Essen. Heimspiel in Dortmund? Über 6500 Rot-Weiss Essen-Fans kommen und wollen eine Reaktion sehen. „Wir haben einiges gutzumachen“, so Andreas Wiegel.

Es gäbe ja genug Gründe, am Freitag zu Hause zu bleiben. Nervig, im Feierabendverkehr die A40 von Essen nach Dortmund zu fahren. Blöd auch, dass RWE zuletzt zwei Klatschen kassiert hat. Gerade das 0:5 gegen den SC Verl am Samstag war ein Debakel. Doch was machen die Fans? Sie decken sich mit Tickets für das Duell bei der U23 des BVB ein und dürften das Auswärts- zu einem Heimspiel machen. Über 6500 Tickets für den Gästesektor im Westfalenstadion wurden schon verkauft.

Für die Mannschaft steht daher einiges auf dem Spiel. Eine Reaktion fordern Fans, Trainerstab, Verantwortliche. Mit einem leidenschaftlichen Einsatz, mit einem oder gar drei Punkten wäre ein erster Schritt getan, den Anhang wieder auf die eigene Seite zu ziehen. Bei einer Niederlage könnte die Stimmung allerdings endgültig kippen.

Rot-Weiss Essen: Wiegel entschuldigt sich bei den Fans

„Die ärmsten Säue sind die Fans“, betonte jedenfalls Andreas Wiegel nach dem 0:5 an der Hafenstraße. „Sie geben alles und sind für uns da, auch in Unterhaching unter der Woche.“ Die Reaktionen von den Rängen, die von Häme über Spott bis hin zu Wut reichten, könne er nachvollziehen. „Wir brauchen uns gar nicht beschweren, dass die Leute sauer sind und wir einen auf den Deckel bekommen, das ist doch völlig normal“, so der 32-jährige Außenverteidiger, der, wie alle anderen Rot-Weissen am Samstag, nicht ansatzweise seine Normalform erreichte.

„Es ist sehr, sehr schwer in Worte zu fassen, was gerade passiert ist“, wagte Wiegel einen ersten Erklärungsversuch. In der ersten Halbzeit „hatten wir vielleicht die klareren Chancen“, in Führung ging Verl. „Ich glaube, dass wir eine zweite Drecks-Hälfte gespielt haben. Wir haben gut losgelegt, aber was anschließend passiert ist – da sollten wir uns alle hinterfragen, ob das alles ist, was wir können.“

Rot-Weiss Essen: Woher kommt die Anfälligkeit?

Vorne weiter harmlos, dazu lustlos und hinten fehleranfällig: Kaum etwas passte zusammen. Vor den Klatschen gegen Unterhaching (0:4) und Verl stellte RWE gemeinsam mit Regensburg die beste Defensive der Liga (sechs Gegentore) – nach den beiden Niederlagen zusammen mit Ingolstadt die fünftschlechteste (15 Gegentore).

Wenn die Basics fehlen und die Grundtugenden fehlen und wir hinten nicht rigoros verteidigen, wird es natürlich schwer“, befand Wiegel. „Die wenigen Gegentore und das kompakte Verteidigen haben uns stark gemacht. Das war jetzt unser Manko. Dass wir in zwei Spielen so viele Gegentore kriegen, ist inakzeptabel.“

Die ersten zehn Spieltage sind nun absolviert, ein Viertel der Saison etwa – so langsam darf man auf die Tabelle schauen. Dort steht Rot-Weiss Essen auf Rang 15, drei Punkte vor den Abstiegsrängen. Viel ist also trotz der beiden Pleiten nicht passiert. Der Leistungsabfall innerhalb weniger Tage ist trotzdem dramatisch und muss aufgearbeitet werden.

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Wie sich Wiegel erklärt, dass Grundlegendes nicht umgesetzt wird? „Wenn wir das wüssten, würden wir es einfach machen. Fußball ist sehr komplex, jedes Spiel anders.“ Vor Haching und Verl sei einiges gut gewesen. „Darauf“, sagte Wiegel, „müssen wir uns besinnen. Wir haben uns selbst in die Bredouille gebracht und es liegt an uns, uns da wieder rauszuholen.“

Und das am besten schon in Dortmund. „Da haben wir einiges gut zu machen.“ Wohl wahr – sonst kann es ein stiller Abend in der Riesenschüssel an der Strobelallee werden.