Essen. RWE dürfte nach dem Abbruch gegen Münster vor dem Sportgericht schlechte Karten haben, der Klub gilt als Wiederholungstäter. Ein Kommentar.

Die Vorfreude auf das Spitzenspiel in der Fußball-Regionalliga zwischen Rot-Weiss Essen und Verfolger Preußen Münster war groß, der Frust nach gespielten 77 Minuten beim Spitzenreiter RWE noch größer. 1:1 stand es da; ein Ergebnis, mit dem die Rot-Weissen im Aufstiegskampf durchaus hätten leben können. Dann warf ein Fanatiker - ihn Fan zu nennen, verbietet sich - einen Böller aufs Spielfeld und verletzte zwei Münsteraner Ersatzspieler, die ein ärztlich attestiertes Knalltrauma davon trugen. Schiedsrichter Christian Scheper konnte gar nicht anders und brach die Partie nach einer 45minütigen Pause endgültig ab.

Rot-Weiss Essen könnte den Aufstieg verspielen

Geschockt und tief enttäuscht standen die RWE-Verantwortlichen danach in den Katakomben. Soll tatsächlich die Wahnsinnstat eines Unverbesserlichen dazu führen, dass Rot-Weiss Essen am Ende einer jetzt schon beeindruckenden Saison wieder einmal um die Früchte der Arbeit gebracht wird? Die Gefahr scheint groß.

Die Vorkommnisse zeigen wieder einmal die Ohnmacht der Verantwortlichen gegenüber diesen Chaoten. Da können sie noch so gut an den Eingängen kontrollieren. Und diese Kontrollen waren sehr sorgfältig, wie der Chronist am Eingang beobachten konnte. Selbst „ältere Herrschaften“ wurden penibel abgetastet. Aber machen wir uns nichts vor: Wer einen China-Böller am Körper versteckt hineinschmuggeln möchte, der schafft das auch.

Kurz nach der Detonation: Die Auswechselspieler von Preußen Münster sind sichtlich beeinflusst.
Kurz nach der Detonation: Die Auswechselspieler von Preußen Münster sind sichtlich beeinflusst. © Jürgen Fromme/ firo Sportphoto | Jürgen Fromme

RWE-Vorsitzender Marcus Uhlig wollte nicht spekulieren

Wie geht es nun weiter? RWE-Vorsitzender Marcus Uhlig erwiderte auf der eiligst einberufenen Pressekonferenz, er möchte sich „hier und heute“ nicht an Spekulationen über die Wertung dieses Spiels beteiligen. Ist sein gutes Recht, zu schweigen, aber auch er wird wissen, dass alles andere als null Punkte aus diesem Spiel neben einer saftigen Strafe (Platzsperre?) ins Reich der Tagträume gehören. Zumal RWE vor der Sportgerichtsbarkeit als Wiederholungstäter gilt und nicht die allerbesten Karten beim Urteilsspruch besitzt.

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Muss man immer erst aus Schaden klug werden?

Ein Aspekt noch zum Schluss, der natürlich nicht diesen Verrückten entschuldigen soll: Warum müssen eigentlich Ersatzspieler sich immer neben ihrem Torhüter und sind damit den verbalen und sonstigen Angriffen aus der Gästekurve aussetzen? Pikanterie am Rande: Wäre das Spiel wieder angepfiffen worden, hätten man die Warmlaufzonen getauscht. Muss man immer erst aus Schaden klug werden?

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