Essen. Rot-Weiss Essen surft auf der Erfolgswelle. Wieso sich die Fans fühlen, wie bei „Wer wird Millionär“ und welche Rolle der Dalai Lama spielt.

Der Abpfiff lag schon einige Zeit zurück, die Feierlichkeiten waren nach dem überaus spannenden Spiel gegen Arminia Bielefeld beendet. Erneut zog es den schon wieder glückseligen Tross aus dem Stadion Richtung Hafenstraße.

Die Glocke am Bahnübergang wurde dabei immer wieder freudig malträtiert, als auf Höhe Hafenstübchen plötzlich und unerwartet von einem Fan der „Schreck vom Niederrhein“ angestimmt wurde. Und er bekam vielstimmig auf jede bekannte Frage die einzig wahre Antwort: „Nur der RWE!“

Rot-Weiss Essen: Der Himmel weint vor Freude

Es war gut, dass es zu diesem Zeitpunkt ausnahmsweise mal nicht geregnet hatte, denn ansonsten wären keine Regentropfen geflossen, sondern Freudentränen all derer, die nicht mehr bei uns im Stadion sein können. Die sich aber auf Wolke 1907 sicherlich genauso über diese schlicht schöne Momentaufnahme freuen, wie wir hier unten.

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Ein kurzes, aber schönes Erlebnis, da hat sich jemand spontan in sehr große Fußstapfen getraut. Rot-Weiss Essen steht nun bis zum kommenden Wochenende auf Tabellenplatz drei der 3. Liga. Wer hätte das noch vor kurzem gedacht? Ich bin eigentlich sonst nicht jemand, der ständig die Tabelle im Blick hat, aber nun schaue ich sie mir gerne, vor allem aber mit Bedacht an.

Zuallererst zählt für RWE der Klassenerhalt

Jeder Punkt weg von dem ominösen Strich am Tabellenende bringt ein gewisses Maß an Beruhigung. Das ist sicher ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg, denn je weiter man sich von unten entfernt, desto leichter spielt es sich. Und dann macht Fußball einfach auch Spaß. Zuzüglich der aktuell gebotenen Spannung ist das gerade einfach großes Kino. Wenn auch nicht immer kardiologisch verträglich.

Ron Berlinski feiert seinen Siegtreffer für Rot-Weiss Essen gegen Arminia Bielefeld.
Ron Berlinski feiert seinen Siegtreffer für Rot-Weiss Essen gegen Arminia Bielefeld. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Die 3. Liga ist ja schon immer die spannendste aller Ligen in ihrer ausgeprägten Unwägbarkeit. Nichts muss, alles kann! Aber diese Saison ist das alles noch eine Spur extremer und man darf sich als Verein fast wie ein Kandidat bei „Wer wird Millionär“ vorkommen. Man kann in einer Saison viele Tabellenplätze nach oben klettern, ähnlich den Gewinnleitern, aber auch ganz schnell wieder gen Null fallen, hat man in einem Spiel die falschen Antworten oder wähnt sich schon in anderen Sphären.

Rot-Weiss Essen: Fans wollen die aktuelle Phase genießen

Der RWE selbst würde bei Günther Jauch sicher die Joker „Bescheidenheit“, „Zuversicht“ und „Realismus“ ziehen wollen, wenn es mal wieder in die ein oder andere Richtung ausschlägt. Leider können wir den aktuellen Lauf nicht vor dem Rest der Fußballwelt verbergen, so gerne wir Fans das zurzeit auch hätten. Das Fußballgeschäft lebt leider hauptsächlich dadurch, auch die anderen Vereine immer im Blick zu haben. Obwohl das eigentlich Quatsch ist, denn zuallererst lebt der Fußball weiterhin durch seine Fans. Wird aber halt nicht immer so gesehen.

Aber zurück zum Thema: Wer schon jetzt Verlustängste bei einigen Spielern verspürt: So schnell geht das dann nun auch wieder nicht, und man sollte sich davon nicht treiben lassen, was mal passieren könnte, sondern einfach im hier und jetzt genießen. Diese Mannschaft steht erst am Anfang einer guten Entwicklung. Da mache ich mir doch nicht freiwillig und hausgemacht wieder negative Gedanken. Wir sollten alle zusammen das gerade in vollen Zügen genießen und weiter viel Freude an dem Fußball, den wir sehen empfinden. Gespielt von einer Gemeinschaft, die einem warm ums Herz werden lässt.

Nordhorn: Während der abendlichen Hunderunde wurden wir von einem Nachbarn angehalten, der uns aufgeregt eine Geschichte erzählte, die schlussendlich darin endete, dass ich von ihm einen RWE-Aufkleber, gesegnet vom Dalai-Lama (ohne Scheiss) geschenkt bekam. Spätestens jetzt wird alles gut!