Essen. RWE-Coach stand in der Innenverteidigung vor einer schwierigen Entscheidung: Am Ende war Felix Götze mit Bestnote der Matchwinner.

Man kann sich vorstellen, wie der RWE-Trainer vor dem Heimspiel gegen den 1. FC Saarbrücken in sich gegangen sein muss: Weiter mit Mustafa Kourouma in der Innenverteidigung, der in Dortmund einen Superjob erledigt und das wichtige Führungstor gemacht hat? Oder wieder mit dem genesenen Felix Götze an seiner Stelle, der bis zu seiner Verletzung der herausragende Akteur auf dieser Position bei Rot-Weiss Essen gewesen war. Christoph Dabrowski entschied sich für die Routine. Am Ende konnte man sagen: alles richtig gemacht.

RWE: Götze einmal mehr der Abräumer vom Dienst

Der 25-Jährige war einmal mehr der Abräumer vom Dienst, brachte bei den stürmischen Saarbrücker Angriffen immer noch ein Bein zwischen Ball und Torlinie oder grätschte seine Gegenspieler schon vor dem Torraum jederzeit fair ab. Da brauchte er nach dem Spiel auch keine falsche Bescheidenheit walten zu lassen: „Ja, ich bin sehr zufrieden, die persönliche Leistung war top heute. Und ich bin stolz auf die Mannschaft, was wir heute abgerissen haben, das ist Dritte Liga, glaub ich: dass man mal 30, 40 Minuten auch mal nur verteidigen muss.“

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Bei aller Freude über die drei Punkte rätselte der Abwehrchef auch, warum man bei der schnellen und überraschenden 2:0-Führung sich doch wieder so hinten hineindrängen ließ: „Dann haben wir uns ein bisschen zu sicher gefühlt, das müssen wir uns ankreiden lassen, dann kriegst du so ein doofes 2:1 - und danach ist es immer nicht einfach“, bilanzierte er. Viele gegnerische Spieler auf der letzten Linie, gerade in der zweiten Halbzeit, machten den Job für die RWE-Abwehr nicht gerade einfach, auch Ex-RWE-Spieler Kasim Rabihic drängte es immer wieder in eine günstige Schussposition.

Auch das RWE-Publikum half eifrig mit

Diese Phase heil zu überstehen, war auch Mitverdienst des Publikums, dass ziemlich genau spürte, wann es den Support verstärken musste. Es blieb nicht ohne Wirkung auf die Gäste: „Da merkst du dann schon als Spieler der anderen Mannschaft, welche Wucht hier im Stadion auf dich einwirkt“, bekannte der Saarbrücker Julius Biada hinterher. „Normalerweise krieg ich so etwas im Spiel gar nicht mit, weil ich auf mich fixiert bin, aber diesmal habe ich es sogar gehört, wie sie jede gelungene Aktion von uns abgefeiert haben“, wunderte sich Götze.

Die Rechnung der Essener wäre schon nach 25 Minuten fast durchkreuzt worden, als Lucas Brumme ein Ziehen im Oberschenkel vernahm und ausgewechselt werden musste. Sascha Voelcke kam für ihn, ohne sich groß warm machen zu können, und erntete dafür vom Nebenmann ein Sonderlob: „Jeder kennt das Gefühl, wenn er so unerwartet rein muss, da muss ich wirklich sagen, dass hat der Sascha super gemacht, das ist auch ungemein wichtig, wenn andere mal unerwartet ausfallen. Nur wenn alle mitziehen, können wir erfolgreich sein.“

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Dass man dabei manchmal auch zu unlauteren und zu sanktionierenden Mitteln greifen muss, dass gab der Spieler mit der Bestnote auch unumwunden zu: „Ich bin ab der 70. Minute zu jedem Spieler hingegangen und habe ihnen gesagt: Wir haben noch Gelbe Karten frei. So schlau muss man dann auch sein, die taktischen Fouls zu ziehen, das ist auch ein Mittel; besonders, wenn der Gegner so Druck macht. Wir holen generell zu wenige - heute haben wir ordentlich nachgelegt“, grinste Götze.

Rot-Weiss Essen: Vorfreude aufs Derby in Duisburg steigt

Dem Einfallsreichtum waren da keine Grenzen gesetzt: Leonardo Vonic und Ron Berlinski rannten, obwohl das Spiel vernehmbar für alle längst unterbrochen war, einfach weiter, Vonic netzte sogar ein. Beide erhielten dafür zwangsläufig den Gelben Karton, da nützte auch die schauspielerische Leistung, man habe nichts wahrgenommen, am Ende nichts.

Nun freuen sich alle aufs Derby am Samstag im Duisburger Stadion; auch Götze, der beim letzten Mal noch nicht dabei war: „Einfach geil, bei Duisburg ist auch sehr sehr viel Druck drin, es wird ein Zermürbungskampf und schon gar kein Selbstläufer, auch wenn Duisburg so weit unten steht.“ Dass man bei einem Auswärtssieg sage und schreibe 14 Punkte vom Revierrivalen entfernt wäre, darüber wollte der RWE-Verteidiger lieber noch gar nicht nachdenken - die Fans umso lieber.

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