Essen.
Das Glück ist zurück. Und mit ihm der Erfolg. Wochenlang haben sie an der Hafenstraße gehadert, sich gegrämt, dass der Ball trotz guter Torchancen nicht ins gegnerische Netz rollen wollte. Und in diesen Wochen der Erfolgsabstinenz hatte RWE-Trainer Waldemar Wrobel immer wieder in seine Analyse eingeflochten, dass man nicht unbedingt schlechter gewesen sei als der Gegner.
Die Negativserie ist Vergangenheit. Und mit zwei 1:0-Siegen gegen Schalke II und Dortmund II spüren die Rot-Weißen nach dem ersten Auswärtssieg der Saison wieder den Wind im Rücken. Es ist der Lohn für die Beharrlichkeit, mit der Rot-Weißen jeweils anderthalb Stunden lang gerackert hatte. Und weniger die spielerische Eleganz, denn in dieser Hinsicht hatte sowohl S04 als auch der BVB phasenweise deutliche Vorteile. Was angesichts des hochkarätigen Personals auch keineswegs verwundert.
Scharfer Kontrast
Wohl selten wurde der Kontrast zwischen Regionalliga und Premiumklasse so scharf gezeichnet wie an diesem tristen Samstag. Die U23 des Deutschen Meisters hatte ihre Regionalliga-Pflicht im betagten Stadion Rote Erde zu absolvieren, im direkt angrenzenden Fußball-Tempel brannte dennoch das Licht. Es waren hypermoderne Scheinwerfer die lediglich das Grün bestrahlten, damit das auch ja ordentlich sprießt.
Florian Kringe hat fast 200 Bundesliga-Spiele für die Schwarz-Gelben absolviert, selbst das Nationaltrikot hat er schon mal übergestreift. Nun sollte er der Reserve Halt geben. Doch auch er konnte die miese Heimbilanz letztlich nicht aufpäppeln. Fünf Punkte holte der Gastgeber aus acht Heimspielen, damit bleibt die Borussia Schlusslicht der Liga.
BVB entschlossen
Gleichwohl ging der Gastgeber entschlossen die Aufgabe an. Er kombinierte ansehnlich, war aber weniger konsequent im Abschluss. Und wenn der BVB vor dem Essener Tor auftauchte, scheiterte an sich selbst oder an RWE-Keeper Dennis Lamczyk. Hofmann verzog (9.) Bakalorz scheiterte per Direktabnahme (25.) und Boyd prüfte erneut Lamczyk (45.).
Der BVB versuchte zu kontrollieren, die Aufgabe spielerisch zu lösen, und wirkte mitunter zu verspielt. Rot-Weiss war in Hälfte eins aber gleichwertig. „Da haben wir aus einer sehr guten Ordnung eine ansprechende Leistung geboten“, lobte Waldemar Wrobel, der auch deshalb den Sieg als „sehr glücklich, aber nicht unverdient“ bezeichnete. RWE antwortete frech. Güngör Kaya zwang BVB-Keeper Focher mit einem Kopfball zur Parade (27.) und wenig später wurde Holger Lemke von Hofmann gestoßen, was Schiedsrichter Athanassiadis nicht als elfmeterreif betrachtete (33.).
Le Tallec fliegt vom Platz
Dem Unparteiische sollte noch eine Hauptrolle zukommen. Als der Franzose Le Tallec, geführt im Erstliga-Kader, wenig professionell den Mund nicht halten konnte trotz Gelber Karte, sah er zurecht Rot. „Ab da haben wir schlechter gespielt. Der BVB hat mehr investiert und wir weniger“, kritisierte Wrobel den Schlendrian. Dortmund steigerte sich und besaß weitere Hundertprozentige durch Boyd (60.) und Soltanpour (72.).
Als alles auf ein Unentschieden hinauslief, spitzte sich die Lage zu. Halstenberg, der kurz zuvor verwarnt worden war, schlug den Ball weg und musste ebenfalls vom Feld. BVB-Trainer David Wagner, der sich offenbar zu heftig darüber geärgert hatte, folgte seinem Spieler in die Katakomben. Dann der finale Eckball für RWE in der Nachspielzeit. Benedikt Koep köpfte die Kugel unter die Latte. RWE versank in Glückseligkeit, der BVB in tiefen Frust.
Dreifache Unterzahl
„Es war kampfbetontes und sehr faires Derby“, fand Wagner. „Und die Schiedsrichterleistung geht auch absolut in Ordnung. Aber, dass er vor dem 0:1 so schnell wieder anpfeift, dass unser zuvor eingewechselter Spieler es nicht einmal mehr bis in den Strafraum geschafft hat, mag regelkonform sein, fair ist es nicht. So waren wir in dieser Szene sogar in dreifacher Unterzahl.“
Bor. Dortmund II -
Rot-Weiss0:1 (0:0)
BVB: Focher - Vrancic (91. Gasecki), Halstenberg, Hofmann, Bakalorz - Fring (46. Unzola), Kringe, Paurevic, Hornschuh, Le Tallec - Boyd (70.Soltanpour).RWE: Lamczyk - Jasmund (75. Vennemann), Wagner, Denker, Grund - Brauer, Heppke - Koep, Kaya, Lemke (83. Enzmann) - Lenz (75. Grummel).Schiedsrichter: Nikolaus Athanassiadis (St. Peter Ording). Zuschauer: 918.Tor: 0:1 (Koep (90.+2).Bes.: Vorkommnisse: Rot: Le Tallec (BVB/ 53. Schiedsrichterbeleidigung). Gelb-Rot: Halstenberg (BVB/ 88., Unsportlichkeit), Grund (RWE/ 90.+4, Unsportlichkeit).