Nach dem 1:0-Sieg steigen die Aufstiegschancen von Rot-Weiss Essen. Der VfB Homberg würde sich über ein Wiedersehen in der Regionalliga freuen.
Hombergs Trainer Sunay Acar outete sich selbst nach der höchst unglücklichen 0:1-Niederlage gegen den Ligaprimus als RWE-Fan: „Riesenkompliment an Essen, das ist eine Toptruppe mit einer Riesenmentalität. Ich spiele gerne gegen euch; ich hoffe, ihr bleibt in der Liga.“
Nun, dagegen sprechen zwei Tatsachen: Die Rot-Weissen haben momentan das Spielglück, was gewöhnlich Aufsteiger für sich verbuchen können. Und selbst wenn man das Dauer-Abonnement in Liga vier zum Saisonende nicht kündigen sollte: Es gehört viel Phantasie dazu, den Tabellenvorletzten VfB Homberg bei diesem Rückstand aufs rettende Ufer auch im nächsten Jahr noch in der Regionalliga zu sehen.
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Daran hätte auch die mögliche Punkteteilung gegen den großen Konkurrenten am Samstag im ziemlich frischen PCC-Stadion nichts geändert. Dennoch musste man dem leidenschaftlichen Kampf des krassen Außenseiters, allen voran dem formidablen Torhüter Philipp Gutkowski, am Ende großen Respekt zollen.
Auch ein Genickschlag für die RWE-Konkurrenten
Doch da war nun mal die 88. Minute, die wohl auch der RWE-Konkurrenz an der Spitze einen Genickschlag versetzte, da kam es zur Szene des Tages. VfB-Verteidiger Philipp Meißner köpfte eine scharfe Flanke von Isi Young unbedrängt aus kurzer Distanz ins eigene Tor. Abwehrchef Daniel Heber zeigte in der Szene Größe – während seine Teamkollegen in einer Jubeltraube das Tor feierten, ging Heber zum Eigentorschützen Meißner, der platt auf dem Boden lag, das Gesicht im Matsch vergraben. Heber, selbst Innenverteidiger, redete ihm gut zu, klopfte ihm auf die Schulter, half dem Unglücksraben hoch.
Echter Sportsgeist. „Das ist natürlich traurig für Homberg, dass sie kurz vor Schluss so ein Tor kassieren“, sagte Heber zur entscheidenden Situation, „ich glaube, er wollte ihn ins Seitenaus köpfen, muss er auch, weil hinter ihm ein Gegenspieler war. Noch trauriger geht es eigentlich nicht. Das kann ich nachvollziehen, das ist nicht einfach, den Ball seitlich zu treffen, wenn man nicht sieht, wo das Tor steht. Er tut mir richtig leid.“
Was er dem Untröstlichen in dieser Situation überhaupt sagen konnte? „Alles gut, es geht weiter.“
VfB-Coach war erbost über die Rote Karte
Trost hätte auch sein Trainer nach Spielschluss gebraucht. „Letzte Woche in Ahlen (3:3 in letzter Minute), das war schon bitter, aber diese Woche haben wir noch einen draufgesetzt, trotzdem ein Riesenkompliment an meine Truppe“, so Acar, für den die spielentscheidende Szene bereits nach 78 Minuten geschah: Da attackierte Pierre Nowitzki im Mittelfeld Isi Young im Nachsetzen und holte ihn von hinten von den Beinen. Schiedsrichter Marx zog glatt Rot - eine harte Entscheidung, Gelb wäre wohl angebracht gewesen, zumal der Unparteiische bis dahin nicht mit harter Linie „regierte“.
Acar war in der Pressekonferenz noch zurückhaltend in seinem Urteil („ich war zu weit weg, aber mein Gefühl sagt kein Rot“). Als er später die Videobilder sah, wurde er deutlicher: „Das war eine klare Gelbe Karte. Ich glaube nicht, dass Essen gewonnen hätte, wenn wir mit zehn Feldspielern zu Ende gespielt hätten.“
RWE-Sportdirektor Nowak dachte an das Ahlenspiel
Den Siegern war es nachher egal, sie feierten vor ihrer Gästeseite, als wäre der Aufstieg gerade eingetütet worden. Und der Sportdirektor Jörn Nowak zog den treffenden Vergleich: „Letzte Saison hätten wir noch verloren, siehe in Ahlen.“
Trainer Christian Neidhart war einfach nur heilfroh, diese Partie auf diesem Boden, auf dem sich Grasbüschel und blanke Erde die Waage hielten, erfolgreich gestaltet zu haben, Fortuna Köln und Münster hatten hier Federn gelassen. „Du kannst hier einfach keinen Kombinationsfußball spielen, wir hatten genug Chancen, in Führung zu gehen. Unterm Strich aufgrund der Torchancen ist es verdient.“
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