Essen. Zur Saison 2021/22 gab es wider Erwarten einen Umbruch beim Essener Regionalligisten. Ein Halbzeit-Fazit über die Leistungen der Neuzugänge.

Regionalligist Rot-Weiss Essen spielte in der vergangenen Saison überragend und hatte nur Pech, das in Borussia Dortmund II ein Gegner im Titelrennen mitlief, der genauso überragend um eine Hundertstel vor RWE im Ziel war. Wieder war es nichts geworden für Rot-Weiss mit dem Aufstieg in die 3. Liga.

Zunächst waren für die neue Spielzeit keine großartigen Veränderungen im Kader geplant. Doch das verpasste Ziel änderte die Sachlage – für die Spieler, für Sportdirektor Jörn Nowak und Trainer Christian Neidhart. Stammkräfte wie Kapitän Marco Kehl-Gomez, Abwehrrecke Alex Hahn oder Mittelfeldstratege Amara Condé verließen den Verein mit 13 weiteren Spielern. Es wurde dann doch ein Umbruch, aber Unruhe kam deshalb nicht auf. Die Verantwortlichen an der Hafenstraße hatten die Situation analysiert, die entsprechenden Schlüsse gezogen.

Rot-Weiss Essen hat ein gutes Händchen bewiesen

Der Anspruch indes ist unverändert: Der Aufstieg ist das - ohne Wenn und Aber. RWE vermittelte trotz der hohen Fluktuation stets den Eindruck, als würde man auf jeden Abgang eine passende Antwort finden. Letztlich sind es 14 Neuzugänge geworden, wobei die vereinslosen Felix Bastians und Michael Tarnat nachverpflichtet wurden. Sören Eismann wiederum, der routinierte „Eisenfuß“, verabschiedete sich wieder nach vier Spielen und drei Kurzeinsätzen. Youngster Felix Schlüsselburg wurde ausgeliehen und sammelt beim Liga-Rivalen SV Lippstadt Spielpraxis.

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Nach 20 Spielen darf man feststellen, dass Rot-Weiss Essen ein gutes Händchen bewiesen hat bei den Verpflichtungen. Ein Flop ist nicht dabei. Und die Verletzungsmisere hat gezeigt, dass der Kader auch in der Breite hochklassig aufgestellt ist, wenngleich in der Personalnot manchmal Alternativen fehlten, sollte eine Kraft mal schwächeln.

Defensive: Alonso und Bastians haben sich etabliert

Rios Alonso
Der 20-jährige Innenverteidiger stand zum Saisonauftakt nicht in der Startelf. Aber Sportdirektor Nowak hatte den jungen Mann vom VfB Stuttgart damals als „kleinen Kehl-Gomez“ angekündigt, was von hoher Wertschätzung zeugt, obwohl Alonso vom Spielertyp her doch etwas anders auftritt als „KG“. Im dritten Saisonspiel rutschte er ins Team und ist seither eine feste Größe. Schnell, zweikampf- und kopfballstark, gut auch für die Offensive.
Fazit: Der Junge hat seinen Job gemacht.

Felix Bastians (rechts) bringt bei Rot-Weiss Essen seine ganze Erfahrung ein. Hier behauptet er den Ball gegen den Rödinghauser Patrick Kurzen.
Felix Bastians (rechts) bringt bei Rot-Weiss Essen seine ganze Erfahrung ein. Hier behauptet er den Ball gegen den Rödinghauser Patrick Kurzen. © Thorsten Tillmann

Yannick Langesberg
Der Innenverteidiger - vom Drittligisten SC Verl gekommen - gehört im Auftaktspiel zur Startelf, erwischte am zweiten Spieltag beim 1:4 gegen Straelen aber einen schwachen Tag und musste seinen Platz für Alonso räumen. Bei seinen späteren sechs Einsätzen erledigte er dann aber seinen Job.
Fazit: Dumm gelaufen, er fällt unter die Rubrik „Enttäuschung“.

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Felix Bastians
Der bundesligaerfahrene Routinier kam erst im September zu RWE. Ein Mann mit einer solchen Vita muss einfach spielen, aber wo? Eigentlich funktionierte das Team zu jenem Zeitpunkt. Durch die Verletzungen in der Defensive klärten sich die Dinge von selbst. In 14 von 16 möglichen Spielen ging der 33-Jährige über die volle Distanz mit Ruhe und Übersicht. Er fügt sich immer besser ein, arbeitet viel nach vorn.
Fazit: Die Lücke, die Kevin Grund auf der linken Seite hinterlassen hat, ist geschlossen.

Mittelfeld: Krasniqi ist die Entdeckung, Holzweiler der Pechvogel

Luca Dürholtz
Der emsige Arbeiter hat alle 20 Saisonspiele mitgemacht, sich von Beginn an der Seite von Dennis Grote zurechtgefunden und zuverlässig geliefert.
Fazit: Er gilt im zentralen Mittelfeld als gesetzt.

Kevin Holzweiler Der Offensivmann wurde als Unterschiedsspieler vom Drittligisten Viktoria Köln geholt. Der kleine, dribbelstarke Wirbelwind wirkte nicht immer konstant in seinen Leistungen, und dann erwischte es ihn richtig hart. Durch eine Augenverletzung verpasste er zu Beginn zwei Spiele, am 12. Spieltag riss er sich gegen Wiedenbrück das Kreuzband. Fazit: Die Saison ist gelaufen.

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Erolind Krasniqi
Der Rückkehrer war im offensiven Mittelfeld die Entdeckung schlechthin. Von RWE in der vergangenen Saison zum BFC Dynamo nach Berlin ausgeliehen, hat der junge Mann seine Chance genutzt. Was der technisch filigrane Krasniqi macht, hat Hand und Fuß, er ist gut für Standards, bereitet vor und trifft (14 Einsätze, 5 Tore).
Fazit: Ein absoluter Gewinn.

Wieder zurück und Chance genutzt: Erolind Krasniqi, der nach Berlin ausgeliehen war, ist die Entdeckung der Saison bei RWE.
Wieder zurück und Chance genutzt: Erolind Krasniqi, der nach Berlin ausgeliehen war, ist die Entdeckung der Saison bei RWE. © Thorsten Tillmann

Niklas Tarnat
Der 23-Jährige mit dem prominenten Namen kam erst Mitte Oktober an die Hafenstraße und muss sich anstellen. Er kam zu Kurzeinsätzen, wegen der Personalnot und der Suspendierung von Dennis Grote spielte er in den letzten beiden Partien über die volle Distanz. Solide, mit guten Ansätzen.
Fazit: Man muss ihm Zeit geben.

Offensive: Janjic ist Mann für eine Hauptrolle

Zlatko Janjic
In ihm hat RWE einen weiteren Alpha-Mann für die Mentalität verpflichtet. Und wie bei Bastians hieß es anfangs: Ja, so einer muss natürlich spielen, aber wo? Schließlich war die Mittelstürmerposition an Torjäger Simon Engelmann vergeben. Aber der 35-jährige Angreifer ordnete sich ein, wartete auf seine Chance und nutzte sie, ob an der Seite von Engelmann oder allein. Janjic hat zuletzt immer mehr Spielanteile bekommen. Er bewies viel Übersicht, setzt seine Nebenleute gut in Szene. Janjic kann Bälle festmachen und macht Tore (5).
Fazit: Der Mann für eine Hauptrolle.

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Youngster: Sascha Voelcke hat schon kräftig dazugelernt

Felix Heim und Sascha Voelcke entwickeln sich gerade bei RWE, wobei der junge Voelcke (19) seinem Kollegen bereits ein Stück voraus ist. Er überzeugte Trainer Neidhart in der täglichen Trainingsarbeit, so dass der ihn in der Endphase des Jahres für einen Startelf-Einsatz ausgeguckt hatte. Aber nicht für die Defensive, sondern offensiv ist das Talent mit seiner enormen Schnelligkeit eine „Waffe“. Beim 6:1 gegen Bonn machte er ein Tor und bereitet eines vor. Heim (20) wiederum fehlt noch die Stabilität.
Fazit: Beide haben Potenzial, brauchen aber noch Zeit.

Ohne Wertung: Niemeyer konnte noch nicht eingreifen

Der langzeitverletzte Michel Niemeyer, der als Ersatz für Kevin Grund vorgesehen ist und als 1a-Lösung für die linke Abwehrseite gilt, wurde durch eine hartnäckige Sehnen-Entzündung mattgesetzt und soll erst am 3. Januar beim Trainingsauftakt einsteigen. Raphael Koczor (TSV Steinbach) ist dritter Torwart ohne Einsatz, Nils Kaiser (nach Verletzung) und Giuliano Zimmerling aus der eigene U19 haben ebenfalls noch keinen Liga-Einsatz in der Bilanz.

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