Essen. Wir sprechen mit Rot-Weiss Essens Steegmann über den Höhenflug und auslaufende Verträge. Warum der Direktor Profifußball die Fans beruhigt.
Auf den Tag genau vor einem Jahr schrien die mitgereisten Fans von Rot-Weiss Essen ihren Frust raus: „Wir wollen euch kämpfen sehen!“ An jenem bitterkalten Februarabend verlor RWE bei Viktoria Köln und steckte knietief im Drittliga-Abstiegskampf. Schuld an der misslichen Lage trug für diverse Anhänger: Christoph Dabrowski.
Schon verrückt, wie sehr sich Stimmungen und Meinungen wandeln können, denn Dabrowski hat innerhalb eines Jahres sämtliche Kritik verstummen lassen. Wie? Seine Mannschaft spielt einen erfolgreichen Fußball, steht auf dem vierten Tabellenplatz, die Spieler scheinen ihm zu 100 Prozent zu folgen – die Fans sind begeistert. Allerspätestens nach dem 3:1-Sieg bei Tabellenführer Jahn Regensburg am Wochenende sitzt Dabrowski fester denn je im rot-weissen Sattel.
Rot-Weiss Essen: Dabrowski-Vertrag läuft aus
Das ist eine beachtliche Leistung, und so lautet die Frage, die man sich rund um die Hafenstraße momentan stellt: Wann gibt es endlich Klarheit darüber, ob er über den Sommer hinaus Trainer bleibt?
Die Gespräche mit Dabrowski, dessen Vertrag Ende Juni ausläuft, laufen, sagt Direktor Profifußball Marcus Steegmann auf Anfrage dieser Redaktion. „Ich bin kein Freund davon, täglich Wasserstandsmeldungen abzugeben. Aber wir sind in einem guten Austausch“, bestätigt er. Der Trainer sei mit die wichtigste Person in einem Verein, betont der Funktionär. „Von daher ist eine solche Entscheidung eine sehr wichtige Weichenstellung für die Zukunft.“
Alles zum 3:1-Sieg von RWE in Regensburg
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Man müsse viele Bereiche analysieren: das Sportliche, die Ziele, wo man sich verbessern möchte. „Von daher“, so Steegmann, „kann ich alle beruhigen: Es ist ein ganz normaler Prozess, dass diese Gespräche ihre Zeit brauchen.“
Die Fans müssen sich also in Geduld üben, bis eine Entscheidung verkündet wird. Bei den Spielern sieht das ähnlich aus. Zur Erinnerung: 15 Verträge enden. Felix Götze, José-Enrique Rios Alonso, Torben Müsel, Cedric Harenbrock, Isi Young, um nur einige zu nennen, sind Leistungsträger mit einer unklaren Zukunft. Man darf wohl mit Sicherheit behaupten, dass viele Spieler genau hinschauen, wie es mit ihrem Chefcoach weitergeht.
Für Rot-Weiss Essen zählt nur der SSV Ulm 1846
„Wir sind aktuell erfolgreich. Viele wollen genau diese Kraft, die wir gerade mit den Fans entfalten, erleben“, sagt Steegmann. „Und wir haben“, ergänzt der 43-Jährige, „eine klare Spielidee, die zu vielen Spielern passt. Das sind wichtige Punkte.“ RWE müsse sich vor niemandem verstecken. Und nach wie vor bestehe die Chance, weiter eine „super Saison zu spielen“.
Das stimmt natürlich. Nach dem 3:1 in Regensburg wartet im SSV Ulm 1846 der nächste Topgegner. Bei einem Sieg vor dem ziemlich sicher ausverkauften Heimbereich des Stadions an der Hafenstraße würde Rot-Weiss den dritten Platz vom Aufsteiger übernehmen, dann wäre die Euphorie wohl kaum noch zu bremsen. Bei einer Niederlage würde der Abstand auf Ulm jedoch fünf Zähler betragen.
Rot-Weiss Essen: „Fans dürfen träumen“
Es ist daher nachvollziehbar, dass für Steegmann gerade nur das Duell an diesem Samstag zählt: Das nächste Spiel sei immer das wichtigste. „Die Fans dürfen träumen, wir dürfen die Momentaufnahme genießen, sollten aber auf dem Boden bleiben und uns auf den SSV Ulm, der eine herausragende Saison spielt, konzentrieren“, mahnt er. Blöde Floskel, im Falle von Rot-Weiss Essen aber zutreffend. Sorgen muss man sich laut Steegmann aber keine machen, dass das Team abheben könnte. „Unsere Mannschaft ist sehr fokussiert.“