Essen. Unruhe und schlechte Stimmung bei der Jahreshauptversammlung von Rot-Weiss Essen: AR-Chef André Helf richtet deutliche Worte an Teile der Fans.

Seinen Bericht, der es in sich haben sollte, begann der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. André Helf wie folgt: „Es war ein sehr intensives Jahr, womöglich noch anstrengender, als wir es uns in den kühnsten Träumen vorstellen konnten. Aber: Wir haben die dritte Liga bereichert.“

Die Ziele – Klassenerhalt und DFB-Pokaleinzug – habe Rot-Weiss Essen erreicht. „Wir sind als Aufsteiger nicht abgestiegen und konnten in den DFB-Pokal einziehen. Ist es nicht das, was sich jeder vor der Saison hätte wünschen können?“, fragte Helf bei der Jahreshauptversammlung von RWE, die schlechte Nachrichten parat hatte.

Rot-Weiss Essen: JHV heute live im Ticker - keine gute Stimmung bei RWE

Der Verein hat das abgeschlossene Jahr mit einem Minus von 3,6 Millionen Euro abgeschlossen, die Verbindlichkeiten sind durch Darlehen auf rund sechs Millionen Euro gewachsen. Der Aufsichtsrat folge dem Vorstand „schweren Herzens“, dem Finanzbericht des Vorstands zuzustimmen.

Beim Sportlichen übte sich Helf trotz der erreichten Ziele in Selbstkritik. Nicht alles sei gut gelaufen. Fehleinschätzungen bei Spielern und Potenzialen, Akteure, die nicht geliefert haben. „Es ist eine Performance, die für uns absolut nicht ausreichend ist, da sind wir uns vollkommen klar“, so Helf, der für die Zukunft von jedem einzelnen „absolut professionelles Verhalten ein. Wir erwarten von allen Beteiligten, dass sie ihre Regionalliga-Attitüden ablegen und den nächsten Schritt gehen.“

André Helf hat der JHV von Rot-Weiss Essen mit einigen Fans abgerechnet.
André Helf hat der JHV von Rot-Weiss Essen mit einigen Fans abgerechnet. © ffs | Michael Gohl

Denn klar sei: Der Blick richte sich weiter nach oben. „Gerade deswegen haben wir einige interne Einflüsse zu bekämpfen“, fügte Helf an.

Rot-Weiss Essen: Tumultartige Szenen im Veranstaltungssaal

Und dann richtete er Worte an Teile der aktiven Fanszene, die für tumultartige Szenen im Veranstaltungssaal sorgten. „Das, was von manchen Personen in der vergangenen Saison abgeliefert wurde, ist der absolute Gipfel der Unmöglichkeit“, sagte er und zählte auf: RWE-Fans überfallen eigenen Fanbus vor Mannschaft, Überfalle auf Schalke-Fans, Beleidigungen gegen Verantwortliche, rassistische Beleidigungen gegen Spieler, „Trainer raus“-Rufe vor und während eines Spiels, Strafen in Höhe von 65.000 Euro. Darauf folgten laute Zwischenrufe und Unmutsbekundungen von teilnehmenden Mitgliedern, die offenbar der aktiven Fanszene zuzuordnen sind.

„Wir müssen aufhören, uns selbst Knüppel zwischen die Beine werfen. Wir haben kein Problem mit Kritik, wenn sie sachlich ist. Aber Beleidigungen und Strafen wegen Pyrotechnik wollen wir nicht mehr“, wurde Helf deutlich. Solch etwas trage zu einem großen Image-Schaden bei. „Wenn es so weitergeht, wird es immer schwieriger, Unternehmen davon zu überzeugen, bei unserem Verein einzusteigen.“

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Helf kündigte an, dass sich der Verein in Fanbelangen breiter und weiter aufstellen werde. Es müsse gelingen, die Tür für all diejenigen zu schließen, die dem Verein schaden.

Marcus Uhlig bleibt Vorstandsvorsitzender bei Rot-Weiss Essen

Der Aufsichtsratsvorsitzende gab noch eine Neuigkeit bekannt. Der Vorstand werde künftig aus vier Personen bestehen. Marcus Uhlig bleibt Vorstandsvorsitzender. Sascha Peljhan, dem Helf ausdrücklich dankte, den er mit Vereinspatron Georg Melches verglich, werde sich als Ehrenamtlicher Vorstand um Finanzen, EDV, Infrastruktur, Digitalisierung kümmern. Zudem soll ein Vorstand für den Vertrieb und einer für den Sport kommen.