Essen. Der Sturm der Entrüstung bläst Rot-Weiss Essen mal wieder ins Gesicht. Nun musste auch noch der Kapitän unfreiwillig von Bord gehen.

Der selige Frank „Mono“ Malz hat uns neben vielen schönen Liedern zu Rot-Weiss auch diese Strophe aus dem Song „100 Jahre und noch mehr“ beschert: „Wenn der Wind wieder weht aus dem Westen, ja dann kommt unser RWE“. Speziell in den letzten Tagen war es aber kein Wind mehr, sondern direkt ein Sturm, der unseren Verein nicht begleitet, sondern ihm sportlich und zwischenmenschlich einmal mehr richtig ins Gesicht geblasen hat.

Lethargische Schockstarre gegen den SC Verl

Das ist alles schon schwere Kost, die allen, wirklich allen rund um Rot-Weiss Essen abverlangt wurde und wird. Erst das verlorene Spiel in Unterhaching und dann vor allem die lethargische Schockstarre der zweiten Halbzeit gegen den stets unbequemen SC Verl. Wenn man doch schon in einigen Spielen zuvor gezeigt hat, dass man auf der großen Bühne wirklich richtig gut Fußball spielen und kämpfen kann, und die Herzen der Fans zurückerobern konnte, wirkten die letzten beiden Spiele wie der erste Konzertversuch einer Schülerband im heimischen Keller, wo noch nicht mal die Noten richtig sitzen.

Obendrauf auf die sportlichen Sorgen wurde zusätzlich noch die Freistellung von Kapitän Felix Bastians gepackt. Und obwohl wir über die Gründe der sportlichen Leistungen und zwischenmenschlichen Dramen der vergangenen sieben Tage nur spekulieren können, steht für die meisten sofort wieder fest: Der Club ist ein Depp! Auch wenn das nur der 1. FC Nürnberg sein kann, haben sich die allermeisten Kommentarspalten gleich wieder auf unseren Verein als den Schuldfaktor für dieses neuerliche Kapitänsdrama geeinigt.

Die Gerüchteküche wird so oder so brodeln

Aber das ist wohl viel zu einfach gedacht, und das Thema sicherlich viel zu komplex. Einmal abgesehen davon, dass die Gerüchteküche so oder so brodeln wird bei einem solch brisanten Thema. Natürlich steht man dann erst einmal dumm da, wenn schon wieder der Fluch der Kapitänsbinde über dem Verein schwebt und man wohl nur noch auf der Titanic eine kürzere Amtszeit als Kapitän hatte, als an der Hafenstraße dieser Tage.

Aber wenn es wirklich ein Ende mit Schrecken war, um so einem Schrecken ohne Ende vorzubeugen und auf einer vielleicht lang beobachteten Entwicklung innerhalb der Mannschaft hin passiert ist, dann weigere zumindest ich mich, hier gleich wieder den Daumen zu senken. Ich lese zurzeit das kürzlich erschienene Buch von Wolfgang Overath und Sven Pistor mit dem Titel: „Alleine kannst Du nicht gewinnen“.

Ein Gespräch über Fußball als Buch konzipiert über einen grandiosen Fußballer und großartigen Menschen, der sich nie auf oder neben dem Platz in den Mittelpunkt gestellt hat und dem die Mannschaft wichtiger als das eigene Ego war. Es wird also wieder ein neuer Spieler die Binde tragen, die wir vielleicht in ihrer jetzigen Form entsorgen und ein neues Modell finden sollten.

Fußball hat auch was mit Aberglauben zu tun

Fußball hat immer auch was mit Aberglauben zu tun. Und dann sollte man auch noch definieren, was genau mit der Funktion Mannschaftskapitän gemeint ist. Muss ein Kapitän wirklich und von Amts wegen immer spielen? Oder gibt es einen Spielführer, der die Mannschaft auf das Feld und bestenfalls im Spiel führt? Ein Mannschaftskapitän sollte sich über so viel mehr definieren als über einen Stammplatz.

Wenn wir jetzt den neuen Kapitän suchen, dann sollte er über ein hohes Maß an Sozialkompetenz verfügen. Und auch Mannschaftskapitän mit Herz und Seele bleiben, wenn er mal nicht Spielführer ist. Eine Position, die Jakob Golz schon sehr gut bekleidet hat. Freitag nun wartet das 0:9 vs. 09 Derby in Dortmund und das ganze Dorf ist mit dabei: Unfassbar viele RWE-Fans haben ein Ticket für den Auftrag Wiedergutmachung. Stark!

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