Essen. Das RWE-Eigengewächs überzeugte wie schon in Bottrop auch beim 5:2-Sieg am Uhlenkrug und darf auf einen Verbleib beim Drittligisten hoffen.

Als der schlaksige Stürmer Clinton Williams in letzter Minute sich gekonnt von seinem Gegenspieler löste und zum 2:5 ins lange Eck einnetzte, wurde das Ergebnis für Oberligist ETB Schwarz Weiß etwas erträglicher. Aber keine Frage: Den Kampf gegen den „inneren Schweinehund“ (so Trainer Christoph Dabrowski) hatte Drittligist Rot-Weiss Essen in der Backstube Uhlenkrug an diesem Nachmittag eindeutig gewonnen.

RWE-Trainer Christoph Dabrowski sieht "spielfreudigen Auftritt"

„Wir haben mit diesem Spiel unseren ersten Teil des Vorbereitungsblocks, der sehr umfangreich war, abgeschlossen, es ging heute darum, die Meter zu machen, die notwendig sind. Ich fand, gerade in der ersten Halbzeit war es ein sehr aktiver dynamischer Auftritt, sehr spielfreudig und zielstrebig im Spiel nach vorne“, zeigte sich der RWE-Coach zufrieden. Auch mit den ersten 20, 25 Minuten nach der Halbzeit war er sehr einverstanden, „auch, wenn wir das eine oder andere Tor mehr hätten schießen müssen.“

Guter Abschluss der ersten harten Trainingswoche

Ein guter Abschluss der ersten harten Trainingswoche und ein erster Leistungscheck für die Neuzugänge bei Rot-Weiss, die von den RWE-Fans unter den 2056 Zuschauern natürlich besonders beäugt wurden. Schade allerdings, dass Vinko Sapina mit einem Infekt passen musste, hatte er doch in Bottrop andeuten können, welche Leaderaufgaben er im Mittelfeld zu übernehmen gedenkt.

„Aus der kalten Hose“, wie es Trainer Dabrowski nannte, gleich im Spiel: Neuzugang Marvin Obuz (weiß) kam in der ersten Halbzeit zum Einsatz.
„Aus der kalten Hose“, wie es Trainer Dabrowski nannte, gleich im Spiel: Neuzugang Marvin Obuz (weiß) kam in der ersten Halbzeit zum Einsatz. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Aber seine Abwesenheit nutzte Björn Rother in der ersten Halbzeit, um ähnliche Ansprüche anzumelden. Seine Diagonalpässe über 30, 40 Metern auf die Flügel machte das RWE-Spiel immer wieder flott. Befragt nach seinen Neuzugängen ging Dabrowski auch in die Einzelkritik: „Man sieht bei Manu, der angefangen hat, dass er drin ist in den körperlichen Zweikämpfen, beim Spiel mit dem Ball müssen wir noch mit ihm arbeiten, was Präzision, was Positionierung angeht.“ Der Neuzugang aus Erfurt beschwor mit einigen Unzulänglichkeiten am Boden doch die eine oder andere Gelegenheit für den ETB herauf.

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„Auf der linken Seite hat Celebi einen sehr guten Eindruck gemacht, seine guten Flankenläufe, die Zwei-zu-Eins-Situation, die zum Tor führte. Insgesamt sehr viel Zug nach vorne. Obuz aus der kalten Hose heute direkt auf den Platz, man hat gesehen, dass er gleich Zug zum Tor hatte, sehr spritzig wirkte. Doumbouya sieht man gleich optisch, dass er eine sehr extreme Körperlichkeit und Physis mitbringt, hat sich Vertrauen geholt mit den beiden Toren. Lucas Brumme ist so eine Intensität in den letzten Wochen gar nicht gewohnt, er ist nach hinten heraus auf der letzten Rille gefahren, man sieht aber, dass er sehr gute Lösungen hat, dass er ein sehr guter Fußballer ist“, so die weitere Expertise des Trainers.

Quirliger Dreh-und Angelpunkt im RWE-Spiel und unter den Torschützen: Nils Kaiser (am Ball)  macht seine Sache momentan richtig gut.
Quirliger Dreh-und Angelpunkt im RWE-Spiel und unter den Torschützen: Nils Kaiser (am Ball) macht seine Sache momentan richtig gut. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Nils Kaiser will es den RWE-Verantwortlichen schwer machen

Aber ein „halber Neuzugang“ stach besonders hervor: Nils Kaiser, in der letzten Saison zum SC Wiedenbrück ausgeliehen, darf sich ja eigentlich einen neuen Verein suchen. Entweder will sich der 21-Jährige besonders für Kandidaten empfehlen, oder er kämpft unverdrossen um einen Verbleib bei RWE. Zum 5:2-Erfolg bei den Schwarz-Weißen trug er eine Torvorlage und einen Treffer bei und war in der ersten Halbzeit quirliger Dreh- und Angelpunkt mit klugen Pässen. Könnte sein, dass Kaiser es den RWE-Verantwortlichen noch schwer machen wird.

Und mag sein, dass das letzte Wort bei dieser Personalie noch nicht gesprochen ist. „Grundsätzlich bekommt er bei uns die Chance, sich zu zeigen. Bin gespannt, ob er dieses Niveau halten kann, dann kann es ja immer wieder Überraschungen geben. Dass man jemanden, den man nicht mehr auf dem Zettel hat, am Ende doch behält“, macht Dabrowski dem Eigengewächs durchaus Hoffnungen.

ETB-Coach Damian Apfeld nicht unzufrieden

Hoffnungen, dass die nächsten Testpartien gegen Gegner auf Augenhöhe doch besser laufen, hat auch ETB-Coach Damian Apfeld, der den Vergleich nicht zu hoch hängen wollte: „Über das Ergebnis sind wir emotional natürlich enttäuscht. Wenn ich da sachlich rangehe, hab ich besonders in der ersten Halbzeit sehr sehr gute Ansätze von uns gesehen. Wir sind jetzt seit einer Woche im Training, wir hatten sehr viele Spieler auf dem Feld, die seit vielen Monaten auch kein Pflichtspiel bestritten haben, die aus Verletzungen kamen. Die Jungs haben versucht, alles zu geben.“

Auch beim Oberligisten steht noch viel Arbeit ins Haus. Und wer weiß, vielleicht gibt es ein Wiedersehen auch diese Saison im Niederrheinpokal.

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