Essen. Rot-Weiss Essen erreicht mit dem 3:1 in Regensburg seine Ziele und darf träumen. Doch der Erfolg hat auch eine andere Seite. Ein Kommentar.
Hat es lange nicht mehr gegeben: ein tobender Gästeblock, eine RWE-Mannschaft, die sich in den Armen liegt - ein Verein, der einen Auswärtssieg feiert. Diese Szenerie gab es nach Rot-Weiss Essens 3:1 in Regensburg zu sehen. Zunächst ein zaghaftes Hoffen nach dem kuriosen Eigentor, dann zwei Konter zum Liebhaben und eine beeindruckende Abwehrleistung, das machte den Coup perfekt.
Schon jetzt, am 10. Februar, am 25. Spieltag, hat RWE 42 Punkte geholt und damit die zwei Saisonziele erreicht: Zum einen bedeutet dieser Sieg mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichket den Klassenerhalt. Den wollten die Essener möglichst schnell perfekt machen. Zum anderen hält das 3:1 in Regensburg als Sinnbild für die spielerische Entwicklung der Mannschaft her - und eine beständige Fortentwicklung des Teams war das zweite große Ziel.
Rot-Weiss Essen hat jetzt keinen Druck mehr
Es ist eine Stärke, wie Trainer Christoph Dabrowski und seine Mannschaft Druck in Ergebnisse umwandeln. Auf die Klatschen gegen Unterhaching und Verl folgte ein 2:1 in Dortmund; auf die Niederlagen gegen Ingolstadt und Sandhausen das 1:0 über Lübeck. Und nun das 3:1 wenige Tage nach dem selbstverschuldeten 0:2 in München, das die Diskussion um Dabrowskis spielerischen Ansatz heißkochen ließ. Sie ist verstummt nach dem klasse Auftritt, und der Trainer hat es immer gewusst.
Der große Druck ist nun weg.
Alles, was jetzt kommt, ist Bonus - Aussagen wie diese wird man in der nächsten Zeit wohl häufiger hören. Es ist nicht der Stil der Hafenstraßenfunktionäre, markige Sprüche herauszuhauen. Das ist nachvollziehbar und stünde auch niemandem gut zu Gesicht. Dennoch muss die Zeit der Zurückhaltung aufhören. Wer ohne drei Leistungsträger - Jakob Golz, Vinko Sapina, Lucas Brumme - solch ein Auswärtsspiel beim Tabellenführer hinlegt, der muss sein Selbstbewusstsein nach außen hin zeigen, der darf träumen, ohne durchzudrehen.
Alles zum 3:1-Sieg von RWE in Regensburg
- Zum Nachlesen: So holte Rot-Weiss Essen den Dreier.
- Unsere Noten zum Auswärtssieg der Essener.
- „Das tut mega gut“: Dabrowski über das 3:1.
Der Erfolg hat aber auch eine andere Seite: Viele Verträge laufen aus, zum Beispiel der von Abwehr-Mastermind Felix Götze. Auch der Kontrakt von Dabrowski endet im Sommer. Die Leistungen wecken Begehrlichkeiten. Die betroffenen Spieler und der Trainer haben eine starke Verhandlungsposition.
Rot-Weiss Essen muss an die Schmerzgrenzen gehen
Das Management wäre gut damit beraten, alles zu unternehmen und manche Schmerzgrenze neu auszuloten, um den Kern des Teams zu halten. Denn im Drittliga-Sommertransferfenster geht es oft zu wie beim Roulette im Casino. So ziemlich alle Klubs fischen im selben Spieler-Pool. Umbrüche sind fast schon die Normalität. Man kann nur hoffen, dass das in Essen nicht der Fall sein wird - Kontinuität zahlt sich nämlich aus, wie man dieser Tage merkt.