Essen. Rot-Weiss Essen erlebt gegen Verl ein Debakel, zwei Probleme wurden deutlich. Wie der Drittligist das 0:5 einordnet und aufarbeiten will.

Man muss schon lange wühlen, um Vergleichbares zu finden. Vor über zehn Jahren verlor Rot-Weiss Essen zuletzt ein Heimspiel mit fünf Toren Unterschied – 1:6 gegen Borussia Mönchengladbachs U23. Das bislang letzte 0:5 an der Hafenstraße kassierte RWE übrigens 1997 in der Regionalliga Südwest. Der Gegner damals wie an diesem Samstag: der SC Verl.

„Wir müssen uns bei den Zuschauern für diesen Auftritt entschuldigen“, sagte Christoph Dabrowski unmittelbar nach dem Abpfiff. Eine „ganz ernüchternde Woche“ sei das gewesen, ergänzte der Trainer. Dabei hatte sie so gut gewonnen: 3:1-Sieg gegen Dresden am vergangenen Sonntag. Es folgten zwei Klatschen: Mittwoch 0:4 in Unterhaching und eben jenes 0:5 gegen Verl.

Hatte noch die beste Chance für Rot-Weiss Essen: Marvin Obuz,
Hatte noch die beste Chance für Rot-Weiss Essen: Marvin Obuz, © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Rot-Weiss Essen: „So können wir uns nicht präsentieren“

Offenbar habe der Erfolg gegen Dynamo der Mannschaft nicht gut getan, meinte Dabrowski. „So können wir uns nicht präsentieren. Das, was in der zweiten Halbzeit gegen Verl sichtbar war, können wir nicht akzeptieren.“ Das werden Trainerteam, Funktionäre und Mannschaft aufarbeiten, versprach er.

Marcus Steegmann, der sich in seiner bisherigen Amtszeit in Essen als sachlich-analytischer Direktor Profifußball mit klarem Kopf ausgezeichnet hat, suchte ebenfalls Worte, um diese Blamage zu beschreiben. Die erste Halbzeit sei „okay“ gewesen. „Durch eine starke Einzelleistung sind wir in Rückstand geraten. Man hätte sicherlich vorher das Foul und die Gelbe Karte ziehen können.“

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Dann habe RWE selbst Chancen gehabt, beispielsweise die Möglichkeit von Marvin Obuz nach dem Eckball kurz vor der Pause, fügte Steegmann an: „In der zweiten Halbzeit, so ehrlich muss man sein, sind wir zusammengebrochen. Das habe ich in der Art und Weise selten erlebt.“ Das tue besonders weh und müsse aufgearbeitet werden, kündigte auch er an.

Wir sprachen nach dem 0:5 mit Rot-Weiss Essens Sportdirektor Marcus Steegmann.
Wir sprachen nach dem 0:5 mit Rot-Weiss Essens Sportdirektor Marcus Steegmann. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Neun Gegentore in zwei Spielen, das wurmte ihn besonders, zumal Rot-Weiss in den vorangegangenen Spieltagen defensiv stabil stand. „Es kann nicht sein“, so der 42-Jährige, „dass die stabilste Defensive neun Gegentore in zwei Spielen bekommt. Das ist nicht normal.“

Zum Nachlesen: So lief das Spiel gegen den SC Verl.

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Augenscheinlich war diese Stabilität fragil. Fallen Stützen und Führungsspieler wie Innenverteidiger Felix Götze und Mittelfeldspieler Vinko Sapina verletzt aus oder müssen, wie Felix Bastians, angeschlagen ausgewechselt werden, fehlt es an Struktur und Führung auf dem Platz. Der zweite Anzug sitzt nicht. Und die Offensive ist weiter die Problemzone – das sind zwei Aspekte, die an diesem Samstag besonders deutlich wurden und darin kulminierten, dass sich kaum ein Feldspieler gegen die Blamage stemmte und vorne für Gefahr sorgte.

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Eine Aufarbeitung also, die wird es nun geben. Steegmann habe „bestimmte Punkte“ für sich im Kopf. Diese Aufarbeitung werde sich nicht nur auf die Spiele gegen Unterhaching und Verl beziehen. „Was ist nach Dresden passiert? Was ist in Ulm passiert? Es geht nicht um zwei, drei Tage oder 90 Minuten“, erklärte der Direktor. „Und wir müssen Lösungen finden, um das Spiel in Dortmund am Freitag wieder erfolgreich zu gestalten.“

Rot-Weiss Essen muss beim BVB II Wiedergutmachung betreiben

Wohl war: Im Westfalenstadion wartet ein wegweisendes Spiel auf Rot-Weiss Essen. Zeigt der Drittligist die Reaktion? Gewinnt er die Fans zurück? Bringt er die vom Trainer geforderten „Basics“ – Leidenschaft und Einsatz – auf den Rasen? Am Freitagabend weiß man mehr.

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