Essen. Was für ein Highlight: Dynamo Dresden kommt zu Rot-Weiss Essen. Tabellenführer SGD ist in Topform, hat aber noch nie an der Hafenstraße gewonnen.
„Nächstes Jahr holen wir uns das, was dem Verein zusteht“, brüllte Stefan Kutschke ins Mikrofon. Dynamo Dresden, einer der großen Favoriten, war am letzten Spieltag gescheitert und stieg nicht auf. Nur Platz sechs, keine rauschende Party. Enttäuschung? Im Gegenteil. Die SGD hat den Frust längst in eine beeindruckende Energie umgewandelt, die sie Woche für Woche auf den Platz bringt.
Man muss lange überlegen, um Argumente zu finden, die in dieser Saison gegen einen Dynamo-Aufstieg sprechen. Eine Niederlage, sonst nur Siege: Mit 18 Punkten ist Dresden Tabellenführer, hat schon vier Zähler Vorsprung auf den Zweiten, den SSV Ulm 1846. Zwölf erzielte Tore sind der zweitbeste Wert der Liga, vier Gegentreffer gar der beste. Dieses Mal soll, nein, muss es klappen.
Rot-Weiss Essen: Dresden will es besser machen als vor einem Jahr
Allerdings: An der Hafenstraße, dort gastieren sie an diesem Sonntag (13.30 Uhr), haben die Dresdner noch nie gewonnen. Sechs Mal waren sie da, kein Sieg. In der vergangenen Saison reichte es nur zum einem 1:1. Rot-Weiss Essen ging durch Isaiah Young in Führung, dann kassierte Andreas Wiegel die Rote Karte. In Unterzahl lieferte Essen einen bemerkenswerten Fight gegen die hochgeschätzte SG Dynamo ab, kurz vor Schluss aber glich der Gast doch noch aus – Manuel Schäffler traf.
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„Das war kein guter Auftritt von uns, jeder kann sich noch daran erinnern“, sagt Stefan Kutschke bei den Kollegen vom MDR. Hätte Schwarz-Gelb damals bei Rot-Weiss gewonnen, wären sie aufgestiegen. „Wir müssen es diesmal besser machen. Geschlossen, als sehr gute Mannschaft. Wir müssen es Woche für Woche bestätigen“, fordert daher der 34-Jährige, der wie kein Zweiter für den unbändigen Willen der Sachsen steht.
Rot-Weiss Essen: Weckruf zur passenden Zeit?
Kutschke ist der Anführer der Mannschaft von Trainer Markus Anfang. Das 1,94 Meter große Kraftpaket hat drei Tore erzielt und identifiziert sich mit dem Verein, wie es wohl nur wenige Profifußballer in Deutschland tun – Kutschke selbst kommt aus Dresden. Als er 2013 zum VfL Wolfsburg in die Bundesliga wechselte, hatte er keine Sommerpause. Das Hochwasser, die Jahrhundertflut, überschwemmte seine Heimat. Kutschke, Ehrensache, packte mit an.
Drei Jahre später kam er erstmals als Profi zur SGD. „Für mich ist es etwas ganz Besonderes, in meiner Heimatstadt für diesen Verein Fußball spielen zu dürfen“, sagte er bei der Vorstellung, nachdem er den Leihvertrag unterschrieben hatte. Fest wechselte er erst zur Saison 2022/23 zu seinem Klub. Ihn in die Zweite Bundesliga zurückzuführen, das ist sein Ziel. Dresden setzt dafür auf den Zusammenhalt.
Rot-Weiss Essen: Startet Leonardo Vonic?
Als diese Redaktion vor einem Jahr mit Markus Anfang sprach, verneinte der Trainer: Seine Mannschaft, von vielen als der Favorit gehandelt, müsse gar nicht aufsteigen. Eine Lehre aus früheren Zeiten, in denen es schnell hoch, schnell runter, schnell hoch ging, schnell wieder runter: Bei der SGD denken sie langfristiger – die Fans tragen das mit.
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„Es bringt dir nichts, auf Biegen und Brechen aufzusteigen und direkt wieder abzusteigen, wie es in der Vergangenheit in Dresden passiert ist“, so Anfang, dessen Mannschaft mittlerweile eingespielt ist und auf Automatismen zurückgreifen kann. Davon profitiert das Team.
Und die Essener sind dank der Kontinuität auf der Trainerposition auch besser als in der Vorsaison. Nur ganz vorne hapert es noch. Zu harmlos trat Rot-Weiss am vergangenen Sonntag beim SSV Ulm auf. Unter der Woche im Niederrheinpokal hat ein Offensivspieler seine Chance genutzt: Leonardo Vonic. Er traf zweimal. „Natürlich“ arbeitet er auf die Startelf hin, sagt der 20-Jährige. Ob es gegen Dresden soweit ist? „Es wird auf jeden Fall ein Highlight für uns. Wir und besonders ich freuen uns darauf“, betont Vonic.
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