Essen. Fünf Minuten vor Ende hätte Erzgebirge Aue um ein Haar einen folgenschweren Wechselfehler begangen. RWE-Coach Dabrowski regt taktisches Foul an.
Um ein Haar hätte die Partie von Rot-Weiss Essen gegen Erzgebirge Aue noch eine Verlängerung und ein punktreicheres Ende für RWE genommen: Die Gäste um Cheftrainer Pavel Dotchev waren fünf Minuten vor Schluss drum und dran, drei Spieler einzuwechseln - dann wären es sechs insgesamt und die Punkte futsch gewesen.
Im letzten Moment konnte Aues Trainer von seiner eigenen Bank am Fauxpas gehindert werden: „Ich war irritiert. In dieser Situation war ich in einem Tunnel und hatte den Wechsel aus der ersten Halbzeit nicht mehr im Kopf“, gab Dotchev am Tag danach im Interview mit dem RevierSport frei und frank zu. Vergessen hatte er dabei das „Rasenopfer“ in Halbzeit eins, als Linus Rosenlöcher hängen geblieben war.
Dotchev sah beim Rasen „mehr Schein als Sein“
Ansonsten hatte der Gästetrainer ein „hochintensives“ Drittliga-Spiel gesehen, Essen habe es über die Außen sehr gut gemacht und seiner Mannschaft alles abverlangt: „Darum bin ich sehr glücklich über den Punkt.“ Es ehrt beide Trainer, dass sie von sich aus das Aufregerthema des Abends nicht ansprechen wollten: den Rasen.
Danach befragt, hielt Aues Coach dann doch nicht mit seiner Meinung hinterm Berg: „Als ich ankam, dachte ich noch, wow, was für ein Teppich. Aber nach fünf Minuten sah ich, dass es mehr Schein als Sein war.“ Darum ist sich Dotchev sicher: „Wenn der Platz in einem besseren Zustand gewesen wäre, dann hätten wir auch eine noch höhere Qualität gesehen. Dass sich Spieler dadurch verletzen, macht das Spiel kaputt.“
Kollege Dabrowski hielt sich mühsam zurück, wollte er doch seinen Spielern kein Alibi für die Zukunft liefern: „Wir haben alle Augen im Kopf und sehen, dass die Stücke rausgerissen werden. Ich glaube, dass wir sehr ordentliche Fußballer in unseren Reihen haben, die auf gutem Geläuf den Ball auch laufen lassen können.“
Der RWE-Coach hofft auf Besserung in den nächsten Wochen: „Ich denke, unsere Verantwortlichen haben das ganz genau im Blick und werden es natürlich auch analysieren und auch Lösungen finden, wie man das Problem kurz- und mittelfristig in den Griff bekommt. Wir haben hervorragende Greenkeeper, die machen einen Superjob.“
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Viel lieber analysierte der Essener Trainer die 90 Spielminuten, in denen er viel Positives gesehen hatte, was auch die Fans auf der Westkurve nach der Partie mit wohlwollendem Applaus und Gesängen („Wir halten zusammen, RWE, RWE“) quittierten. Die Mannschaft, so Dabrowski, sei sehr lebendig, sehr aktiv und sehr intensiv. „Wir haben mittlerweile ein sehr gutes Positionsspiel, versuchen, druckvoll nach vorne zu spielen. Das Thema wird sein, noch mehr in der Konsequenz sich Torchancen zu erspielen - und die dann auch zu nutzen.“
Rios Alonso hätte „lieber das Foul gezogen“
Eine Sache, die man dem Team noch ankreiden könnte, musste er dann doch erwähnen: „Wir sind in Rückstand geraten, weil wir es nicht schafften, den Konter durch ein taktisches Foul zu unterbinden, da müssen wir einfach cleverer werden und in Kauf nehmen, eine Gelbe Karte zu ziehen.“ Eine Kritik, die sich Rios Alonso schon vor dem Trainerstatement anzog: „Ich gehe ins Duell mit dem Außenspieler, da muss ich das Foul ziehen, das wäre cleverer.“
Der zweite Spieler, der in dieser Szene beteiligt war, ist für das kommende Spiel am Mittwoch bei Viktoria Köln (19) höchst fraglich: Felix Bastians war das zweite Rasenopfer Mitte der zweiten Halbzeit. Dabrowski: „Er hatte ein Zwicken im Adduktor. Hoffentlich ist es keine schwerwiegende Verletzung, er ist unser Kapitän, ein Stabilisator in der Mannschaft.“
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