Essen. Rot-Weiss Essen hat dem Druck standgehalten und beim 4:0 gegen Lippstadt eine überzeugende Leistung gezeigt. Es führten viele Weg zum Erfolg.

Da sind es nur noch vier. Nur vier Spiele von 38, doch entschieden ist immer noch nichts an der Tabellenspitze der Regionalliga. Der Druck steigt stetig für die beiden Aufstiegsaspiranten Rot-Weiss Essen und Preußen Münster, je näher sie dem Saisonende kommen. Zwei Punkte liegen zwischen den beiden Rivalen, in der Tordifferenz hat der Tabellenzweite RWE durch das überzeugende 4:0 gegen SV Lippstadt gleichgezogen. Ein Krimi, bei dem auch die Nerven noch eine entscheidende Rolle spielen könnten.

Es ist immer wieder erstaunlich, wie schnell sich die Dinge ändern. Es war wie ein rot-weisses Erwachen. Nach dem schmählichen 1:1 gegen Borussia Mönchengladbach II herrschte tiefe Depression, Weltuntergangsstimmung an der Hafenstraße. Nur drei Tage später schien schon wieder die Sonne, waren sie alle obenauf, haben gejubelt und eine eindrucksvolle Machtdemonstration ihrer Mannschaft gefeiert.

Aktivposten: Marius Kleinsorge (li.) von Rot-Weiss Essen war gegen Lippstadt ständiger Unruheherd auf der rechten Seite; hier gegen Felix Schlüsselburg, der von RWE ausgeliehen wurde.
Aktivposten: Marius Kleinsorge (li.) von Rot-Weiss Essen war gegen Lippstadt ständiger Unruheherd auf der rechten Seite; hier gegen Felix Schlüsselburg, der von RWE ausgeliehen wurde. © Thorsten Tillmann

Rot-Weiss Essen hat sich nach Wirkungstreffer aufgerappelt

RWE ist nach dem Wirkungstreffer, nicht der erste in dieser Saison, nicht am Boden geblieben, sondern rappelte sich einmal mehr auf und zauberte eine erstaunliche Leistung auf den Rasen. Kämpfen wollen sie bis zum Schluss, alles reinhauen, hat Rot-Weiss versichert und gegen Lippstadt bewiesen, dass es kein Lippenbekenntnis ist. Und die Fans zeigen ebenfalls keine Anzeichen von Resignation. Trotz der jüngsten Enttäuschungen kamen über 10.000 ins Stadion, mehr noch als gegen Gladbach.

Die Situation in den letzten Tagen war nicht einfach für die Rot-Weissen. „Es war ordentlich Druck auf dem Kessel“, gibt auch Trainer Christian Neidhart zu. „Dieser Sieg war wichtig für die Seele, für das Selbstvertrauen und die Physis.“ RWE brauchte gerade dieses Erfolgserlebnis zu diesem Zeitpunkt mehr denn je. Es soll Kraft geben und Mut machen für die nächste Aufgabe am Freitag bei den Sportfreunden Lotte (19.30 Uhr) und die restlich drei Spiele danach sowieso. „Kompliment, wie die Jungs mit der Situation umgegangen sind“, lobt Neidhart. „Das ist der Weg für die letzten vier Spiele.“

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Man habe viel gesprochen miteinander während der Osterfeiertage. Die Mannschaft hatte sich auch noch einmal zusammengesetzt ohne Trainer oder irgendeinen Verantwortlichen. Einzelheiten aus dieser Sitzung sind nicht bekannt, aber Doppeltorschütze Thomas Eisfeld erklärte in groben Zügen, worum es ging: „Es wurden Dinge klar angesprochen. Jeder durfte seine Meinung äußern. Es war wichtig, dass wir jeden hören und das Ding gemeinsam angehen.“

So dynamisch und energiegeladen wie zuletzt selten zuvor

Es hat offenbar gefruchtet. So dynamisch und energiegeladen wie am Dienstag hatte man die Gastgeber zuletzt selten gesehen. Oder wenn, dann immer nur eine halbe Stunde lang. Diesmal blies der Sturm jedoch über die kompletten 90 Minuten. Und es hätten noch locker weitere Tore fallen können.

Die Basics hatte Trainer Neidhart bei seinen Spielern eingefordert,. Dann komme die Spielfreude von ganz allein. „Wir haben die Mannschaft gesehen, die wir sehen wollen“, resümierte Neidhart. „90 Minuten lang hohes Pressing gespielt, immer druckvoll, hohe Intensität und wir haben uns viele Möglichkeiten herausgespielt.“

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Das änderte sich auch nicht, als der Coach durchwechselte. Die vier Frischen fügten sich nahtlos ein, darunter U19-Spieler Nico Haiduk und der junge Nils Kaiser. „Bei Niko haben wir schon überlegt, ihn von Anfang an zu bringen, er hat Topleistungen in der U19 gebracht“, erklärte Neidhart später. Dann entschied er sich aber doch für Oguzhan Kefkir auf der linken Abwehrseite. Und bei Kaiser: „Nils hat es einfach auch mal verdient, der reißt sich bei jeder Trainingseinheit den Arsch auf.“

Das Fazit des Abends kam von Lippstadts Trainer Felix Bechthold: „Ich habe gelernt, dass sehr gute Mannschaften mit Drucksituation sehr gut umgehen können, das hat RWE bewiesen.“