Essen. Drittligist Rot-Weiss Essen belegt nach vier Siegen in Folge den Relegationsplatz. So bewertet Trainer Drabowski Ausgangslage vor Mannheim-Spiel.
Ruhe unter rosaroten Wolken an der Hafenstraße. Aber die Fans von Rot-Weiss Essen kommen aus dem Feiern gar nicht mehr heraus. Sportlich ging es RWE schon lange nicht mehr so gut. Viermal in Folge haben die Rot-Weissen in der Dritten Liga gewonnen und zwischendurch im Niederrheinpokal mit dem 4:0 gegen den ambitionierten Oberligisten SV Straelen einen sehr souveränen Auftritt hingelegt.
In der Regionalliga damals war der Erfolg ja zuletzt fast normal oder besser gesagt ein Muss, um sich den Aufstiegstraum zu erfüllen. Nun aber ist in aller Bescheidenheit der Klassenverbleib angesagt und da wirkt jeder Sieg wie ein Fläschchen Baldrian. Die 24 Punkten sind bereits vor dem 15. Spieltag die halbe Miete. Und nach jedem Dreier drängt sich die Frage auf: Geht da noch mehr?
Rot-Weiss Essen will weiter von Spiel zu Spiel denken
„Natürlich kann ich die Tabelle lesen“, sagt RWE-Trainer Christoph Dabrowski. Aber den Taschenrechner für kühne Kalkulationen lässt er lieber in der Schublade. „Es zählt jetzt nur das Waldhof-Mannheim-Spiel, das ist die nächste Herausforderung. Und das meine ich auch so, wie ich so sage. Mir schwirren noch nicht Ingolstadt im Kopf herum oder die anderen Gegner, die da noch kommen.“
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Besser zu sein als in der vergangenen Saison, als man sich erst im Finish erleichtert den Schweiß von der Stirn wischen durfte, das hat sich Rot-Weiss vorgenommen. Diesem schwammigen Ziel eilt der Club weit voraus. Wer sich nach dem Schlusspfiff gegen Arminia Bielefeld im Stadioninneren tummelte, bei dem ploppten vielleicht die Bilder auf, die sich Anfang Oktober boten nach dem 0:5-Desaster gegen den SC Verl. Was für ein Kontrast.
„Im Misserfolg ruhig bleiben und im Erfolg ruhig bleiben“, kommentierte der RWE-Vorsitzende Marcus Uhlig nach dem 2:1 gegen den Zweitliga-Absteiger aus Ostwestfalen mit Glanz in den Augen. Er schüttelte freudig die Hände und nahm die Glückwünsche entgegen. Nun ja, so ganz hat das mit der Ruhe damals zwar nicht geklappt, doch niemand schwadroniert derzeit bei RWE herum und befeuert die kühnen Optimisten, die schon von der Aufstiegsrelegation träumen.
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Für RWE ist auch gegen kriselnde Mannheimer Vorsicht geboten
Es ist eine wilde Liga mit vielen unberechenbaren Ergebnissen. Das war sie auch in der Vorsaison, warum sollte sich das plötzlich ändern? Also ist wie immer und ganz professionell Vorsicht geboten vor dem Duell am Sonntag (16.30 Uhr, Hafenstraße) gegen Waldhof Mannheim. „Kein Spiel in der 3. Liga ist einfach. Aber das ist ja nichts Neues“, sagt Dabrowski, der die Gäste wie folgt charakterisiert: „Mannheim ist unter den Erwartungen geblieben, ist aber besser als es der Tabellenplatz widerspiegelt.“
Der Gegner habe viel Geschwindigkeit und ein gutes Umschaltspiel. „Ich erwarte eine Mannschaft, die hochsensibilisiert ist und über die Basics versuchen wird, Stabilität zu gewinnen. Wir sind vorbereitet auf einen Gegner, der uns fordern wird.“ Und ja, sein Team sei selbstbewusst und habe inzwischen genug Lösungen, um einen hochpressenden oder einen kompakten Widersacher zu knacken und ihm das eigene Spiel aufzudrücken.
Die Mannheimer stehen auf dem ersten Abstiegsplatz und unter Druck. Im Vorjahr hatten sie sich unter dem ehemaligen RWE-Trainer Christian Neidhardt aus dem Fenster gelehnt und den Aufstieg ausgerufen. Doch die eklatante Auswärtsschwäche machte ihnen einen Strich durch die Rechnung, dieses Defizit ließ sich auch mit der besten Heimbilanz der Liga nicht kompensieren. Kurios: RWE gewann in Mannheim mit 2:1, die Kurpfälzer wiederum siegten an der Hafenstraße mit 3:0. Waldhof wurde am Ende Siebter, Trainer Neidhart durch Rüdiger Rehm ersetzt.
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RWE-Gegner Mannheim trifft zu selten das Tor
Im Etat haben die Gäste etwas abgespeckt, vermeintliche Leistungsträger wurden ausgetauscht. Die Mischung sei stimmig, fanden manche Experten, für einen Platz im oberen Tabellendrittel sollte das reichen. Wie man sich täuschen kann. Mannheim trifft das Tor zu selten und kassiert immer noch reichlich Gegentreffer (16:25). Zutaten für eine sportliche Krise. Die Essener hatte man bei der Saisonprognose eher unten verortet. Doch RWE ist Tabellendritter - verrückte Dritten Liga.
Personell hat Rot-Weiss Essen nach wie vor keine Sorgen, die Ausfallliste ist kurz. Ekin Celebi und Thomas Eisfeld absolvieren inzwischen ihre Reha auf dem Rasen und steigern die Belastung. Offen ist jedoch, wann sie wieder ins Mannschaftstraining einsteigen können. Innenverteidiger Aaron Manu plagte unter der Woche ein Infekt, er hat aber schon wieder trainiert.