochen in die Startelf gerutscht war. Zuvor musste Wrobel die Skeptiker vertrösten. Kaya mache einen sehr guten Eindruck im Training, hatte er immer betont. Und dass der junge Mann etwas Zeit brauche, weil er ja schließlich zwei Jahre lang „aus dem Geschäft“ gewesen sei. Beim 1.FC Nürnberg wollte der junge Stürmer Erstliga-Profi werden, der Durchbruch blieb ihm allerdings versagt.
Nun scheint er in Essen auf dem richtigen Weg. Wie groß ist denn nun die persönliche Erleichterung? „Groß“, antwortete Kaya. Er tönte nicht herum, dass er schon immer gewusst habe, was in ihm stecke. Sondern es war mehr ein Aufatmen. „Der Trainer hat mich zuletzt vor einem Spiel immer gefragt, wann ich denn endlich mal treffe“, schmunzelte der zweimalige Torschütze, der im Spiel viele gute Szenen hatte. Güngör Kaya in Top-Form? Da zeigte der Angreifer noch einmal, dass er tatsächlich sein Selbstbewusstsein zurückgewonnen hat: „20 Prozent gehen noch. Wie ich mich kenne.“
Doch bei all dem Bohei, das um den Angreifer an diesem Tag gemacht wurde, stellte Trainer Wrobel klar, wer für ihn der Matchwinner gewesen ist: „Kaya hat seine Aufgabe erfüllt und ein sehr gutes Spiel gemacht. Aber er ist auch nur ein Baustein. Die gesamte Mannschaft hat dieses Spiel gewonnen. Und ein Stürmer profitiert auch immer von seinen Nebenleuten, die ihn in Szene setzen.“ So beim 1:0, als Brauer Torschütze Holger Lemke freispielte. Und der quirlige Lemke hatte vor dem 2:0 die Latte getroffen, so dass Kaya „nur“ vollenden musste.
„Ich bin stolz auf diese Truppe“, lobte Wrobel. Sie hat einen grandiosen Charakter.“ Und eine große Moral. Wrobel deutete die erneuten „Nackenschläge“ nur an: Stefan Grummel fiel krank aus. Koep (muskuläre Probleme) und Lemke (Leiste) mussten am Donnerstag zuvor das Training abbrechen. Abwehrmann Thomas Denker lief mit einer schmerzhaften Zehenprellung auf.
Willen und Moral bewies RWE auch nach dem recht glücklichen zum 2:1 durch Aydin nach einem Freistoß. Mit Leidenschaft hielten anschließend die Rot-Weißen dagegen und zogen ihrem Kontrahenten den Zahn mit kompromisslosen Zweikämpfen. Rot-Weiss startete gut, hätte aber auch den Ausgleich kassieren können bei Chancen von Magos (6.) und Königs (12./ 25.). „Die ersten zehn Minuten haben wir verschlafen. Hätten wir das 1:1 erzielt, wäre es vielleicht anders gelaufen“, meinte Fortuna -Trainer Goran Vucic, der RWE aber zu einem verdienten Erfolg gratulierte.