Die Meistersaison zeigt: Rot-Weiss Essens Mittelfeld hat Potenzial für die 3. Liga. Doch vorne überzeugte nur Simon Engelmann. Die Kader-Analyse.

Im Mittelfeld und Angriff bei Rot-Weiss Essen gab es über die Saison gesehen höchst wechselvolle Leistungen, hinzu kam bei einigen Akteuren auch das Verletzungspech. Am Schlimmsten erwischte es Kevin Holzweiler beim Aufsteiger in die 3. Liga, der nach einem Kreuzbandriss nun sehnlichst auf den Trainingsstart für die neue Saison wartet. Hier die Mittelfeldspieler und Stürmer in der Einzelkritik:

Rot-Weiss Essen: Niklas Tarnat nutzt seine Chance im Mittelfeld

Luca Dürholtz (35 Einsätze, 3 Tore, 4 Vorlagen): Neben Ex-Kapitän Dennis Grote war Dürholtz stets eine Bank und fehlte nur in drei Spielen mit triftigem Grund: Gelb-Sperre, Corona und einmal Sonderurlaub. Ohne Grote hatte er aber schon mal Mühe, Impulse zu setzen. Aber das ist ist noch immer Nörgeln auf hohem Niveau.

Alle Brennpunkte zu Rot-Weiss Essen:

Niklas Tarnat (27 von 28 mögl. Einsätzen, 1 Vorlage): Ein wertvoller Schnapper von Sportdirektor Jörn Nowak. Vereinslos kam der junge Mann mit dem prominenten Namen im Oktober und musste sich anstellen. Dann hievte ihn der „Fall Grote“ in die Startelf. Der Capitano war wegen seines Wechselwunsches nach Münster suspendiert worden. Tarnats Chance, die er nutzte. In den letzten 20 Spielen fehlte „Mister Zuverlässig“ nur insgesamt 30 Minuten.

Nils Kaiser: Ein Muskelbündelriss setzte den 20-Jährigen zu Saisonbeginn außer Gefecht. Angesichts der internen Konkurrenz hätte er es ohnehin schwer gehabt. Zwei Einsätze, gut 20 Minuten Spielzeit. Und in der 3. Liga wird es noch anspruchsvoller. Die Einsatz-Perspektive ist schlecht.

Daumen hoch! Thomas Eisfeld war gefragt – und lieferte bei Rot-Weiss Essen.
Daumen hoch! Thomas Eisfeld war gefragt – und lieferte bei Rot-Weiss Essen. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Rot-Weiss Essen: Thomas Eisfeld überzeugt

Thomas Eisfeld: (15 von 17, 4 Tore, 5 Vorlagen). Eine herausragende Verpflichtung in der Winterpause, schließlich gehörte Eisfeld 2021 zur Aufstiegsmannschaft des heutigen Erstligisten VfL Bochum. Der 29-Jährige musste sich herantasten nach einer Knieverletzung. Beim vierten Einsatz war er spätestens angekommen und auf Schalke obenauf. Er erzielte ein traumhaftes Tor, technisch höchst anspruchsvoll, und lieferte einen Zauberpass auf Dürholtz, der den 2:1-Sieg besorgte. Eisfeld, auch Meister der Standards, ging im Endspurt der Saison vorbildlich voran, kämpfte und lenkte. Er ist Gold wert.

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Cedric Harenbrock (35 Spiele/5/7): Ein Mann für Fußball-Ästheten. Harenbrock ist ein filigraner Techniker, kann vorbereiten und vollenden. Er wirkte phasenweise etwas überspielt, kam aber mit Volldampf aus der Corona-Pause und war immer ein wichtiger Faktor im Angriff.

Erolind Krasniqi: (25/5/-). Die große Überraschung. In der Vorsaison war er an den BFC Dynamo ausgeliehen. „Mal sehen , ob er zu gebrauchen ist“, so der Tenor bei seiner Rückkehr. Und wie er zu gebrauchen ist. Auch er ein Edeltechniker mit gutem Abschluss. Krasniqi nahm die Herausforderung an und hat es prima gemacht. Und er ist ausbaufähig, weil die Einstellung stimmt. Er verzichtete Ende März auf eine Einladung zur U21-Nationalmannschaft des Kosovo, um zu Hause um den Titel zu kämpfen. Eine bemerkenswerte Geste.

Unglücksrabe: Kevin Holzweiler verletzte sich in der Hinrunde. In der 3. Liga will er bei Rot-Weiss Essen wieder angreifen.
Unglücksrabe: Kevin Holzweiler verletzte sich in der Hinrunde. In der 3. Liga will er bei Rot-Weiss Essen wieder angreifen. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Rot-Weiss Essen: „Isi“ Young ist der Fixpunkt – Oguzhan Kefkir der Assist-König

„Isi“ Young (38, 9/14): Der wieselflinke Außenstürmer hat alle Spiele mitgemacht, stand immer in der Startelf, ist zweitbester Vorbereiter und Torschütze. Nicht nur diese Bilanz macht ihn so begehrt. Wie er seine Gegner eindreht, wie er ihnen davon sprintet, wie er auf engstem Raum einen verloren geglaubten Ball doch wieder am Fuß hat und nicht aufhören will zu fighten, das alles hat ihn zum Fan-Liebling gemacht. „Isi“ kann Lücken reißen und Tore machen. Ein bisschen mehr Effektivität täte ihm dennoch gut. Aber alles „Isi“, wäre er perfekt, wäre er nicht bei RWE.

Oguzhan Kefkir (28/5/16): Vor allem auf der Zielgeraden der Saison zeigte der Flügelspieler Klasse. Robust und zweikampfstark war er selbst in der Defensive höchst effektiv, druckvoll im Angriff und gut bei Standards. Ein erfahrener Spieler, der vorangegangen ist und Optimismus vorlebte, auch wenn es Momente gab, in denen man sich fragte, woher er den nimmt. 16 Torvorlagen sprechen für sich. Mehr hat keiner bei RWE.

Lesen Sie hier: So schneidet die Defensive von Rot-Weiss Essen in der Analyse ab.

Marius Kleinsorge (14 von 18/4/1). Wie Eisfeld kam er aus einer Verletzung, doch in der Endphase trat seine Qualität zu Tage, seine Schnelligkeit gehört dazu. Nach der Leihe ist er wieder zurück zum 1. FC Kaiserslautern, der ihn in die 4. Liga ausgeliehen hat und ohne ihn in die 2. Liga aufgestiegen ist. Mal gesponnen: RWE könnte Kleinsorge eigentlich auch wieder zurückholen.

Kevin Holzweiler: Auf acht Einsätze kam der quirlige Bursche, dann riss das Kreuzband. Das ist nun wieder in Ordnung, wie bei der Meisterfeier zu sehen, als er ne Kiste Bier in die Kabine schleppte. Er ist ein Typ, gut für die Stimmung. Und in guter Form auch nur schwer zu bremsen.

Felix Heim: Er wurde als Talent verpflichtet, das sich bei einem Aufstiegsfavoriten entwickeln sollte. Es war klar, dass es schwer werden würde. Zehn überwiegend kurze Einsätze, auf der er sich vor allem auch im Abschluss schwertat. Er wurde ausgeliehen zum Regionalligisten FSV Frankfurt. Er dürfte bei RWE keine Zukunft haben.

Zlatko Janjic war der zweite Mann hinter Simon Engelmann im Sturm von Rot-Weiss Essen.
Zlatko Janjic war der zweite Mann hinter Simon Engelmann im Sturm von Rot-Weiss Essen. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Rot-Weiss Essen: Nur Simon Engelmann regelt – Zlatko Janjic enttäuscht

Simon Engelmann (38/24/4): 24 Tore von ihm, was willst du mehr. „Engel“ hat auch in dieser Saison geregelt, seine Tore ebneten den Weg zum Titel. Auch wenn der Torjäger manchmal überhaupt nicht zu sehen ist, und Chancen auslässt. Es kommt der Moment, der zeigt, wie wertvoll der Torjäger ist. Nun ist Engelmann in der 3. Liga, man kennt ihn und die Gegner werden konsequenter. Es wird auch für ihn persönlich eine Herausforderung.

Hier gibt es alle News zu Rot-Weiss Essen.

Zlatko Janjic (34/5/4): Als Janjic verpflichtet wurde, war die Vorstellung faszinierend. Noch so ein erfahrener Torjäger, er und Engelmann in der Spitze, zwei Leader. Doch nebeneinander brachte nicht mehr Gefahr. Und Janjic ist kein Mann für die zweite Reihe. Wenn er spät ins Spiel kam, konnte er zu selten Akzente setzen, wie man es von einem Mann seines Kalibers erwarten darf. Er hat er die hohen Erwartungen nicht erfüllt.