Essen.
Es war fast so wie zu NRW-Liga-Zeiten. Die Rot-Weiss-Spieler bauten sich vor der Osttribüne auf und feierten mit den Fans. In der Vorsaison waren die Erfolge für viele fast selbstverständlich geworden. Doch eine Klasse höher ist längst nichts mehr so wie es war. Fast drei Monate lang hatte RWE auf den erlösenden Moment gewartet. Und dass sich dieses ersehnte Erfolgserlebnis ausgerechnet gegen den ungeliebten Revierrivalen einstellte, machte die Freude noch ein bisschen größer.
Die Erleichterung war den Rot-Weißen anzusehen. „Klar, du hinterfragst dich in einer solchen Phase“, meinte Vincent Wagner. „Aber wir haben immer gewusst, wenn wir so weitermachen, gewinnen wir auch wieder ein Spiel.“ Oft genug waren die Essener in den vorherigen neun Spielen nicht grundsätzlich schlechter als der Gegner. Und trotzdem reichte es nicht zum Dreier. Diesmal waren sie nicht besser als die Schalker, die zudem eine Stunde lang in Unterzahl agierten. Alexander Langlitz hatte nach einer Viertelstunde Gelb, nach einer halben Stunde Gelb-Rot gesehen, weil er Koep im Mittelfeld ebenso unnötig wie dumm foult.
„Schalke war in der ersten Hälfte überlegen, hatte mehr Ballbesitz. Aber wir haben nicht viele Chancen zugelassen“, analysierte RWE-Trainer Waldemar Wrobel. Und das war auch eine Leistung, denn die Schalker besitzen ungleich mehr Potenzial. Timo Hildebrand im Tor, Christoph Moritz im Mittelfeld, Frank Fahrenhorst als Abwehrchef. Alles Profis. Und der Rest der Mannschaft ist bis auf wenige Ausnahmen U-Nationalspielern gespickt. Technisch boten die Gäste mitunter Feinkost. „Wir haben das Spiel in der ersten Halbzeit kontrolliert, waren ballsicher und haben klasse kombiniert. Nur im Abschluss waren wir zu ungefährlich“, sagte S04-Trainer Bernhard Trares. Seine filigranen Jungs verzettelten sich im Zentrum, verloren beim Kurzpass-Spiel die Zielstrebigkeit und vernachlässigen das Flügelspiel. In der zweiten Hälfte konnten die Gäste zwei, drei aussichtsreiche Situationen nicht nutzen, weil der letzte Pass fahrlässig schlampig gespielt wurde. „Da hätten wir den Sack zumachen müssen“, kritisierte Trares. Denn viele Chancen gab es auf beiden Seiten nicht.
Eigentor von Fahrenhorst
„Wir haben in Physis und Bereitschaft viel investiert, auch unsere Torchancen gehabt. Komplett unverdient war unser Sieg nicht“, fand Wrobel. Zumal der Schiedsrichter zwei Elfmeter nicht gegeben habe. „Das haben mir die gegnerischen Spieler bestätigt.“ Zum einen wurde Lukas Lenz (62.) im Strafraum in die Zange genommen. Und in der Endphase wurde Kerim Avci, der allein aufs Tor zustürmte, hart gestoppt. Da stand es aber schon 1:0 nach einer schönen und schnellen Kombination. Über mehrere Stationen rollte der Ball von rechts nach links, von dort flankte Kevin Grund scharf vors Tor und plötzlich zappelte der Ball im Netz. Lukas Lenz jubelte, wurde als Torschütze genannt. Doch Fahrenhorst war’s. Er hatte den Ball – vor dem einschussbereiten Lenz -- mit der Fußspitze verlängert. „Ist doch völlig egal“, sagte Lenz und strahlte. „Jetzt wird erst einmal gefeiert.“
RWE: Lamczyk – Jasmund, Denker (58. Vennemann), Wagner, Grund – Koep, Brauer, Kaya (66. Avci), Heppke, Lemke (90. Enzmann) -- Lenz.Schalke: Hildebrand - Ernst, Moritz, Langlitz, Weber – Fahrenhorst, Taskin, Wiegel (37. Frank), Torres (82. Quotschalla) - Hofmann, Pires-Rodrigues.Schiedsrichter: Sven Jablonski (Bremen). Zuschauer: 6508. Tore: 1:0 Fahrenhorst (73. ET). Bes. Vorkommnis: Gelb-Rot gegen Langlitz (S04/32. Foulspiel).