Essen. Rot-Weiss Essen trifft auf Duisburg. Für Ex-Zebra Andreas Wiegel ist das ein besonderes Spiel. Ein Interview über RWE, das Derby und seine Ziele.
Gut gelaunt kommt Andreas Wiegel (31) zum Interviewtermin. Warum denn auch nicht? Erst kurz vor dem Ende der Sommer-Transferphase kam er an die Hafenstraße, gerade hat er seinen Vertrag bis 2025 verlängert. Seine Gehirnerschütterung ist überstanden, Wiegel ist fit für das Derby gegen den MSV Duisburg an diesem Sonntag (14 Uhr/Stadion an der Hafenstraße).
Für Rot-Weiss Essens Rechtsverteidiger wird das ein besonderes Spiel. Zwischen 2015 und 2019 stand der Leistungsträger bei den Meiderichern unter Vertrag. Zeit für ein Gespräch: Mit Rolf Hantel und Justus Heinisch sprach er über das Derby, seine Rolle bei RWE und das Ruhrgebiet.
Herr Wiegel, das Hinspiel zwischen RWE und dem MSV Duisburg endete 2:2 – haben Sie die Partie gesehen?
Wiegel: Ja, vor dem Fernseher. Es war ein schönes Spiel am Anfang der Saison. RWE ist gut zurückgekommen, jetzt im Rückspiel wollen wir aber gar nicht erst in einen Rückstand geraten.
Rot-Weiss Essens Andreas Wiegel: „Es wird ein Spiel auf Augenhöhe“
Gab es zu diesem Zeitpunkt schon Kontakt zu Rot-Weiss Essen, sodass Sie sich auf die eine Seite geschlagen haben oder schlug das Zebra-Herz noch in Ihnen?
Es gab im Sommer zwar schon Kontakt zu RWE, aber zum Zeitpunkt des Spiels war das kein Thema. Ich habe das Spiel neutral betrachtet.
Ist der MSV Duisburg noch ein besonderer Verein für Sie?
Vier Jahre gehen nicht spurlos an einem vorbei. Heutzutage gibt es viele Spieler, die hin und her wechseln. Ich habe noch Kontakt zu „Stoppel“ (Moritz Stoppelkamp, d. Red.). Andere Spieler, der Trainer und der Manager von damals sind nicht mehr da, nur die Physios und Torwarttrainer Sven Beuckert.
Duisburg ging ambitioniert in die Saison, steht vor dem Derby einen Platz vor Essen. Wie schätzen Sie die Ausgangslage ein?
Es wird ein Spiel auf Augenhöhe. Der MSV hat jedes Jahr die Ambitionen, oben mitzuspielen. Für uns als Aufsteiger zählt der Klassenerhalt. Nach den vier Unentschieden und der Niederlage in Elversberg wollen wir mal wieder drei Punkte einfahren.
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Es hieß schon, dass für beide Teams am Sonntag „verlieren verboten“ gilt. Für RWE beträgt der Vorsprung auf die Abstiegsplätze fünf Punkte. Wie bewerten Sie die Tabelle?
Wie man letzte Woche gesehen hat, gibt es Vereine hinter uns, die gewinnen. Von daher ist es wichtig, dass wir weiter punkten, und das vor allem zuhause mit den Fans im Rücken. Ein Spiel entscheidet nicht die Saison, aber wir wollen das Polster behalten und ausbauen. Deshalb war es wichtig, dass wir vor dem Winter in die Spur gekommen sind.
Andreas Wiegel fühlt sich bei RWE wohl
Daran waren Sie nicht unwesentlich beteiligt. Nach den Verpflichtungen von Ihnen, Clemens Fandrich und Felix Götze ging es aufwärts.
Darum hat man uns geholt: Weil wir dem Kader Aspekte geben, die er vorher noch nicht hatte. Dass es dann so gut geklappt hat, freut alle – den Verein und mich selbst. Es war daher die logische Konsequenz, dass ich meinen Vertrag verlängert habe.
Bis 2025 haben Sie unterschrieben, das ist eine lange Zeit.
Nachdem ich hier angekommen bin, habe ich gesehen, wie viel Potenzial in dem Verein steckt. Ich möchte in den nächsten Jahren in Essen etwas aufbauen, auch wenn es jetzt erst mal wichtig ist, dass wir den Klassenerhalt schaffen. Das Gesamtpaket hat mich überzeugt. Ich spüre das Vertrauen und kann meiner Familie in Paderborn nahe sein. Zudem ist das Ruhrgebiet mein zweites Zuhause.
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Pendeln Sie jeden Tag nach Paderborn?
Nein, ich habe auch eine Wohnung in Essen. Wir machen das schon seit Jahren so, dass wir zwei Lebenspunkte haben, auch als ich in Berlin oder Belgien gespielt habe.
Zwischen 2019 und 2021 Jahre waren Sie in Belgien beim SK Waasland-Beveren unter Vertrag. Was haben Sie dort mitgenommen?
Gott sei Dank war ich in der Schule in Englisch nicht so verkehrt. Es war nach der Zeit in Duisburg eine Jetzt-oder-nie-Situation: Ich war in einem guten Fußballalter, als die Anfrage aus der ersten Liga kam. Die belgische Liga ist nicht verkehrt, dort spielen Champions-League-Teams. Waasland-Beveren ist ein kleinerer Verein, aber die zwei Jahre haben mich persönlich weitergebracht. Die Mannschaft war jung, ich habe gelernt, Verantwortung zu übernehmen. Ich suche auch jetzt in der Kabine die Gespräche mit meinen Teamkollegen, wenn ich zum Beispiel merke, dass es ihnen nicht gut geht.
Auf Schalke hat Andreas Wiegel das Ruhrgebiet schätzen gelernt
Die Heimat haben Sie aber schon als Jugendlicher zum ersten Mal hinter sich gelassen. Mit 14 gingen Sie ins Internat von Schalke 04.
Das war schon schwer für mich. Am Anfang habe ich mich gefragt, ob ich meine Familie und meine Freunde wirklich hinter mir lassen möchte. Aber Schalke hat sich super um mich gekümmert, es war eine tolle Zeit, ich konnte meinen Traum verfolgen. Die Ruhrgebietsmentalität habe ich dort übernommen, sie ist bis heute geblieben.
Sie haben damals gesagt, dass Huub Stevens beim FC Schalke auf erfahrene Spieler gesetzt hat. Man müsse zur richtigen Zeit am richtigen Fleck sein. Ist das in Essen für Sie jetzt der Fall?
Definitiv. In der heutigen Zeit ist es nicht mehr alltäglich, dass man als älterer Spieler automatisch gesetzt ist. Der Trend geht zu immer jüngeren Spielern. In meinem Fall wird die Erfahrung geschätzt.
Woran liegt es noch, dass Sie unter Trainer Christoph Dabrowski gesetzt sind?
Ich spiele nicht wie ein typischer 31-Jähriger, der nicht mehr das Tempo hat. Ich lasse mein Herz auf dem Platz und will vorangehen. Es gibt Tage, an denen nicht alles klappt. Aber laufen und kämpfen, das geht immer. Das möchte ich in Verbindung mit meiner Erfahrung auf den Platz bringen und so die anderen Jungs mitziehen.
Sie sind ein Mentalitätsspieler. Freuen Sie sich deshalb auf das Derby?
Klar, Derbys sind immer besonders. Für solche Spiele bist du Fußballer geworden. Das Spiel hat es vor der Saison lange nicht mehr gegeben. Gerade wenn die Fans heiß sind, willst du unbedingt den Sieg holen.