Essen. Schnee in Jena, Rot-Weiss Essen setzt sich durch – im Elfmeterschießen. Und einer hat schon vorher gewusst, dass RWE ins Halbfinale kommt.

Jürgen Röber hatte da so ein Gefühl. „Ich habe ihm schon vor dem Spiel gesagt“, erzählt der Trainer von Rot-Weiss Essen, „das wird dein Abend!“ Tatsache: Frank Kurth sollte der Held sein am 30. November 1993. Doch von vorne.

Die Essener hatten schon den 1. FC Bocholt, den MSV Duisburg und den FC St. Pauli aus dem DFB-Pokal gekickt, als sie die Reise nach Thüringen auf sich nehmen. Was für ein Tag, das kann man sich ja gar nicht fieser vorstellen: Minusgrade, das Ernst-Abbe-Sportfeld in Jena glich einer Skilanglauf-Piste. 5240 Fans sind trotzdem gekommen, um sich das Viertelfinale anzuschauen.

Rot-Weiss Essen: Zähes Spiel in Jena

Es ist das Duell zweier Zweitligisten, und während Röber in Essen gerade seine ersten Schritte als Trainer geht, coacht ein ganz erfahrener Mann den FC Carl Zeiss: Hans Meyer. In den 1970er- und 1980er-Jahren hatte er mit Jena dreimal den DDR-Pokal gewonnen. Schon damals eine Legende, Großmeister der Selbstironie und des Sprücheklopfens. Nach dem Viertelfinale wird er erst mal baff gewesen sein.

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Eine ziemlich zähe Partie entwickelt sich auf dem weißen Rasen – beide Teams haben mit den Schneemassen zu kämpfen, wenngleich die Gastgeber zunächst etwas mehr von der Partie hat. Jonathan Akpoborie und ein gewisser Bernd Schneider stürmen für den FCC, keine schlechten Akteure, keine Frage. Torwart Frank Kurth muss schon ein paar Mal eingreifen, verhindert „die dicksten Möglichkeiten“, wie der Kicker notiert.

Nach der Pause stellt Jürgen Röber um, RWE agiert fortan mit drei Stürmern, ganz vorne: Daouda Bangoura. Aber Chancen sind zusehends, und das kennt man ja eigentlich im Osten gar nicht mehr, Mangelware. Kurz vor Schluss schwächt sich Jena selbst. Michael Molata kassiert in Minute 87 seine zweite Gelbe Karte. Er wird sich gefreut haben; vorzeitig unter die warme Dusche – geht schlimmer.

In unserer Serie 93/94 – wir fahren nach Berlin beleuchten wir Rot-Weiss Essens legendären Pokal-Lauf.
In unserer Serie 93/94 – wir fahren nach Berlin beleuchten wir Rot-Weiss Essens legendären Pokal-Lauf. © Grafik Justus Heinisch | Grafik Justus Heinisch

Rot-Weiss Essen bleibt im Elfmeterschießen cool

Keine Tore nach der regulären Spielzeit und auch in der Verlängerung passiert nichts. „Wir haben zurück gebissen“, ist Röber immerhin zufrieden mit dem Einsatz seiner Elf, die nun im Elfmeterschießen ran muss.

Essen darf zuerst schießen. Jürgen Wegmann läuft an – und vergibt. Auweia! Doch auch Axel Wittke versemmelt seinen ersten Versuch, weiterhin 0:0, ja, will denn heute gar kein Tor fallen?

Dann, endlich, geht mal einer rein. Ingo Pickenäcker behält die Nerven, Vorteil Essen. Doch Jena gleicht aus. Auch Adrian Spyrka, Harald Kügler, Jürgen Wegmann, Daouda Bangoura und Robert Reichert treffen für Rot-Weiss, Carl-Zeiss antwortet stets mit dem Ausgleich. Jetzt liegt es an Olaf Schreiber, er muss verwandeln, sonst ist seine Mannschaft raus. Er guckt sich seine Ecke aus, nimmt Maß – und Frank Kurth pariert!

Der Schlussmann ballt seine Faust, reckt seinen seinen Arm in den Nachthimmel, genießt den Triumph und wartet, dass sich seine Mitspieler zu einem letzten Sprint aufmachen und über ihn herfallen. Er herzt auch seinen Trainer, welch innige Umarmung – Rot-Weiss Essen steht im Halbfinale. Dank Frank Kurth, der schon im Achtelfinale gegen den MSV Duisburg einen Elfmeter hielt. Vermutlich deshalb hatte Jürgen Röber eine Vorahnung.

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