Essen. Essener Regionalligist hat sich für Saisonziel 3. Liga noch einmal hochkarätig verstärkt. Aber Thomas Eisfeld soll nicht nur kurzfristig helfen.

Für Schlagzeilen war zuletzt gesorgt an der Hafenstraße. Erst jubelte Rot-Weiss Essen über den 2:1-Sieg im Regionalliga-Spitzenspiel gegen den Tabellenzweiten Wuppertaler SV, und einen Tag später setzte der Spitzenreiter ein weiteres fettes Ausrufezeichen. Der Zweitliga erfahrene Thomas Eisfeld (29) kommt zu RWE – und das ist schon eine Hausnummer für einen Viertligisten. Natürlich wird allein dieser Transfer-Coup das Titelrennen nicht entscheiden, aber mit ihm haben die Rot-Weissen noch einmal ordentlich an Klasse zugelegt.

„Wir entscheiden nach Qualität und Leistung und nicht nach Erfahrung und Alter“, betonte Sportdirektor Jörn Nowak, als RWE den jungen Fabian Rüth (20) als „Wunschkandidaten“ fürs zentrale Mittelfeld verpflichtete, wo der suspendierte Dennis Grote eine Lücke hinterlassen hatte. Thomas Eisfeld aber erfüllt alle vier Faktoren.

Rot-Weiss Essen hat ganz oben ins Regal gegriffen

So wirklich zeichnete sich dieser Transfer nicht ab. Natürlich haben die Verantwortlichen den Markt ständig im Auge, das versteht sich von selbst. Cheftrainer Christian Neidhart sprach offenbar aus Erfahrung, als er meinte, dass kurz vor Ende der Transferperiode „immer noch irgendwas Verrücktes“ passieren könne. Verrückt? Irgendwie ist das schon so.

Haben sich als U-Nationalspieler bereits getroffen: RWE-Neuzugang Thomas Eisfeld (li.) und Luca Dürholtz.
Haben sich als U-Nationalspieler bereits getroffen: RWE-Neuzugang Thomas Eisfeld (li.) und Luca Dürholtz. © Michael Gohl

Die Rot-Weissen haben noch einmal ganz weit oben ins Regal gegriffen. Eisfelds sportliche Vita bürgt für Qualität wie schon beim Bundsliga erprobten Ex-Bochumer Felix Bastians, der im Sommer 2021 gekommen war. „Ich bin überzeugt, dass uns Thomas auch kurzfristig helfen wird“, sagt Nowak. Die Fitness-Werte seien ordentlich, nun heißt es noch, die nötige Wettkampf-Härte zu bekommen. Am Mittwoch hat der Neuzugang erstmals mit der Mannschaft trainiert.

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100 Prozent Vertrauen in den bestehenden Kader

RWE-Sportdirektor Jörn Nowak hatte vor diesem Coup versichert, dass man dem bestehenden Kader zu 100 Prozent vertraue und natürlich zutraue, das Saisonziel 3. Liga zu erreichen. Die Essener sind mittlerweile seit 19 Spielen ungeschlagen. „Da gibt es absolut keinen Grund zu zweifeln.“ Doch als sich RWE die einmalige Chance bot, diesen hochklassigen offensiven Mittelfeldspieler zu bekommen, musste der Traditionsclub zugreifen.

Die Vertragsmodalitäten werden natürlich nicht verraten, aber steigt Rot-Weiss auf, dürfte Eisfeld auch in der kommenden Saison in Essen spielen. „Rot-Weiss Essen ist eine gute Option“, sagt Thomas Reis, dessen Ex-Trainer beim VFL Bochum. „Wenn der Verein den Aufstieg schafft, kann er mit ihm auch in der 3. Liga eine gute Rolle spielen.“ Es ist wohl eine Investition für die Zukunft. „Ein Vorgriff auf den Sommer“, bestätigt Nowak.

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Dann soll der Aufstieg definitiv feststehen. Mit der Möglichkeit des Scheiterns beschäftigt man sich derzeit erst gar nicht – zumindest nicht öffentlich. Selbst in den Gesprächen mit Neidhart, dessen Vertrag zum Saisonende ausläuft, ist die „Regionalliga“ keine Thema. Alles ist fokussiert auf diesen einen, so lange ersehnten Schritt.

Im Sommer war Verpflichtung außerhalb jeder Vorstellungskraft

Wenn man einen Fußballer wie Thomas Eisfeld zu realistischen und angemessenen Konditionen bekommen kann, dann muss man einfach zugreifen, so viel steht fest. „Wir haben uns schon im vergangenen Sommer mit ihm beschäftigt, aber da war eine Verpflichtung außerhalb jeder Vorstellungskraft“, sagt Nowak. Eisfeld war gerade mit Bochum in die 1. Bundesliga aufgestiegen, hatte dort 22 Saisonspiele bestritten.

Er hatte sich dann kurz vor Saisonende am Knie verletzt und wurde schließlich ausgemustert. Irgendwie wollte es danach bei Eisfeld nicht so richtig klappen mit einem neuen Job. Es gab Angebote von höherklassigen Klubs, auch aus dem Ausland, doch es fehlte wohl stets auf beiden Seiten die Überzeugung. Der Moment war also günstig

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Stanko Patkovic, Chef-Scout bei RWE, ergriff schließlich die Initiative und sein Handy, um den Deal einzustielen. „Stanko hatte zum Glück die Fantasie, dass wir Thomas Eisfeld bekommen könnten“, sagt Nowak. Und weil man sich aus gemeinsamen Bochumer Zeiten kennt, war der Umworbene gesprächsbereit – obwohl nur ein Viertligist eingeladen hatte.

RWE braucht Spieler, die Ärmel hochkrempeln und mitanpacken

RWE fährt da allerdings auch eine klare Linie: „Wir brauchen Spieler, die mithelfen, unser Projekt zu realisieren, die die Ärmel hochkrempeln und sich nicht später sozusagen ins gemachte Nest setzen“, erklärt der Sportchef. Der Weg soll mittelfristig in die 2. Liga führen, so der Plan. Und Eisfeld ließ sich davon überzeugen, aber sicher auch vom Ambiente und der Professionalität an der Hafenstraße. Das ist alles andere als viertklassig ist. Und was die Fans angeht, kann man es ja ohnehin locker mit manchem Zweitligisten aufnehmen.

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