Essen. . Rot-Weiss Essen hat Ron Berlinski verpflichtet. Der Stürmer spricht über seine ungewöhnliche Karriere und verrät, warum er gut zu RWE passt.

Es ist ein ungewöhnlicher Karriereweg, der Ron Berlinski in diesem Sommer zu Rot-Weiss Essen geführt hat. Der 27-Jährige kommt vom künftigen Drittliga-Rivalen SC Verl an die Hafenstraße - hat aber erst im vergangenen Sommer den Sprung in den Profifußball geschafft.

Dabei bringt es der gebürtige Bochumer seit Jahren auf eine beeindruckende Torquote, sei es beim Westfalenligisten TuS Hordel oder beim Oberligisten RSV Meinerzhagen - immer knipste er nach Belieben. Im Interview verrät Berlinski, wieso er stets an seinen Traum vom Profifußball geglaubt hat, wie sehr er sich auf die Hafenstraße freut und was die RWE-Fans von ihm erwarten können.

Herr Berlinski, als Rot-Weiss Essen am 14. Mai den Drittliga-Aufstieg perfekt gemacht hat, haben Sie parallel mit dem SC Verl den Klassenerhalt in der 3. Liga eingefahren. Was ging Ihnen nach dem Abpfiff an diesem Samstagnachmittag durch den Kopf?

Ron Berlinski: Es war ein perfekter Tag für mich. Vor dem Spiel war ich mit meinen Gedanken nur beim SC Verl, weil ich bis zur letzten Sekunde alles dafür geben wollte, dass Verl in der Liga bleibt und ich einen guten Abschied hinbekomme. Danach haben wir gefeiert. Übers Handy habe ich mitbekommen, was in Essen los war. Ich kann mit Worten gar nicht beschreiben, wie es sich für mich angefühlt hat und wie es für beide Vereine gelaufen ist. Verl hat es verdient, in der Liga zu bleiben, Essen hat es verdient, aufzusteigen.

Rot-Weiss Essen: Ron Berlinski bezeichnet sich als "Arbeiter"

Was haben die Bilder von der Aufstiegsfeier in Essen bei Ihnen ausgelöst?

Berlinski: Ich freue mich schon sehr auf die neue Saison und darauf, vor dieser Kulisse spielen zu dürfen. Die Fans werden jedes Auswärtsspiel zu einem Heimspiel machen und an der Hafenstraße wird es auch jedes Mal voll werden.

Wie gut kennen Sie Ihren neuen Verein bereits?

Berlinski: Bislang habe ich nur gegen Rot-Weiss Essen gespielt, ein paar Mal war ich auch im Stadion. Viele Freunde von mir sind RWE-Fans, sie haben sich alle gefreut, als der Wechsel feststand und wollen ins Stadion kommen.

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Auf was für einen Spieler darf sich der rot-weisse Anhang einstellen?

Berlinski: Ich bin ein Arbeiter, alles kommt über den Fleiß. Harte Arbeit zahlt sich am Ende aus. Ich bin ein geborener Mittelstürmer, habe in der ersten Profisaison beim SC Verl aber auch gelernt, außen zu spielen.

Was haben Sie sich bei RWE vorgenommen?

Berlinski: Dasselbe wie immer in meiner Laufbahn: Ich werde jeden Tag hart für den Mannschaftserfolg arbeiten und will dem Team mit Toren helfen.

Schaut man sich Ihren Werdegang an, hat das bei Ihren bisherigen Stationen hervorragend funktioniert. Beim Westfalenligisten TuS Hordel und dem Oberligisten RSV Meinerzhagen waren Sie Jahr für Jahr Toptorjäger – allerdings im Amateurbereich. Warum sind Sie erst im vergangenen Sommer mit 26 Jahren nach Verl zu einem Profiverein gewechselt?

Berlinski: Ich weiß nicht, weshalb der Schritt so spät gekommen ist, aber das tut für mich auch nichts zur Sache. Ich genieße die Zeit gerade sehr, die Monate sind zuletzt nur so an mir vorbeigerauscht.

Ron Berlinski im Dress des TuS Hordel. Beim Westfalenligisten hat er nach Belieben geknipst, in der neuen Saison spielt er für Rot-Weiss Essen in der 3. Liga.
Ron Berlinski im Dress des TuS Hordel. Beim Westfalenligisten hat er nach Belieben geknipst, in der neuen Saison spielt er für Rot-Weiss Essen in der 3. Liga. © Klaus Pollkläsener/FFS | Klaus Pollkläsener/FFS

In Verl haben Sie erstmals unter Profi-Bedingungen Fußball gespielt. Fiel Ihnen die Umstellung schwer?

Berlinski: Du trainierst jeden Tag, bereitest dich davor und danach individuell auf die Einheiten vor. Es war eine große Umstellung. Aber ich habe mich schnell angepasst und konnte mit meinem Mitspielern mithalten und in der Rückrunde habe ich in Verl endlich das gezeigt, was ich kann.

Inwiefern profitieren Sie von diesem eher ungewöhnlichen Weg in den bezahlten Fußball? Viele Ihrer Mannschaftskollegen haben Nachwuchsleistungszentren besucht, Sie hingegen spielten noch mit Mitte 20 gegen Holzwickede oder Wanne-Eickel …

Berlinski: Ich weiß, was harte Arbeit ist und schätze den Fußball vielleicht anders wert als Leute, die schon immer ihr Geld mit ihm verdient haben. Für mich gibt es nichts Schöneres, als in großen Stadien zu spielen.

RWE-Neuzugang Berlinski: "Ich habe immer an meinen Traum geglaubt"

Hatten Sie denn immer das Gefühl, noch Profi werden zu können, oder hatten Sie einen Wechsel nach oben bereits abgehakt?

Berlinski: Es war immer ein Traum, und ich habe an ihn geglaubt – und es hat geklappt, obwohl manch einer womöglich daran gezweifelt hat. Miroslav Klose wurde auch erst spät Profi, er war ein positives Beispiel für mich. Ich dachte mir: Warum sollte ich es nicht auch schaffen?

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Jetzt, mit 27 Jahren, haben Sie es tatsächlich geschafft: Sie sind im besten Fußballeralter und laufen bald in der Heimat bei Rot-Weiss Essen vor Tausenden Zuschauern in der 3. Liga auf. Wie fühlt sich das für Sie an?

Berlinski: Mir konnte nichts Besseres passieren, als wieder im Pott zu spielen. Die Fahrerei nach Verl war zeitweise sehr stressig. Essen ist eine Adresse, bei der ich nicht zweimal überlegen musste, ob ich unterschreibe. Ich hoffe, dass ich noch ein paar Jahre auf diesem Level spielen kann. Und wenn es irgendwann nicht mehr geht, werde ich wieder als Nutzfahrzeugmechatroniker malochen.